ninevêtisc adj., in MF: ‚aus Ninive
stammend; Ninevitae‘. Das Wort ist aus lat.
Nīnivīticus adj. ‚ninivitisch‘ entlehnt. Dabei
wurde das lat. Suffix -ic- zur Bez. der Zuge-
hörigkeit bei der Übernahme durch das gleich-
falls Zugehörigkeit ausdrückende heimische
Suffix -isc (< *-iska-; vgl. Krahe-Meid 1969: 3,
§ 148) ersetzt. S. -isc. – ninevisc adj., im T, OT:
‚aus Ninive stammend; Ninevitae‘. Das Wort ist
mit dem Zugehörigkeitssuffix -isc vom lat. ON
Ninevē abgeleitet. S. -isc. – ninu pkl., Gl. 2,
645,67. 650,46 (beide wohl 11. Jh., bair.): ‚etwa
nicht?, ob nicht?, nicht vielleicht?; -ne, [non]
ne‘. Die Abtönungspkl. dient der Modifizierung
einer Frage und signalisiert die Antworter-
wartung ,ja‘. S. inu. – nio, neo adv., konjunkt.,
im Abr (1,215,17 [Kb]) und weiteren Gl., I, MF,
T, OT, MH, B, H, O, NBo, NMC, Ni, NCat, Ns,
Nps, Npg, Npw, AuS, BGB II/III, BaGB/
WeGB, WeGB II, WH, AGB und TC: ‚nie, nie-
mals, zu keiner Zeit, durchaus nicht, keines-
wegs, und nicht, damit nicht, dass nicht; haud
umquam, minime, ne, ne quando, ne ullum tem-
pus, ne umque, nec, nequaquam, neque, nihil
[Interpr. zu minimum], non, numquam, semper
(nach verneintem Satz)‘, nio in altare ‚nie, nie-
mals, numquam; (nach Verneinung) jemals,
umquam‘, nio ni ‚damit nicht etwa, ne, ne forte;
niemals, sine‘, nio ni ist ‚ist nicht etwa; num-
quid non est‘, nio sô – nio sulîh ‚nie so - nie
derartig; quamvis – quamvis‘, nio nihein man
‚kein Mensch, keiner; numquam quisque‘, nio
sô … iz ni sî ‚wenn auch … so doch; tamen …
tamen‘, sâr nio ‚überhaupt nicht; ne … qui-
dem‘, nio des ih gihugge ‚niemals, soweit ich
mich erinnern kann; non queo me reminisci‘
(mhd. nie adv. ‚nie‘, nhd. nie adv. ‚zu keiner
Zeit, kein einziges Mal, überhaupt nicht, auf
keinen Fall, unter keinen Umständen‘; as. nio
adv. ‚nie, niemals; non‘ in Gl. 4,289,65 [10. Jh.]
und Hel, mndd. nē adv. ‚nie, niemals‘, nē un-
de nümmer ‚nie und nimmer‘; andfrk. nie adv.
‚nie, niemals‘ [a. 1100], frühmndl., mndl. nie
adv. ‚nie, niemals, nicht‘, nie meer ‚nicht
mehr‘; afries. nā, nei adv. ‚nie, nicht, (zur Ver-
stärkung der Negation) gar nicht, kein‘; ae. nā,
nō adv. ‚nie, nicht, nein‘; aisl. nei ‚nein‘; got. ni
aiw ‚niemals, in Ewigkeit nicht‘). Das Adv. ist
eine Zusammenrückung aus der Neg. ni und
eo ‚je‘ (s. d., dort auch zur Lautentwicklung),
wobei ausl. -i der Neg. vor vok. anl. eo apo-
kopiert ist. Die Univerbierung hat nur im West-
und Nordgerm. stattgefunden (vgl. Lühr 1982:
531 f.). S. n, eo. – nioman indef.pron., im Abr
(1,60,3 [Pa, Kb]) und weiteren Gl., MF, T, OT,
MH, B, GB, M, O, Ps 138, RS, GA, OG, Ph, Prs
A/B, NBo, NMC, NCat, Ni, Nm, Ns, Nps, Npg,
Npw, GGB II, MGB und WH: ‚niemand, kei-
ner; ne quilibet, ne quis, nec quisquam, nemo,
nihil, non quispiam, nullus, nullus homo, num-
quid‘, niomanne borgên (wellen) ‚keinen ver-
schonen (wollen); communis exitii (avidus es-
se)‘, daz nioman ni mag gifelsken ‚was keiner
für falsch erklären kann; incommutabilis‘, daz
nioman firzeran ni mag ‚was keiner beseitigen
kann; inexorabilis‘, daz nioman ni mag (trio-
gan) ‚von dem man nicht weiß (wie es ge-
täuscht werden kann); aliquid nescium (falli)‘,
die nioman rehtes irwenten ni mag ‚die keiner
von ihrem Recht abbringen kann; qui mores
suos regunt‘, nôtfestaz gikôsi darawidari nio-
man niowiht gituon ni mag ‚zwingende Aus-
sage, gegen die keiner etw. ausrichten kann;
syllogismus‘, ni ist niomanne skuldîg ‚nieman-
dem wird geschuldet; miseratio semper con-
ditione caret‘ (mhd. nieman, niemen, [mit un-
etymologischem ausl. /t/ nach /n/] niemant, nie-
ment, [mit Synkope von /e/ zwischen /m/ und
/nt/] niemt indef.pron. ‚niemand‘, nhd. nie-
mand indef.pron. ‚kein Mensch, überhaupt kei-
ner, nicht einer‘; as. nioman indef.pron. ‚nie-
mand‘ im Hel, mndd. nēmant, nement, nemet,
nēman u. a. indef.pron. ‚dss.‘; andfrk. nieman
indef.pron. ‚niemand, keiner‘ [a. 1100], früh-
mndl. nieman, niemant indef.pron. ‚dss.‘, mndl.
nieman, niemen, niemant, niement u. a. ‚dss.‘;
afries. nammon, nemman, nemmen, nemmand,
nemant u. a. indef.pron. ‚niemand‘). Das pron.
Komp. aus der Neg. n (s. d.) und dem Indef.
pron. ioman (s. d.) kommt nur im Sg. vor. Im
Gen./Dat. flektiert es wie das Subst. man (nio-
mannes/niomanne), im Akk. begegnet die pron.
Endung auf -an (niomannan). S. n, ioman. –
niomêr adv., im T, bei O, in NBo, NCat, Ncom,
Ni, Ns, Nps, Npg, Npw, WH, Prs A/B und
BaGB/WeGB: ‚nie, nie mehr, niemals, kaum
jemals; haud [Interpr. vix exhaustus], nec – um-
quam, non in aeternum, non in aevum, non in
saeculum, non – umquam, nullo modo, num-
quam, vix‘, niomêr ânu eddewaz ‚untrennbar
verbunden mit; inseparabilis‘, sih niomêr skei-
dan ‚verbunden sein; cohaerēre‘, niomêr zi-
samane ni muggen ‚grundverschieden sein; dis-
sidēre‘, (ioman) niomêr follûn dunken ‚(jmdm.)
nicht genug dünken; plura velle acquirere‘, des
ioman niomêr follûn ni dunkit ‚wovon jmdm.
nie genug dünkt; non expleturum‘, noh n – noh
niomêr ‚jetzt nicht – noch jemals, nie und nim-
mer; ne nunc quidem – ne umquam‘ (mhd. nie-
mer, [mit Kürzung des urspr. Diphthongs vor
/m/] nimmer, nimer adv. ‚nimmer, nie, nie-
mals‘, nhd. veraltend nimmer adv. ‚zu keiner
Zeit, niemals, nie‘; as./ahd. niomēr adv. ‚nie-
mals; non in aeternum‘ in Gl. 1,761,5 [Hs.
Anfang des 10. Jh.s, Zeit des Gl.eintrags unbe-
kannt], mndd. nimmer, nümmer adv. ‚nie, nie-
mals, zu keiner Zeit‘; andfrk. niemēr adv. ‚nie,
niemals, nie wieder‘ [a. 1100], frühmndl. nem-
meer, nemmer adv. ‚dss.‘, mndl. nemmer, nem-
ber, nemmere, nimmer adv. ‚dss.‘; afries. nam-
mer, nemmer, nimmer adv. ‚nie, niemals‘; ae.
nā mā, nō mā ‚dss.‘). Zusammenrückung aus
nio (s. d.) und mêr (s. d.). – nionaltres adv., Gl.
2,639,43 (11. Jh., bair.): ‚niemals; haud um-
quam‘. Zusammenrückung aus der Negation
und dem erstarrten Gen.Sg.n. ionaltres (s. d.). –
nione adv., GpfWü, Ph, BGB II, WH, AGB und
Gl. 1,401,50 (12. Jh.): ‚nie; non‘ (mhd. niene
adv. ‚nicht, nichts‘). Das Adv., das eine starke
Negation ausdrückt, ist eine Zusammenrückung
aus nio und ne. – nionêr adv., Gl. 2,643,52
(wohl 11. Jh., bair.) und NBo, NCat, NMC, Ni,
Nps, Npw: ‚nirgends, niemals, nimmer, keines-
wegs, nirgends; nihil usquam, non / nec um-
quam, non usquequaque, nullo modo, num-
quam, nusquam‘, nionêr bikennen ‚nicht ken-
nen, nicht wissen; ignorare‘ (mhd. niener, [mit
Sprosskons. /d/ nach Synkope des Endsilbenvo-
kals] niender, [mit unetymologischem /t/] nien-
dert adv. ‚durchaus nicht, keineswegs‘, früh-
nhd. niender[t], nienar adv. ‚nirgends, unter
keinen Umständen‘ [Götze (1920) 1971: 167;
Dt. Wb. 13, 830 f.], nhd. mdartl. schweiz. niener
adv. ‚nirgends, nie, gar nicht‘ [Schweiz. Id. 4,
761 ff.; Stalder, Versuch eines schweiz. Id. 2,
237], els. nieneds, nienes adv. ‚nirgends, nir-
gendwo‘ [Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. 1,
775], bad. niener adv. ‚an keiner Stelle‘ [Ochs,
Bad. Wb. 4, 74], ält. schwäb. nien[d]ert adv. ‚an
keinem Ort‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 4, 2041 ff.
s. v. nienen; 6, 2 Nachtr. 2687], ält. vorarlb. nien-
dert adv. ‚nirgendwo‘ [Jutz, Vorarlberg. Wb. 2,
547], bair. nindert, niendert adv. ‚nirgends‘
[Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1750], kärnt. nin-
derst adv. ‚nirgends‘ [Lexer, Kärnt. Wb. 198],
tirol. nindert, ninderst adv. ‚nirgends‘ [Schöpf,
Tirol. Id. 470; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 2,
452], steir. nindert, ninert adv. ‚nirgends‘ [Un-
ger-Khull, Steir. Wortschatz 478], schles. nine
‚nie‘ [< nie + ierne] [Mitzka, Schles. Wb. 2,
933], ält. siebenbürg.-sächs. ninder[t] adv. ‚nir-
gend, durchaus nicht, keineswegs‘ [Schulle-
rus, Siebenbürg.-sächs. Wb. 8, 134 f.]). Das Adv.
ist eine Zusammenrückung aus n (s. d.) und
io nêr (s. d.). – niorilîn* n. a-St., Gl. 3,52,55
(13./14. Jh.): ‚kleine Niere, Lende; renuncu-
lus‘ (frühnhd. nierlein n. ‚kleine Niere‘, nhd.
mdartl. bair. nierlein n. ‚Hoden [beim Hahn]‘
[Dt. Wb. 13, 835]). – Ahd. Wb. 6, 1254. 1265 ff.;
Splett, Ahd. Wb. 1, 425. 666. 667. 670; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 826 f.; Schützeichel⁷ 238;
Starck-Wells 440; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 7, 99 f. – Braune-Reiffenstein 2004:
§§ 239 Anm. 6. 298 (nioman); Paul 2007: §§ L
53, 3. L 118. M 51 (nieman). L 22 (niemer). L
82. 118 (niener).
MK