nôtbentîg adj., im T, OT: ‚gefesselt‘, nur
substantiviert ‚Gefangener; vinctus‘ (vgl. mndd.
nōtbant ‚gewaltsame Fesselung‘; afries. nēdben-
de f. ‚gewaltsame Fesselung, Freiheitsberau-
bung‘; got. naudibandi* f. ‚Kette, Handschel-
len‘; mhd. bendec adj. ‚festgebunden‘, frühnhd.
bendig, selten bändig adj. ‚zahm, gezähmt, ge-
bändigt, gefügig‘; mndd. bendich adj. ‚zahm‘).
Ableitungskomp. aus der Fügung *nôti band. S.
nôt, bant, gibenten (?). – nôtdionôst n. oder m.
a-St., nur BaGB: ‚erzwungener Dienst‘ (ält.
nhd. notdienst m. ‚Dienstleistung, zu der Un-
tertanen in Notfällen verpflichtet sind‘ [DRW 9,
1558], in anderer Bed. nhd. Notdienst m. ‚Be-
reitschaftsdienst‘; vgl. mndd. nōtdēnstichēit f.
‚Zwangslage?‘). Determinativkomp. mit subst.
VG und HG. S. nôt, dionôst. – nôtdurft f. i-St.,
im Abr (1,268,32 [Kb]) und weiteren Gl., im T,
OT, in B, GB, im WK, bei O, in NBo, Npw und
NdG: ‚Bedrängnis, Bedürfnis, Anliegen, Nut-
zen, das Notwendige, Notwendigkeit; fraus, ne-
cessarium, necessaria, necessitas, opus .i. labo-
ris pretium, utilitas‘, in Verbindungen wie nôt-
durft habên ‚benötigen; necesse habēre‘, nôt-
durft wesan ‚die Notwendigkeit bestehen, ne-
cessarium esse; nötig haben, necesse habēre‘
(mhd. nôtdurft st.f. ‚Notwendigkeit, Bedürfnis,
Erfordernis, Bedarf [an notwendigen Dingen],
Lebensunterhalt‘, durch nôtdurft ‚notwendiger-
weise‘, es ist ein nôtdurft ‚es ist notwendig‘,
sîne nôtdurft tuon ‚seine Notdurft verrichten‘,
ûs der nôtdurft ein tugent machen ‚aus der Not
eine Tugend machen‘, nhd. Notdurft f. ‚Aus-
scheidung aus Darm und Blase‘ nur noch in der
Wendung seine Notdurft verrichten ‚Blase und
Darm entleeren‘, veraltet ‚zum Leben Notwen-
diges‘; as. nōdthurft f. i-St. ‚notwendiger Be-
darf, Bedürftigkeit‘, mndd. nōttorft, nōtturft,
nōtorft u. a. f. ‚Bedürfnis, Notwendigkeit, zum
Leben Notwendiges, Lebensunterhalt‘; früh-
mndl. nootdorft f. ‚Bedürfnis, Lebensbedarf‘ [a.
1266–1267], mndl. nootdorft, noot[t]orft, mit
Metathese nootdroft f./m. ‚dringendes Bedürf-
nis [der Natur], Notwendigkeit, Lebensbedarf,
alles zum Leben Notwendige‘; afries. nēdthreft
f. ‚Notdurft, Bedarf [für den Lebensunterhalt]‘,
in nēdthreft wesa ‚notwendig sein‘; got. nau-
diþaurfts f. i-St. ‚Notwendigkeit‘: < urgerm.
*nau̯đi-þurf-ti; vgl. ae. nīdþearf f. ‚Notwendig-
keit, Unvermeidlichkeit, Zwang, Bedürfnis,
Lebensbedarf, Notlage, Bedrängnis‘). Determi-
nativkomp. aus nôt (s. d.) und durft (s. durft¹).
Die Annahme eines Ableitungskomp. aus einer
syntaktischen Fügung ‚aus Not bedürfen‘ mit
dem KVG nôt in instrumentaler Bed. (vgl.
Kluge²⁵ s. v. Notdurft) ist nicht nötig. S. nôt,
durft¹. – nôtdwingri m. ja-St., seit der 1. Hälfte
des 12. Jh.s in Gl. (alle im SH): ‚Gewalttäter,
gewalttätiger Mensch; violentus‘ (frühnhd. not-
zwinger m. ‚Notzüchtiger, Gewalttäter‘ [DRW
10, 25 f.]; vgl. mhd. nôttwanc st.m. ‚drängende
Not‘, nhd. Notzwang m. ‚zwingende Notwen-
digkeit‘ [bei Schiller]). Komp. Nomen agentis.
S. nôt, dwingan, -ri. – Ahd. Wb. 6, 1364 ff.;
Splett, Ahd. Wb. 1, 65. 158. 161. 677. 678; Köb-
ler, Wb. d. ahd. Spr. 833; Schützeichel⁷ 240 f.;
Starck-Wells 444 f.; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 7, 129 f.
MK