nihein
Band VI, Spalte 955
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nihein, nohein indef.pron., pron.adj., ab
Anfang des 9. Jh.s in Gl. und in zahlreichen
literarischen Denkmälern: ‚kein, irgendein; mi-
nime, nec, nec quispiam, nec ullus, nemo, ne
quisquam, nihil, non unus, nullatenus, nullus‘,
nihein zala ni sîn ‚zahllos sein‘ Var.: -e-; -ch-,
-hh-. Bei dem Schwanken im Wz.vokal muss
es sich nicht um einen etym. Unterschied der
Formen nihein : nohein handeln, es kann auch
eine rein innerahd. Vokalschwankung vorlie-
gen, die sich auch in einigen anderen pro- bzw.
enklitischen Wörtern im Ahd. zeigt (Braune-
Reiffenstein 2004: § 29 Anm. 3), aber s. u. –
Mhd. nehein, nihein, enkein adj., pron. ‚nicht
ein, kein‘, nhd. kein ‚nicht ein‘. Daneben ist die
altertümliche Form noch bewahrt in schweiz.
(Solothurn) nekein ‚kein‘ (Schweiz. Id. 3, 316).

Ahd. Wb. 6, 1258 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 175. 666. 669.
694; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 826. 831; Schützeichel⁷
237. 239; Starck-Wells 440; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 7, 97. 121; Seebold, ChWdW9 246. 621. 628 f.;
Graff 1, 323 ff.; Lexer 2, 48; 3, Nachtr. 330; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 363 (minime). 384 (nullus); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 405 (minime). 427 (nemo). 429 (nihil). 432
(non). 435 (nullatenus, nullus). 549 (quispiam). 684 (ul-
lus); Dt. Wb. 11, 457 f.; Kluge²¹ 363; Kluge²⁵ s. v. kein;
Pfeifer, Et. Wb.² 646 f. – Braune-Reiffenstein 2004: § 296.

In den anderen westgerm. Sprachen entspre-
chen: as. nigēn ‚kein‘, mndd. nechē(i)n, ni-
chē(i)n, nein, neyn, nīn etc. ‚kein‘, auch subst.
‚Keiner‘; andfrk. nehein, ghein, khein ‚kein‘,
mndl. neg(h)een, eng(h)een, gheen ‚kein‘,
nndl. geen ‚dss.‘; afries. gēn ‚kein‘: < west-
germ. *neχ()ana-.
Westgerm. *neχ()ana- ist eine Zusammenrü-
ckung aus urgerm./westgerm. *neχ()e (< uridg.
* ‚nicht‘ + *ke ‚und‘ [s. nih]) und dem Num.
urgerm.*ana- ‚eins‘ (s. ein) und bedeutete so-
mit urspr. ‚und nicht einer‘. Sollte es sich bei
der oben dargestellten Schwankung ahd. ni-
hein : nohein doch nicht um eine innerahd.
Erscheinung handeln, ist davon auszugehen,
dass hier synchron im Ahd. zwei Bildungen
synonym geworden sind, eben nihein < west-
germ. *neχ()ana- (< vorurgerm. * + *ke +
*ono-) und nohein < westgerm. *nuχ()ana-
(< vorurgerm. *nu [s. n] + *ke + *ono-), wo-
bei die Verbindung vorurgerm. *nu + *ke auch
in ahd. noh ‚noch‘ (s. d.) fortgesetzt wird (vgl.
R. Lühr, MSS 34 [1976], 80 f. 89 Anm. 18. 21).

Tiefenbach, As. Handwb. 289; Sehrt, Wb. z. Hel.² 411;
Berr, Et. Gl. to Hel. 153; Lasch-Borchling, Mndd. Hand-
wb. 2, 1, 1075. 1088 (s. v. in¹); Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. 3, 173; ONW s. v. gēn; VMNW s. v. gheen; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 4, 2300 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl.
taal² 179 f.; Vries, Ndls. et. wb. 188; Et. wb. Ndl. F-Ka
198; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 186.

Zur weiteren Etym. und zur weiteren lautlichen
Entwicklung innerhalb des Dt. sowie zur Wech-
selwirkung mit ahd. dehein ‚irgendein, kein‘ s.
dehein.

S. dehein, ein, n.

HB

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