nel
Band VI, Spalte 874
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nel m. a-St.?, in der Sam (1,257,32) und
Gl. 3,660,47 (13. Jh.): ‚Hirnschale, Hinterkopf;
sinciput .i. posterior pars capitis, testaVar.:
hn-. In Gl. 1,257,32 ist anl. h- vor -n- noch
erhalten. – Mhd. nel st.m., nelle sw.m. ‚Spitze,
Scheitel, Kopf‘, nhd. mdartl. häufig in übertra-
gener Bed. zur Bez. von etw. Dickem, Geball-
tem, Knuppelartigem: schweiz. nëll m. ‚Dick-
kopf, Dummkopf‘, nëllen f. ‚einfältige, unge-
schickte Frau‘, bad. Nelle f. FlurN, schwäb.
nelle m./n.? ‚Genick‘, vorarlb. nille m. ‚geistig
beschränkter Mensch‘, bair. nellen f. ‚hohler
Baumstock über einer Quelle‘, nille f. ‚Ge-
schwür, Eiterblase am Kopf‘, kärnt. nélle n.
‚Hinterhauptgrube‘, tirol. nellen, nalle f. ‚Ge-
nick‘, rhein. nelle f. ‚Kopfwirbel, Kopf‘, märk.
nille f. ‚männliches Glied, Penis‘, preuß. nille
m./f. ‚Penis‘.

Ahd. Wb. 6, 1105; Splett, Ahd. Wb. 1, 675; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 817; Schützeichel⁷ 235; Starck-Wells 434;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 46; Bergmann-Stri-
cker, Katalog Nr. 287. 895; Seebold, ChWdW9 629;
Graff 4, 1131; Lexer 2, 52; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
536 (sinciput). – Braune-Reiffenstein 2004: § 153 und
Anm. 1 (S. 148). – Schweiz. Id. 4, 715 (Nëll²); Stalder,
Versuch eines schweiz. Id. 2, 235; Ochs, Bad. Wb. 4,
52; Fischer, Schwäb. Wb. 4, 1991 f. (Nelle¹); 6, 2 Nachtr.
2674; Jutz, Vorarlberg. Wb. 2, 551; Schmeller, Bayer.
Wb.² 1, 1737; Lexer, Kärnt. Wb. 197; Schöpf, Tirol. Id.
458. 465; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 2, 448; Müller,
Rhein. Wb. 6, 145; Bretschneider, Brandenb.-berlin. Wb.
3, 443; Frischbier, Preuß. Wb. 2, 99; Riemann, Preuß.
Wb. 4, 130. – Riecke 2004: 2, 197 f.

Im Gegensatz zu dem verwandten Subst. ahd.
nol (s. d.) hat nel nur in mndl. nël m. ‚Hirn-
schale, Sandhügel, Düne‘ (daneben nëlle sw.m.)
eine direkte Entsprechung. Das ahd. und mndl.
Subst. gehen auf eine Vorform urgerm. *χnel-
la- zurück. Möglicherweise gehört auch das in-
nerhalb der germ. Sprachen isolierte nisl. hnal-
la ‚Keule, Knüppel‘ (< urgerm. *χnal--) dazu.

Fick 3 (Germ.)⁴ 98; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 2491;
Magnússon, Ísl. Orðsb. 344.

Urgerm. *χnel-la- setzt mit Assimilation von
*sl > *ll (vgl. Krahe-Meid 1969: 1, § 96, 2) ein
substantiviertes lo-Adj. vorurgerm. *knés-lo-
(mit Oppositionsakzent und e-stufiger Wz. we-
gen Substantivierung) fort. Schließt sich ur-
germ. *χnal-la- ‚Knüppel‘ hier an, würde das
Wort neben der e-Vollstufe auch ein o-stufiges
Subst. vorurgerm. *knós-lo- bezeugen. Die Be-
deutung ‚Knüppel‘ findet sich bei dieser Wur-
zel nicht nur im Germ., sondern erscheint auch
in dem verwandten Subst. lett. knese ‚Knüp-
pel‘. Der lett. Beleg weist zusammen mit den
germ. Entsprechungen auf eine Grundbedeu-
tung ‚Aufhäufung, Zusammenballung‘. Die Be-
deutung ‚Hirnschale‘ ergibt sich aus der per-
zeptuellen Similarität zwischen der nach außen
gewölbten Hirnschale und gewölbten Hügeln
bzw. Dünen. Zur bei lo-Adj. häufiger bezeugten
schwundstufigen Wz. s. nol.

Walde-Pokorny 1, 391; Pokorny 558; Mühlenbach-End-
zelin, Lett.-dt. Wb. 2, 245.

S. nol.

MK/LS

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