nôh
Volume VI, Column 1019
Symbol XML file TEI Symbol PDF file PDF Citation symbol Citation

nôh m. i-St., Gl. 1,318,24 = WaD 73,
24 (11. Jh.). 25 (11. Jh., alem.[-frk.]); 3,417,
44 (um 1175, alem.); 4,251,13 (3. Viertel des
12. Jh.s): ‚Wasserrinne, Röhre; canalis, cunicu-
lusVar.: nôch. Der überlieferte Dat.Pl. no-
hin deutet auf einen i-St. Das Subst. ist aus
mlat. naucum/naucus n./m. ‚Gefäß, das wie ein
Schiff ausgehöhlt ist, Trog, Wasserrinne, Mul-
de‘ entlehnt. – Mhd. nôch st.m. ‚Röhre‘, nhd.
mdartl. els. noch(t) m./f./n. ‚Dachrinne, Abfluss-
röhre für Regenwasser und Abwasser aus der
Küche, überdeckter Wassergraben‘.

Ahd. Wb. 6, 1328; Splett, Ahd. Wb. 1, 1227; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 831; Schützeichel⁷ 239; Starck-Wells 443;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 121; Bergmann-Stri-
cker, Katalog Nr. 221. 324. 798. 855; Graff 2, 1015; Le-
xer 2, 99; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 93 f. (canalis). –
Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. 1, 754. – Wollermann
1904: 72; Rohr 1909: 17 f. – Tiefenbach, As. Handwb.
294 (als ahd. Beleg gebucht); Wadstein, Kl. as. Spr.-
denkm. 212 (als ahd. Beleg gebucht).

Trotz gleicher Lautung bleibt klass. lat. nau-
cum/-us, das im klass. Lat. nur in den festen
Wendungen nōn naucī/ō habēre/ducere/face-
re ‚gering schätzen, nur wenig achten‘ bezeugt
ist und möglicherweise ‚Nussschale‘ bedeutete,
aufgrund der Bedeutung von mlat. naucum/-us
fern. Vielmehr handelt es sich bei dem mlat.
Subst. um ein substantiviertes Adj., das mit
dem Suffix -ico- von lat. navis ‚Schiff‘ abge-
leitet ist: mlat. *navicum > naucum (mit Syn-
kope des Vokals in der Paenultima; vgl. Stotz
1996–2004: 3, 7 § 87, 2). Das ico-Suffix bildet
im Lat. vorrangig denominale Adj. (z. B. modus
‚Maß‘ : modicus ‚mäßig‘; vgl. Leumann [1926–
28] 1977: § 303). Mlat. naucum zeigt also eine
Bedeutungsentwicklung ‚schiffsähnlich, wie ein
Schiff‘ > ‚wie ein Schiff ausgehöhlt‘ > ‚Trog,
Wasserrinne‘. Zur Übertragung von Bezeich-
nungen für ‚Schiff‘ auf Alltagsgegenstände vgl.
etwa nhd. Weberschiffchen ‚kleines längliches,
an beiden Enden spitz zulaufendes Gehäuse für
die Spule des Schussfadens‘. Lat. navis ‚Schiff‘
setzt das in der Indogermania weit verbreitete
Subst. *neh₂- ‚Schiff‘ fort. Zu den idg. An-
schlüssen s. nacho.

Walde-Pokorny 2, 340; Pokorny 2, 770; LIV² 572 f.; NIL
515 ff.; Du Cange² 5, 577.

MK/LS

Information

Volume VI, Column 1019

Show print version
Citation symbol Citation
Symbol XML file Download (TEI)
Symbol PDF file Download (PDF)

Lemma: