oblegi
Band VI, Spalte 1110
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oblegi n. ja-St., seit dem Anfang des
9. Jh.s in Gl.: ‚gesegnetes Brot, Geschenk,
Gabe, Abgabe; benedictio, collatio, eulogia,
exenium, munus, munusculum, xeniumVar.:
oul-; -bel-, -bil-, -uel-; -lei, -lai. Das Wort ist
aus mlat. oblegium n. (neben oblagium n., ob-
lagia f.) ‚Abgabe‘ entlehnt (s.u.). – Mhd. oblei
st.n. (daneben auch obleie st.f.) ‚Opfer, Speis-
opfer, Brotzins, Abgabe in Lebensmitteln oder
Geld (bes. an eine Kirche, Kloster etc.), Ob-
leiamt‘, nhd. (veralt.) Oblei f. ‚eine Gabe (Geld
oder Viktualien) an geistliche Stiftungen‘, dial.
bair. oblei f. ‚Opfer an Geld oder Viktualien an
eine Kirche, Kloster etc.‘, pfälz. oblei f. ‚Besitz,
Einkommen aus einer Stiftung zum Seelenheil
u. Ä.‘, kurhess. oblei f. ‚Bezeichnung von
Abgaben in Naturalien‘.

Ahd. Wb. 7, 29 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 1227; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 840; Schützeichel⁷ 243; Starck-Wells
448 f.; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 164 f.; See-
bold, ChWdW9 635; Graff 1, 101 f.; Lexer 2, 138; 3, Nach-
tr. 334; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 212 (eulogia); Dt. Wb.
13, 1110. – Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 18; Christmann, Pfälz.
Wb. 5, 204; Vilmar, Id. von Kurhessen 289. – Wackerna-
gel 1861: 19. 22; Althof 1905: 326 f.; DRW 10, 200–202.

Ebenfalls aus dem Mlat. stammen: as. ofligis
n. ‚Dankesgabe (Oblei), Obliegenheit‘, mndd.
ōveleye (-leyge), ōven- f. ‚Abgabe an Inhaber
eines geistlichen Amtes vor allem aus Stiftun-
gen, Teil der Präbende in Form von Natura-
lien (bes. Brot) und Geld‘ (die bei Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 3, 214 gelistete Form obe-
lie, obelei ist lediglich aus Vilmar, Id. von Kur-
hessen 289 übernommen [diese Var. ist nicht
in Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. verzeich-
net]); (in abweichender Bed.) mndl. oveleye
‚Brot, das den Arbeitenden gegeben wird‘.

Tiefenbach, As. Handwb. 296; Wadstein, Kl. as. Spr.-
denkm. 213; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1,
1216; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 5, 2059.

Mlat. oblegium ist vermutlich unter Einwirkung
von mlat. oblata ‚Gebäck, das den Gläubigen
als Hostie gereicht wird‘ (s. oblâta) aus kirchen-
lat. eulogia f. ‚Geschenk, ein gesegnetes (nüch-
ternes christliches) Mahl oder Brot‘ entstanden,
wobei nach üblichem Muster zu einer als
Neutr.Pl. aufgefassten fem. Form ein Neutr.Sg.
hinzugebildet wurde. Das kirchenlat. Wort ist
aus gr. εὐλογία f. ‚Rühmen, Loben, Preisen, Seg-
nen, Glück, Fülle, Reichtum, Geschenk, Wohl-
tat, schöner Ausdruck‘ entlehnt. Das gr. Wort
ist ein Komp. aus εὐ- (vgl. myk. e-u-) zu gr.
ἐύς ‚gut‘ (entweder < uridg. *h₁esu- ‚gut‘ oder
*h₁[e]su- ‚gut‘) und -λογία, einer Ableitung zu
gr. λέγω ‚lese auf, sammle, zähle, erzähle, rede,
spreche‘ (s. lesan).
Die Annahme, dass das mlat. oblegium zu lat.
offerre ‚entgegentragen, -bringen, darstellen,
(vorsätzlich) zeigen‘ gehört (so H. Schmidt,
ZVThGA 17 [1891], 231 Anm. 1), ist dagegen
nicht wahrscheinlich.

Frisk, Gr. et. Wb. 1, 594 f.; 2, 94 ff.; Chantraine, Dict. ét.
gr.² 370 f. 600 f. 13301 f. 1323; Beekes, Et. dict. of Gr. 1,
484. 841 f.; Aura Jorro-Adrados 1985 ff.: 1, 260 ff.; Thes.
ling. lat. 5, 2, 1048; Du Cange² 6, 6. 15.

RS

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