nôtlîh
Band VI, Spalte 1051
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nôtlîhAWB adj., O, Ol: ‚bedrängt, gefahr-
voll‘ (mhd. nôtlich, nœtlich adj. ‚gefahrvoll, be-
schwerlich, nötig, notwendig, dringend, dürftig,
bedrängend, gefährlich, eitel, eingebildet‘, daz
nôtlich teidinc ‚das Jüngste Gericht‘, ält. nhd.
nötlich adj. ‚lästig, unleidlich, drängend‘ [Dt.
Wb. 13, 945 f.], nhd. mdartl. schweiz. nôtlich, nöt-
lich adj. ‚dringlich, wehleidig, mühsam‘ [Schweiz.
Id. 4, 863 f.
; Stalder, Versuch eines schweiz. Id.
2, 244], bad. notlich adj. ‚eilig‘, nötlich adj. ‚be-
schwerlich, mühselig, empfindlich, wehleidig,
schwach vor Hunger, bedürftig‘ [Ochs, Bad.
Wb. 4, 86], schwäb. notlich adj. ‚umtriebig‘,
nötlich adj. ‚notwendig, dringlich, eilig, wun-
derlich, unverträglich, empfindlich‘ [Fischer,
Schwäb. Wb. 4, 2072; 6, 2 Nachtr. 2694], vor-
arlb. notlig adj. ‚nötig, eilig, dringlich, arm, be-
dürftig‘, nötlig adj. ‚eilig, dringend‘ [Jutz, Vor-
arlberg. Wb. 2, 561], kärnt. neatle adj. ‚wähle-
risch‘ [Lexer, Kärnt. Wb. 199], rhein. nötlich
adj. ‚hilfsbedürftig, erbarmungswürdig, über-
empfindlich, verdrießlich, mürrisch‘ [Müller,
Rhein. Wb. 6, 254
], pfälz. nötlich adj. ‚empfind-
lich, wehleidig, genau, gründlich, wählerisch
im Essen‘ [Christmann, Pfälz. Wb. 5, 168], nas-
sau. nötlich adj. ‚empfindlich, ärgerlich‘ [Keh-
rein, Volksspr. u. Wb. von Nassau 296], süd-
hess. nötlich adj. ‚wehleidig, weinerlich, emp-
findlich, zimperlich, gereizt, mürrisch, verdrieß-
lich, unwillig, unverträglich, wählerisch im Es-
sen‘ [Maurer-Mulch, Südhess. Wb. 4, 1013],
hess.-nassau. nötlich adj. ‚verdrießlich, [frost-]
empfindlich, reizbar, kleinlich, eilig, peinlich
sauber‘ [Berthold, Hessen-nassau. Volkswb. 2,
479], thür. nötlich adj. ‚eilig, dringend, klein-
lich, pedantisch‘ [Spangenberg, Thür. Wb. 4,
902], märk. nötlich adj. ‚notdürftig, leidlich‘
[Bretschneider, Brandenb.-berlin. Wb. 3, 454],
schles. nötlich adj. ‚nötig, notwendig‘ [Mitzka,
Schles. Wb. 2, 936], meckl. nötlich adj. ‚sonder-
bar, eigentümlich, wunderlich‘ [Wossidlo-Teu-
chert, Meckl. Wb. 5, 133 f.]; mndd. nȫtlīk adj.
‚notwendig, dringend, wichtig, schwierig, läs-
tig, seltsam, absonderlich‘; mndl. nodelijc, no-
telijc adj. ‚kummervoll, bedürftig, beklommen,
notwendig‘; afries. nēdlik adj. ‚notwendig‘;
ohess., kurhess. niedlich adj. ‚reizbar, mühe-
voll, wunderlich, schwierig‘ [Crecelius, Ober-
hess. Wb. 629; Vilmar, Id. von Kurhessen 283]
gehören wahrscheinlich nicht hierher, sondern
zu ohess. niet adj. ‚lästig‘ [s. niot m. a/i-St.]).
Desubst. Bildung (vgl. Schmid 1998: 329 f.
537). S. nôt, -lîh. – nôtlîchoAWB adv., Gl. 1,313,47
(9. Jh., alem.); 2,141,22 (wohl 10. Jh.), Gl. im
Clm. 4614 (Hs. 8./9. Jh., Zeit des Gl.eintrags
unbekannt; vgl. H. Thoma, PBB 85 [Halle,
1963], 243) und Gl. in Bern, Cod. 89 (9. Jh.;
vgl. Mayer 1974: 16): ‚gewaltsam, mit Ge-
walt; violenter‘ (mhd. nôtliche, nœtliche adv.
‚mit Not, mühselig, auf eitle Weise‘, frühnhd.
nötlich adv. ‚notwendigerweise‘ [Götze (1920)
1971: 168], els. nötlich adv. in der Wendung s
hat mich nötlich ‚es befremdet mich, empfinde
Verlangen nach‘ [Martin-Lienhart, Wb. d. els.
Mdaa. 1, 795], schwäb. notlich adv. ‚umtriebig,
schnell, dringend, sofort‘ [Fischer, Schwäb. Wb.
4, 2072; 6, 2 Nachtr. 2694], tirol. noatle, noat-
lach adv. ‚mit genauer Not, mit Mühe‘ [Schöpf,
Tirol. Id. 474; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 2,
455], siebenbürg.-sächs. nötlich adv. ‚notwen-
dig‘ [Schullerus, Siebenbürg.-sächs. Wb. 8, 150];
mndl. nodelike adv. ‚auf kummervolle Weise,
notwendigerweise‘; aisl. nauðuliga adv. ‚in
Not, in bedrängter Lage, mit Mühe und Not,
kaum‘; vgl. mndd. nȫtliken adv. ‚rechtlich aus-
reichend‘). S. nôtlîh. – nôtmachîgAWB adj., in NBo:
‚zwingend notwendig; necessarius‘. Ablei-
tungskomp. S. nôt, machôn, -îg. – nôtmachungaAWB
f. ō-St., in NBo: ‚notwendige Voraussetzung,
notwendiger Grund; causa necessitatis, neces-
sitas‘. Determinativkomp. mit subst. VG und
HG. S. nôt, machunga. – ginôtmarkônAWB sw.v. II,
in NBo, nur im Part.Prät.: ‚genau bestimmen;
definire‘. Das Verb ist aus dem Adj. ginôti
(s. d.) und dem sw.v. markôn (s. d.) zusam-
mengesetzt. – Ahd. Wb. 6, 1377 f.; Splett, Ahd.
Wb. 1, 585. 600. 677. 678. 679; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 426. 834; Schützeichel⁷ 241; Starck-
Wells 445; Schützeichel, Glossenwortschatz 7,
133.

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