nuzzikuocho* m. an-St., Gl. in Erlan-
gen, Ms. 396 (Ende des 13. Jh.s): ‚Bodensatz
[beim Ölpressen]; amurca, faex olei‘ (nhd.
mdartl. schweiz. nusschuechen m. ‚Ölkuchen
aus ausgepressten Walnüssen‘ [Schweiz. Id. 3,
140], els. nusskuechen m. ‚Pressrückstand der
bei der Ölbereitung verwendeten Nüsse [als
Kraftfutter für das Vieh]‘ [Martin-Lienhart,
Wb. d. els. Mdaa. 1, 423], bad., rhein., südhess.
nußkuchen m. ‚dss.‘ [Ochs, Bad. Wb. 4, 95;
Müller, Rhein. Wb. 6, 298; Maurer-Mulch,
Südhess. Wb. 4, 1031]). Determinativkomp. mit
subst. VG und HG. S. nuz, kuocho. – nuz-
zil(în)* ? n. a-St., Gl. in London, arund. 225
(Anfang des 14. Jh.s, wohl rheinfrk.; vgl. H.
Thoma, PBB 73 [1951], 258, 40): ‚Becher [Flüs-
sigkeitsmaß]; sciatos [= cyathus]‘ (mhd. nöz-
zelîn st.n. ‚kleineres Flüssigkeitsmaß‘, frühnhd.
nössel ‚dss.‘ z. B. bei Luther, ält. nhd. nößel n.
‚dss.‘ [Dt. Wb. 13, 900 f.], nhd. mdartl. schwäb.
†nössel n. ‚dss.‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 4, 2061;
6, 2 Nachtr. 2692], steir. nössel, nösserl n. ‚dss.‘
[Unger-Khull, Steir. Wortschatz 479], kur-
hess. noesel n. ‚dss.‘ [Vilmar, Id. von Kur-
hessen 286], hess.-nassau. veraltend nößel n.
‚Hohlmaß, das ½ Liter, seltener ¼ Liter fasst‘
[Berthold, Hessen-nassau. Volkswb. 2, 477],
thür. nößel n. ‚ca. ½ Liter fassendes Hohlmaß
[vorwiegend für Flüssigkeiten]‘, übertr. ‚kleine
Person‘ [Spangenberg, Thür. Wb. 4, 897 f.],
osächs. nößel n. ‚ca. ½ Liter fassendes Hohl-
maß‘ [Frings-Große, Wb. d. obersächs. Mdaa.
3, 306], märk. nößel n. ‚kleines Hohlmaß für
Flüssigkeiten‘ [Bretschneider, Brandenb.-ber-
lin. Wb. 3, 452], mittelelb. nȫßel, auch ȫßel n.
‚Hohlmaß von ½ Liter, Schöpfgefäß, Maß zum
Wasserschöpfen‘ [Kettmann, Mittelelb. Wb. 2
1206], schlesw.-holst. nößel, auch ösel n. ‚Flüs-
sigkeitsmaß‘ [Mensing, Schleswig-holst. Wb. 3,
813. 922 f.], meckl. nößel, ößel n. ‚kleines Flüs-
sigkeitsmaß‘ [Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb.
5, 128. 218]; mndd. nössel, notzel ‚kleines Flüs-
sigkeitsmaß‘, ȫsel, össel n. ‚dss.‘). nuzzil* und
nuzzilîn* sind wohl Diminutivbildungen mit
dem Suff. -il (s. d.) bzw. -ilîn (s. d.) zu nuz f.
i-St. (s. d.): Das Wort bedeutet im Mndd. und
Mndl. neben ‚Nuss‘ auch ‚Becher in Form einer
Nuss‘ und im Ae. ‚Kokosnussbecher‘. Da Maß-
begriffe für ein Hohlmaß sich i. Allg. aus ur-
spr. Gefäßbez. entwickeln, ist die Grundbed.
von nozzel* usw. wahrscheinlich ‚kleiner Be-
cher‘ (vgl. Schuppener 2002: 361–363). Die
Formen ohne anl. n- sind wohl anderen Ur-
sprungs, sie haben ein sw.v. II urgerm. *au̯-
sōi̯e/a- ‚schöpfen‘ zur Grundlage, das u. a. in
mhd. ôsen sw.v. ‚leer machen, ausschöpfen‘,
mndd. ōsen ‚dss.‘, mndl. osen ‚dss.‘ fortgesetzt
ist (vgl. mdartl. u. a. thür. ösnapf m. ‚Gefäß
zum Ausschöpfen des Wassers‘ [Spangenberg,
a. a. O. 4, 974], schles. ösfass n. ‚kleine Schau-
fel, mit der man das Wasser aus dem Boot
schöpft, Schöpfkelle‘ [Riemann, Schles. Wb. 4,
231]). S. nuz. – nuzzisam adj., Gl. 2,445,5 (Hs.
10. Jh., Zeit des Gl.eintrags unbekannt, bair.-
alem.): ‚tauglich; festus‘ (mhd. nutzsam adj.
[ohne Bed.angabe], nhd. mdartl. bair. nutz-
sam ‚nützlich‘ [Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1776];
mndd. nutsam adj. ‚nützlich, nutzbringend‘,
nutsāme wēre ‚nutzungsberechtigender Besitz‘;
vgl. aisl. nytsamligr adj. ‚nützlich‘). Deadj. Bil-
dung (vgl. Gröger 1911: § 79 [S. 127]; Möll-
mann 1994: 202–205). S. nuzzi, -sam. – nuzzi-
samî f. īn-St., Gl. 2,300,25 (10./11. Jh., bair.)
und Npw: ‚Benutzung, Gebrauch, Nutzen, Heil;
usus‘; aisl. nytsemi f. ‚Nutzen‘). Deadj. Ab-
straktum. S. nuzzisam. – nuzzôn sw.v. II, bei O
und in NBo: ‚nutzen, genießen; frui‘, sîna
weralt nuzzôn ‚sein Leben zubringen‘ (mhd.
nutzen sw.v. ‚gebrauchen, genießen‘, nhd. nut-
zen sw.v. ‚nutzbringend verwerten, sich zu-
nutze machen‘; afries. nettigia, nottigia, netgia
sw.v. ‚nutzen, genießen, die Nutznießung ha-
ben‘; ae. nyttian sw.v. ‚nutzen, genießen‘; aisl.
nytja sw.v. ‚melken‘). Desubst. Bildung (vgl.
Wissmann 1932: 59 und Anm. 1; Riecke 1996:
478). S. nuzza, nuzzî. – Ahd. Wb. 6, 1398.
1448 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 499. 671. 672. 680;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 838; Schützeichel⁷
243; Starck-Wells 447; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 7, 158.
MK