oba
Band VI, Spalte 1095
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oba adv., präp., seit dem Ende des
8. Jh.s im Abr und weiteren Gl. und in B, GB,
BR, C, I, MF, WBU, N, Npg, O, T, OT, WH,
WM: ‚(adv.) oben, (substantiviert) das Oben,
(präp. + Dat., Akk.) auf, über, an, oberhalb,
über … hinaus, aus, von; ab, ex, paulatim [=
oba muozôm], quamobrem [= oba deru sachu],
super, supraVar.: ob; -p-; -e. Das Wort er-
scheint auch in den Verbindungen dâr oba ‚dort
oben, darauf‘, oba muozôm ‚gemach, über län-
gere Zeit‘, oba deru rachu, oba deru sachu ‚aus
diesem Grund, deswegen‘. – Mhd. ob(e) adv.,
präp. ‚(adv.) oben, oberhalb, über, (präp. + Dat.
[Gen.], Akk.) über, oberhalb, auf‘, nhd. ob adv.,
präp. ‚(adv.) oben, über [nur noch in Zusam-
mensetzungen wie Obacht, Obdach, Obhut],
(präp.) wegen, über, oberhalb von‘.

Ahd. Wb. 7, 4 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 681; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 839; Schützeichel⁷ 243; Starck-Wells
447; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 158; Seebold,
ChWdW8 225. 426. 503; ders., ChWdW9 633. 1098;
Graff 1, 78 f.; Lexer 2, 128 ff.; 3, Nachtr. 333; Diefen-
bach, Gl. lat.-germ. 566 (super). 568 (supra); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 642 f. (super). 646 (supra); Dt. Wb. 13,
1046 ff.; Kluge²¹ 517; Kluge²⁵ s. v. ob²; Pfeifer, Et. Wb
938. – Braune-Reiffenstein 2004: § 266.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen: ae.
of- Präf. in intensivierender Funktion, ufe- (in
ufeweard ‚aufwärts, obere, höhere, später‘ mit
analogischem -e- nach dem Gegenstück niđe-
weard ‚unterer‘), me. uve- (neben ufe-, ove-) (in
uvewarde ‚obere [Teil], oben‘); aisl. of Füll-
wort, Adv. ‚zu sehr, übermäßig‘ und Präp. ‚auf,
über, durch, zwischen, wegen, gegen‘, Präf.
‚auf, über, zu‘, nisl. of ‚über‘, fär. ov adv. ‚zu
sehr‘; got. uf, (vor Vokal) ub- ‚(präp.) unter,
(präf.) empor, hinaus, hinunter, unter, unten‘: <
urgerm. *, das mit Apokope aus *uƀa ent-
standen ist. Die ahd. Form oba dagegen setzt
urgerm. *uƀa wohl unmittelbar mit Bewahrung
vom auslautenden *-a in der Proklise fort (so
KS Klingenschmitt 2005: 260 f. Anm. 55; Lühr
2000: 11; vgl. dazu das Verhältnis bei urgerm.
*aƀa ‚aus, weg‘ [s. aba] und *ana ‚an, auf‘ [s.
ana]; alternativ könnte auch eine analogische
Übernahme der Adv.endung *-ē erwogen wer-
den [so G. Schmidt 1962: 182]).
Bei den im as. Korpus überlieferten Wort-
formen, die im KVG die Lautung uf- aufwei-
sen, handelt es sich wohl jedes Mal um ahd.
Sprachmaterial; ein eigenständiges as. uf- ‚auf,
über‘ lässt sich demnach nicht sichern (vgl.
Tiefenbach, As. Handwb. 423 f.).

Fick 3 (Germ.)⁴ 31; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 556 f.;
Holthausen, Ae. et. Wb. 240. 376; Bosworth-Toller, AS
Dict. 729. 1087; Suppl. 732; eMED s. v. uvewarde adj.;
Vries, Anord. et. Wb.² 416; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 93;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 866 ff.; Holthau-
sen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 214; Magnússon, Ísl. Orðsb.
684; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 509; Lehmann, Gothic
Et. Dict. U-5. – G. Schmidt 1962: 181 f.; Ringe 2006:
104. 117.

Urgerm. *uƀa geht auf uridg. *úpo ‚hinauf‘ zu-
rück, wobei urgerm. *-ƀ- seine Ursache im
Schwachton des Wortes hat (vgl. dazu R. Lühr,
MSS 38 [1979], 126). Uridg. *úpo ist auch fort-
gesetzt in: ved. úpa adv. ‚herzu, zu, hin, hinauf,
auf, neben‘, aav. upā, jav. upa ‚hin … zu, bei,
an, in‘, apers. upā ‚bei‘, npers. (a)bā ‚mit‘,
khotansak. ‚gegen‘; vielleicht arm. va- (in
vayel ‚geziemend, akzeptabel‘ [< *úpo (s)pe-;
vgl. B. A. Olsen, FS Ramer 2002: 314 f.]); viel-
leicht venet. upo- (in PN [dat.sg.] uposediioi
(vgl. Lejeune 1974: 74. 121. 170. 253); messap.
υπα- (in υπαϝε ‚stellte auf, weihte, ἀνέθηκε‘),
opa- (in opades ‚stellte auf, weihte‘); gall. uo-,
lep. uva- (in PN uvamokozis), air. fo, akymr.
guo, kymr. go, go-, abret. guo, bret. gwa-, gou-,
korn. go-, gwa- ‚unter‘ (lautlich gehören die
kelt. Wörter hierher, sie weichen aber seman-
tisch ab; aus diesem Grund schlägt LIPP 2, 750
vor, die Formen dem Adv. uridg. *súpo ‚hinab‘
zuzuschlagen: „Im Urkelt. dagegen, wo idg. *s
vor Vokal sonst intakt bleibt …, entwickelte
sich *súpo zu *úpo und dann regulär weiter zu
*uo > *o“).
Dagegen sind gr. myk. u-po, gr. ὕπο, ὑπό ‚unter,
unterhalb, unter … hin‘ auch lautlich ambig:
Sie können entweder zu uridg. *úpo ‚hinauf‘
oder zu uridg. *súpo ‚hinab‘ gehören (nach
LIPP 2, 746–751 aus semantischen Gründen zu
uridg. *súpo). Zu *súpo stellen sich sicherlich
osk. συπ, umbr. su (wohl auch lat. sub ‚unter,
unten‘ [oder < *sup ?]), arm. howp ‚nahe lie-
gend‘, toch. B spe ‚nahe bei‘, vielleicht auch
messap. hipa- (in hipades ‚brachte dar, opferte,
weihte‘).

Walde-Pokorny 1, 192 f.; Pokorny 1106 f.; LIPP 2, 830;
Mayrhofer, KEWA 2, 105; ders., EWAia 1, 218 f.; Bar-
tholomae, Airan. Wb.² 388 f.; Horn, Grdr. d. npers. Et.
33 f.; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 971; Chantraine, Dict. ét. gr
1119 f.; Beekes, Et. dict. of Gr. 2, 1535; Aura Jorro-Adra-
dos 1985 ff.: 2, 388; Untermann, Wb. d. Osk.-Umbr. 718 f.;
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 612 ff.; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 659 ff.; de Vaan, Et. dict. of Lat. 594 f.; Fick
2 (Kelt.)⁴ 281; Matasović, Et. dict. of Proto-Celt. 396;
Delamarre, Dict. gaul.³ 324 f.; Kavanagh-Wodtko, Lex.
OIr. Gl. 435 ff.; Dict. of Irish F-166 ff.; Dict. of Welsh 2,
1416; Adams, Dict. of Toch. B² 2, 788; Haas, Messap.
Stud. 214. – Lühr 2000: 11.

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