nuz f. i-St., Gl. 1,363,50 (Ende des 8./
Anfang des 9. Jh.s, alem.) und weitere Gl.:
‚Nuss, Nusskern; amygdalum, moracia, muzi-
mia [lingua ignota, Hildeg.], nucleus, nux‘
〈Var.: hn-; -s, -sz(-); akk.pl. nuzzi〉. In Gl. 1,
548,2 (10./11. Jh., bair.) und 4,205,61 (1. Drit-
tel des 11. Jh.s, mfrk.) ist anl. h- bewahrt. Das
als i-St. flektierende Subst. setzt einen urspr.
kons. St. fort (s. u.). – Mhd. nuz st.f., nuzzen
sw.f. ‚Schalenfrucht, Nuss, Vorrichtung an der
Armbrust zum Spannen der Sehne‘, walhisch
nuz ‚Walnuss‘, nhd. Nuss f. ‚rundliche Frucht
mit harter, holziger Schale, essbarer Kern ei-
ner Nuss‘, in zahlreichen Wendungen wie ei-
ne harte Nuss sein ‚ein schwieriges Problem
sein‘, jmdm. eine harte Nuss zu knacken geben
‚jmdm. eine schwierige Aufgabe stellen‘.
Ahd. Wb. 6, 1441 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 680; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 837; Schützeichel⁷ 242; Starck-Wells 447;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 153 f.; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 296 (II). 665. 877; Seebold,
ChWdW8 225. 426. 503; Graff 2, 1128; Lexer 2, 126; 3,
Nachtr. 333; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 30 (amigdalum).
384 (nucleus). 386 (nux); Dt. Wb. 13, 1012 ff.; Kluge²¹
516 f.; Kluge²⁵ s. v. Nuss¹; Pfeifer, Et. Wb.² 936. – LM 6,
1326 f.; RGA² 21, 448–450 (allgemein zur Nuss); Röh-
rich 2003: 2, 1104–1106.
In den anderen westgerm. Sprachen ist der
kons. St. in die Klasse der f. ō-St. übergetre-
ten (der fehlende i-Umlaut zeigt die Dekl. nach
den ō-St.): mndd. not, note f. ‚Nuss, Kokosnuss,
nussähnliches Gefäß‘; mndl. not(e) f. ‚Nuss, Be-
cher in Form einer Nuss‘, nndl. noot f. ‚Nuss,
Kern‘, nndl. mdartl. neut(e) ‚dss.‘ (mit dial.
Entwicklung von westgerm. *u > ue, eu [vgl.
Franck 1910: § 36]); ae. hnutu f. ‚Nuss‘, me.
note ‚Nuss, Kern, Kokosnussbecher‘, ne. nut
‚Nuss, Kern, Same‘. Schwieriger ist hingegen
die Beurteilung der Subst. nwestfries. nút [nüt]
m./f. ‚Nuss‘ und saterfries. núte [nüte] f. ‚dss.‘:
Der im gesamten Paradigma verallgemeinerte
i-Umlaut könnte entweder den Endungen eines
f. i-St. oder der Endung des Nom.Pl. der kons.
Stämme urgerm. *-iz entstammen. Für die zwei-
te Möglichkeit sprechen sowohl die gegenüber
dem Sg. häufigere Verwendung des Pl. bei die-
sem Wort als auch die parallele Entwicklung im
Nordgerm. (Griepentrog 1995: 471 f.): Wäh-
rend aisl., nisl. hnot f. ‚Nuss‘ nämlich nur im
Nom.Pl. den urspr. kons. St. hnetr ‚Nüsse‘
zeigt, ist die umgelautete Var. in fär. nøt f.
‚Nuss, Kern‘, ndän. nød f. ‚dss.‘, nnorw. nøtt f.
‚Nuss, Same‘ und nschwed. nöt ‚Nuss, Kern‘
im gesamten Paradigma verallgemeinert. An-
sonsten flektieren auch die nordgerm. Entspre-
chungen nach den f. ō-St. Das Nebeneinander
von ō- und i-St. (nur ahd.) und der Nom.Pl. des
aisl. Fortsetzers weisen demnach auf einen
kons. St. urgerm. *χnut- ‚Nuss‘.
Nicht hierher gehören afries. not ‚Frucht‘ und mndd. nō-
te f. ‚Frucht, Ertrag‘ (vgl. Griepentrog 1995: 473). Diese
Wörter stellen sich vielmehr zu dem Subst. ahd. nuz
‚Nutzen, Ertrag‘ (s. d.).
Fick 3 (Germ.)⁴ 100; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 237 f.;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 1114 (not²); Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. 3, 197 f.; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 4, 2557 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 463; Suppl.
117; Vries, Ndls. et. wb. 476; Et. wb. Ndl. Ke-R 433;
Fryske wb. 14, 295 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 205; Fort,
Saterfries. Wb. 139; Holthausen, Ae. et. Wb. 167; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 548; Suppl. 556; eMED s. v. note
n.¹; Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 1063;
eOED s. v. nut n.¹ and adj.²; Vries, Anord. et. Wb.² 244 f.;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 212; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 122; Magnússon, Ísl. Orðsb. 351 f.; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 783 f.; Nielsen, Dansk et.
ordb. 307; Ordb. o. d. danske sprog 15, 214 ff.; Bjorvand,
Våre arveord 676; Bjorvand, Våre arveord² 819 f.; NOB
s. v. nøtt; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1, 720 f.; Svenska
akad. ordb. s. v. nöt.
Der urgerm. kons. St. *χnut- setzt die Schwund-
stufe einer Wz. uridg. *k/k̂neu̯-d- ‚Nuss‘ fort,
die möglicherweise mit einer nicht lautgesetz-
lichen Metathese von *k/k̂neu̯-d- > *dneu̯-k/k̂-
oder einer Wz.erweiterung *k (*k/k̂neu̯-k-) auch
in lat. nux f. ‚Nuss, Nussbaum‘ vorliegt (Grie-
pentrog 1995: 473). Daneben weisen die kelt.
Belege auf uridg. *k/k̂nu-h₂-, eine Kollektiv-
bildung mit *-h₂-: air. cnú f. ‚Nuss‘, mkymr.
cnau pl. ‚Nüsse‘, mbret. kanou ‚Nuss‘, korn.
cnyfan ‚dss.‘. Somit erklärt sich uridg. *k/k̂neu̯-d-
als Dentalerweiterung zu einer Wurzel uridg.
*k/k̂neu̯-, deren Kollektivum in den kelt. Be-
legen bezeugt ist.
Unter Annahme von Laryngalverschärfung (*°h₂s >
*°ks) könnte lat. nux ebenfalls auf die genannte Kol-
lektivbildung zurückgehen. Dabei wäre mit einer Re-
analyse zu einem St. auf -k- in Analogie zu dem Nom.
auf -x zu rechnen. Unwahrscheinlich ist hingegen der
Ansatz von uridg. *k/k̂neu̯-d- als Vorform für die kelt.
Wörter, da einerseits im Air. von einem Übergang zu den
kaum produktiven ū-St. auszugehen wäre und anderer-
seits alle anderen kelt. Belege von dem air. zu trennen
wären (vgl. de Bernardo Stempel 1999: 25 Fn. 23).
Walde-Pokorny 1, 391; Pokorny 558 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 2, 191 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
453; de Vaan, Et. dict. of Lat. 420 f.; Körting, Lat.-rom.
Wb.³ Nr. 6626; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 6009;
Fick 2 (Kelt.)⁴ 96; Holder, Acelt. Spr. 1, 1052; Matasović,
Et. dict. of Proto-Celt. 212; Vendryes, Lex. ét. de l’irl.
anc. C-132; Dict. of Irish C-270; Dict. of Welsh 1, 518;
Deshayes, Dict. ét. du bret. 368.
MK/LS