nechala m. a-St. (Pl.tantum) oder f. ō-St.?,
seit etwa 1000 in Gl.: ‚Beinkleid oder Bein-
schmuck (der Frau), Beinbekleidung, Schnür-
schuh?; calciamenta, periscelis, talaria‘ 〈Var.:
nich-; -ela〉. Da das Wort nur im Akk.Pl. belegt
ist, ist die Stammklasse nicht sicher bestimm-
bar. Auszuschließen ist ein f. ōn-St. (anders
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 43: st. sw.
F.). Heyne 1899–1908: 3, 309 Anm. 242 ver-
mutet in nechala ein Lehnwort aus mlat. nacum
(für nactum) als species panni ‚eine Art Binde,
Tuch‘ (Du Cange² 5, 566) (s. u.).
Ahd. Wb. 6, 1092; Splett, Ahd. Wb. 1, 1227; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 817; Schützeichel⁷ 234; Starck-Wells
433; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 43; Graff 2,
1018; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 426 (s. v. perichelis).
Bei dem ahd. Substantiv handelt es sich um
ein Lehnwort aus mlat. neca f. ‚Kleidschmuck,
Schmuckbinde, Kopfbinde‘, das im Ahd. um
das weitverbreitete Suffix -ala- zur Bez. von
Instrumenten erweitert wurde. Zu dem von die-
sem Subst. zu trennenden, aber formell nahe-
stehenden GN Nehalenna vgl. Rübekeil 2002:
159.
Die von Heyne 1899–1908: 3, 309 Anm. 242 vorge-
schlagene Verbindung mit mlat. nacum ‚Stoffstück,
Decke, Pferdedecke‘ ist nicht nur semantisch schwie-
riger, sondern auch wegen des e in ahd. nechala mor-
phologisch unwahrscheinlich: Das e wäre nur unter An-
nahme der Suffixvar. -ila-, die i-Umlaut bewirkt hätte, zu
verstehen.
Mlat. neca f. basiert auf einer nicht bezeug-
ten mlat. Vorform *necta f., die von lat. nectō
‚binde, knüpfe, knüpfe zusammen‘ abgeleitet
ist. Zu der Konsonantenvereinfachung ct > c
vgl. mlat. plecha f. ‚Fassreif‘ zu lat. plecto
‚flechte, flechte ineinander‘, mlat. nacum neben
nactum ‚Pferdedecke‘ (vgl. Stotz 1996–2004:
3, 7 § 164, 2). Das Verb lat. nectō ist eine t-Prä-
sensbildung wie lat. plectō (~ gr. πλέκω ‚flech-
te, winde‘) (vgl. Meiser [1998] 2010: § 36, 7).
Problematisch bleibt der weitere Anschluss:
Die zuletzt von de Vaan, Et. dict. of Lat. 404
vorgeschlagene Umgestaltung eines lat. *nedō
zu nectō in Analogie zu lat. plectō ‚flechte,
flechte ineinander‘ und damit eine Verbindung
mit lat. nōdus m. ‚Knoten‘ ist kaum zu be-
weisen und entbehrt jeglicher Parallelen. Auf-
grund der stark abweichenden Bedeutung ent-
fällt die ebenfalls von de Vaan, a. a. O. 404 an-
genommene Verbindung mit der Wz. uridg.
*h₂nek̂- ‚erreichen‘ (s. ginah). Wahrscheinlich
handelt es sich bei lat. nectō um den Fortsetzer
einer Wz. uridg. *Hneĝh- ‚binden, verbinden‘,
die in ai. nah- ‚knüpfen, binden‘ fortgesetzt ist.
Neben den Formen mit h stehen im Ai. Bil-
dungen, die auf ein uridg. *Hnedh- weisen (so
beispielsweise ai. naddha- ‚gebunden‘). Sie be-
ruhen möglicherweise auf einer Kontamination
der Wz. uridg. *Hneĝh- ‚binden, verbinden‘ mit
der gut bezeugten Wz. uridg. *Hnedh- ‚bin-
den‘, die auch in lat. nōdus m. ‚Knoten‘ er-
scheint (vgl. Mayrhofer, EWAia 2, 32).
Walde-Pokorny 2, 328 f.; Pokorny 758 f.; LIV² 227;
Mayrhofer, KEWA 2, 147; ders., EWAia 2, 31 f.; Wal-
de-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 155 f.; Ernout-Meillet, Dict.
ét. lat.⁴ 435; de Vaan, Et. dict. of Lat. 404; Du Cange²
5, 582.
S. nezzî.
LS