narto m. an-St., seit dem 9. Jh. in Gl.:
‚flache Schüssel, Schale; concha, crateola, pel-
vis‘. – Mhd. narte sw.m. ‚Trog, Mulde‘, ält.
nhd. narte, narde m. ‚muldenartiges hölzernes
Gefäß‘, nhd. mdartl. els. narde m. ‚Behälter, in
dem auf dem Markt die Fische feilgeboten
werden, flacher Fischzuber, Fischmulde‘, bad.
narte m./(f.) ‚hölzerne Mulde, in der der Metz-
ger Fleisch austrägt, flache Mulde, in der Fi-
sche zum Kauf angeboten werden, Trog, Tel-
ler‘, rhein. narte f. ‚hölzerner langer Teller, auf
dem der Metzger Fleisch austrägt‘, pfälz. nar-
te f., narter m./f., nart(en) m. ‚hölzerne Mul-
de, Trog, Fleischbrett, hölzerner Küchenteller,
Trog aus Holz oder Stein, in dem die Rüben für
das Vieh zerkleinert werden‘, nassau. narte,
narde m. ‚rundes muldenartiges hölzernes Ge-
fäß der Metzger‘, südhess. narte m./f. ‚hölzerne
Mulde, in der der Metzger Fleisch und Wurst
austrägt, kleine Mulde, in der die Bäuerin die
Butter formt, länglicher ovaler Korb mit zwei
Griffen, hölzerne Wurfschaufel‘, ohess. narten
m., narde f. ‚längliches muldenartiges Gefäß
aus Holz‘, hess.-nassau. narte m. ‚vom Flei-
scher benutze Mulde‘, vereinzelt mit Aphärese
des anl. Nasals, die durch Verbindungen mit
einem vorangehenden Akk. auf -n oder dem un-
bestimmten Artikel verursacht ist: rhein., hess.-
nassau. arde.
Ahd. Wb. 6, 1064; Splett, Ahd. Wb. 1, 1227; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 815; Schützeichel⁷ 234; Starck-Wells
432; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 33; Seebold,
ChWdW9 614; Graff 2, 1095; Lexer 2, 36; Dt. Wb. 13,
392. – Rohr 1909: 35. 48. – Martin-Lienhart, Wb. d. els.
Mdaa. 1, 781; Ochs, Bad. Wb. 4, 33; Lexer Müller, Rhein.
Wb. 6, 85; Christmann, Pfälz. Wb. 5, 74; Kehrein, Volks-
spr. u. Wb. von Nassau 291; Maurer-Mulch, Südhess.
Wb. 4, 922 f.; Crecelius, Oberhess. Wb. 621 f.; Berthold,
Hessen-nassau. Volkswb. 2, 436.
Das nur im Hdt. bezeugte Subst. hat keine
Entsprechungen in den anderen idg. Sprachen.
Eine Verbindung mit ahd. nuosc m. ‚Was-
serrinne‘ (s. d.) ist aufgrund des hypothetischen
Charakters der Rekonstrukte unwahrscheinlich:
Ahd. nuosc müsste auf einer vorurgerm. *-ko-
Bildung zu einem sonst einzelsprachlich nicht
nachweisbaren Nomen uridg. *neHs- beruhen,
dessen Schwundstufe in ahd. narto vorläge.
Ahd. narto wäre dann Fortsetzer eines vorur-
germ. Funktionsverbgefüges *nəs-dhh₁ó- (mit
Entwicklung zu *nazda-), das ebenso keinerlei
Entsprechungen in der Indogermania hat. Ahd.
nuosc lässt sich hingegen sowohl semantisch
als auch morphologisch an die Wortsippe von
ahd. nuoa f. ō(n)-St. ‚Ritze, Riss, Spalte, Fuge‘
anschließen. Die Etymologie von ahd. narto
bleibt trotz der idg. Wortstruktur also unklar.
MK/LS