nidaren
Band VI, Spalte 938
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nidaren sw.v. I, nidarôn sw.v. II, seit
Ende des 8./Anfang des 9. Jh.s in Gl., in MF, B,
GB, bei O, in Nps, Npw und WH: ‚erniedrigen,
demütigen, entmutigen, bedrücken, bedrängen,
jmdn. verurteilen, verdammen; damnare, deice-
re, descendere, destituere, elidere, enervare,
humiliare‘, part.prät. ginidarit ‚bedrückt, zer-
mürbt; attritus, deicitur, humiliatus‘ (mhd. ni-
deren, nidern sw.v. ‚herabsetzen, erniedrigen,
niederdrücken, verhindern‘, ält. nhd. niedern
sw.v. ‚erniedrigen‘ [Dt. Wb. 13, 780 f.], nhd.
mdartl. schweiz. nideren sw.v. ‚niedrig[er] wer-
den, abnehmen [von Geschwulsten], niedrig[er]
machen, erniedrigen‘ [Schweiz. Id. 4, 672; Stal-
der, Versuch eines schweiz. Id. 2, 236], els.
nidern sw.v. ‚erniedrigen, demütigen‘ [Mar-
tin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. 1, 759], schwäb.
nideren sw.v. ‚erniedrigen, im Wert he-
rabsetzen‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 4, 2031 f.],
schles. niedern sw.v. ‚niedrig machen, ernied-
rigen‘ [Mitzka, Schles. Wb. 2, 930], ält. sieben-
bürg.-sächs. niedern sw.v. ‚demütigen‘ [Schul-
lerus, Siebenbürg.-sächs. Wb. 8, 123]; mndd.
nēderen sw.v. ‚erniedrigen, geringer, wertlos
machen, im Wert herabsetzen, demütigen‘, des
kōpmans recht nēderen ‚die Privilegien des
hansischen Kaufmanns mindern‘; frühmndl.
nederen sw.v. ‚erniedrigen, herabsetzen, zu-
rückgehen, sich demütigen‘ [a. 1277], mndl.
nederen sw.v. ‚dss.‘; ae. niþerian, niþrian sw.v.
II ‚erniedrigen, demütigen, anklagen, verurtei-
len, verdammen‘. Aisl. niðra sw.v. II ‚ernied-
rigen, unterdrücken‘ ist von niðr adv. ‚nieder‘
abgeleitet [vgl. G. Schmidt 1962: 284]). Sekun-
däre Formen nach der ōn-Konjugation sind nur
in Npw und Gl. 1,566,60/61 (12. Jh.) belegt.
Das sw. Verb ist zu nidar adv. (s. d.) gebildet. –
firnidaren im T, OT und Gl. 1,613,44 (12. Jh.,
bair.): ‚verdammen, verurteilen, geringschät-
zen, verachten, verringern; condemnare, dam-
nare, elongare‘ (mhd. vernideren ‚herabset-
zen, verschlechtern‘, nhd. mdartl. els. verni-
deren ‚erniedrigen, verleumden‘ [Martin-Lien-
hart, Wb. d. els. Mdaa. 1, 760], schlesw.-holst.
verneddern ‚niedrig machen‘ [Mensing, Schles-
wig-holst. Wb. 5, 412], ält. meckl. verneddern
‚niedrig machen, niedrig werden‘ [Wossidlo-
Teuchert, Meckl. Wb. 7, 878]; mndd. vornēde-
ren ‚erniedrigen, herunterdrücken‘; vgl. afries.
fornedria sw.v. II ‚schmälern, beeinträchti-
gen‘). – ginidaren seit dem 9. Jh. in Gl., in MF,
Nps und Npw: ‚erniedrigen, demütigen, ver-
dammen, verurteilen, verachten, zunichte ma-
chen; abicere, adimere, condemnare, contere-
re, deicere, dirimere, exurere, humiliare, pro-
sternere, sternere, sublidere?, summitere [=
submittere]‘ (mhd. genideren ‚niederdrücken,
erniedrigen, demütigen‘, frühnhd. geniedern
‚jmdn./sich niederdrücken, erniedrigen, herab-
setzen‘, nhd. mdartl. schwäb. †genideren ‚er-
niedrigen‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 4, 2031 f. s. v.
nideren]; andfrk. ginitheren ‚erniedrigen, de-
mütigen‘ [a. 901–1000], mndl. genederen ‚er-
niedrigen, demütigen, eindämmen, schmälern‘;
vgl. ae. geniđerian sw.v. II ‚demütigen, ernied-
rigen, unterwerfen, verdammen, verurteilen‘). –
binidarên sw.v. III, nur in Nm: ‚niedriger ge-
setzt werden‘ (vgl. mhd. benider adv. ‚unter-
halb, weiter nach unten‘, frühnhd. benieder
adv. ‚talabwärts gelegen, nach unten, hinab‘).
Präf. Ableitung von nidar adv. – nidarfal m. i-
St., Npg: ‚Teufel; diabolus‘, eigtl. ‚Gefallener,
abgefallener (Engel)‘ (in and. Bed. mhd. nider-
val st.m. ‚Niederfall‘, ält. nhd. niederfall m.
‚das Niederfallen, Kniefall, Niedergang, Rück-
gang‘ [Dt. Wb. 13, 756], nhd. mdartl. schwäb.
niderfall m. ‚das Niederfallen, Niedergang‘ [Fi-
scher, Schwäb. Wb. 4, 2032; 6, 2 Nachtr. 2683],
frk. niderfall m. ‚festliches Gemeinschaftsmahl
nach Beendigung handwerklicher Arbeiten
oder der Ernte, der entsprechende Geldbetrag
für die verrichteten Arbeiten‘ [Schmeller, Bay-
er. Wb.² 1, 705; DRW 9, 1480], ält. tirol. nie-
derfàll m. [Schöpf, Tirol. Id. 117], meckl.
nedderfall m. ‚Kniefall‘ [Wossidlo-Teuchert,
Meckl. Wb. 5, 81]; vgl. bad. niederfalle f. ‚Fest
mit Tanz zum Ernteabschluss‘ [Ochs, Bad. Wb.
4, 71]; as. nitherfall st.m./n. ‚Erträge‘, mndd.
nēderval m. ‚Fall, Sturz, Niederschlag, Unter-
gang [der Sonne]‘; mndl. nederval m. ‚Fall, das
Fallen, Tod, Totschlag‘). Nomen rei acti, das
metonymisch auf eine belebt gedachte Entität
übertragen wurde, zum red.v. nidar(i)fallan
(s. d.). Vgl. nidarrîs. – Ahd. Wb. 6, 1237 ff.;
Splett, Ahd. Wb. 1, 202. 667. 668; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 100. 282. 425. 821; Schützeichel⁷
237; Starck-Wells 439. XLV. 827; Schützei-
chel, Glossenwortschatz 7, 92 f.

MK

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