nâh
Band VI, Spalte 759
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nâh präp. (mit dem Dat.), seit dem 10.
Jh. in Gl., im T, OT, StD (OG, Prs A/B/C, RhC,
BGB II, GGB III, BaGB/WeGB, BGB I/III,
GGB II, WeGB II, MGB, AGB, NdG), NBo,
NMC, Ncom, Ni, NCat, Nm, Nrh, Nps, Npg,
Npw und WH: ‚nahe, nach, gemäß, zufolge,
entsprechend, bei, neben, zu, hinter; ad, iuxta,
post, post tergum, pro, prope, retro, secundum,
sequens, sicut, super‘, nâh rehte ‚gerecht, mit
Recht; in aequitate, iure‘, nâh rêdo ‚in völlig
gehöriger Weise; ordinatissime‘, nâh wortun
‚wie vorausgesagt; ut prophetavit‘, nâh io-
mannes willen ‚nach jmds. Herzenswunsch; se-
cundum cor‘, nâh eddewes namo ‚von einem
Namen abgeleitet; denominative‘, nâh demo tô-
de ‚nach dem eingetretenen Tod; post corpus
morte defunctum‘, nâh sunnûn sedalgange ‚bei
Sonnenuntergang; occidente [Interpr. zu mer-
so] Phoebo‘, nâh den buohstaben / nâh bârero
skrifte ‚im buchstäblichen, eigentlichen Sinne;
secundam litteram‘, nâh dero wîsûn ‚auf diese
Weise, so; modo‘, nâh slehtên wortun ‚nach
eindeutiger Aussage; secundam litteram‘, nâh
iomanne wurken ‚nach jmds. Vorbild handeln;
alicuius opera discere‘, nâh (demo wîbe) ‚aus
(Liebe zur Gattin); propter (amorem uxoris)‘,
nâh sînemo willen kêren ‚lenken, leiten; reg-
ere‘, lônôn nâh demo lône ‚lohnen, wie man es
verdient hat; retributionem requirere‘, daz ûf-
stân nâh tôde ‚Auferstehung vom Tode; re-
surrectio‘ (mhd. nâch präp. [mit Dat.] dient
räumlich zur Angabe der Richtung, zeitlich der
Folge, modal des Vorbilds, der Art und Weise,
nhd. nach präp. [mit Dat.] ‚dss.‘; as. nāh präp.
[mit Dat. und Instr.] ‚nach‘, mndd. , seltener
nāch präp. [mit Dat.] ‚nach, in Richtung auf,
folgend auf, gemäß, entsprechend‘, nā brōt gān
‚um Brot betteln‘, de bēde nā vrēde ‚die Bitte
um Friede‘, nā dem kinde ‚nach der Geburt des
Kindes‘, nā behāge ‚nach Belieben‘, nā rechte
‚rechtmäßig‘, nā rāde ‚dem Rat entsprechend‘,
nā der tīd ‚der Zeit gemäß‘; andfrk. präp.
[mit Dat.] ‚nach, folgend, in Übereinstimmung
mit‘ [a. 1100], frühmndl. na präp. [mit Dat. und
Akk.] ‚nach, in Richtung von, hinter, auf die Art
von, gemäß, entsprechend‘, mndl. na präp. [mit
Dat. und Akk.] ‚dss.‘; afries. nei präp. ‚nach,
entsprechend, gemäß, nach dem Vorbild von, in
Richtung auf, an‘; ae. nēah präp. [mit Dat.]
räumlich, zeitlich, modal ‚nach‘). S. nâh adv. –
nâh, nâhi adj., im Abr, der Sam und weiteren
Gl., T, OT, B, GB, MH, O, NBo, NMC, Nm,
Nps, Npg und Npw: ‚nahe, benachbart, an-
grenzend, in der Nähe; confinis, contiguus, mo-
dernus, prope, propinquus, proximans, remo-
tus, suppropius?‘, substantiviert ‚Nachbar, Ver-
wandter; vicinus‘, sup. nâhist(o), auch sub-
stantiviert ‚der nächste, benachbart, verwandt,
Nachbar, Verwandter; propinquitas, propin-
quus, proximus, vicinus‘, allero nâhisto ‚ganz
nahe (bei); propinquans‘, nâhemo fuoze ‚ste-
henden Fußes, augenblicklich; vicino pede
(mhd. nâch adj. ,nahe‘, kontrahiert , kompar.
næher, nâher, sup. næh[e]st, nâhest ‚vorher-
gehend, nächstfolgend, künftig‘, kontrahiert
næst, nêst, nâst, nhd. nahe, nah adj. ‚nicht weit
entfernt, leicht erreichbar, in absehbarer Zeit,
bald, in enger Beziehung zu jmdm. / etw. ste-
hen‘; as. nāh adj. ‚nahe; prope‘, substantivierter
Sup. ‚der nächste Angehörige, der Nächste;
propinquus, proximus‘, mndd. ‚nahe, ver-
wandt‘; frühmndl. na ‚nahe, eng verwandt‘,
mndl. na ‚dss.‘; afries. nei, ‚nahe‘; ae. nēah
‚nah, dicht, später‘: < urgerm. *-χ-a-). Ge-
legentliche Schreibungen ohne -h- in flektier-
ten Formen und im Sup. sind Ausdruck der
Spirantenschwächung, bei der das im Silben-
anlaut stehende -h- zum Hauchlaut geworden
ist (vgl. Braune-Reiffenstein 2004: § 154 und
Anm. 1). Weiteres s. nâh adv. – nâhana adv., im
Abr (1,156,5 [Pa, Kb]): ‚benachbart, in der Nä-
he; confinis‘ (mhd. nâhene, gekürzt nâhen adv.
‚nahe, beinahe, fast‘, ält. nhd. [selten] nahen
adv. ‚dss.‘ [Dt. Wb. 13, 289], noch in kärnt.
naͦch‧n adv. ‚nah‘ [Lexer, Kärnt. Wb. 195]; vgl.
ae. nēan adv. ‚aus der Nähe, nahe, fast, bei-
nahe‘). Lat. confinis ‚Grenznachbarn‘ ist ad-
verbiell mit nâhana übersetzt (vgl. Splett 1976:
230). Ahd. nâhana < urgerm. *nēχanē setzt
einen lokativisch gebrauchten Instr. fort (s.
hintana). S. nâh adv. – Ahd. Wb. 6, 990 ff.;
Splett, Ahd. Wb. 1, 652. 653; Köbler, Wb. d. ahd.
Spr. 810; Schützeichel⁷ 232; Starck-Wells 430;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 11 ff. 14.

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