oh¹
Band VI, Spalte 1145
Symbol XML-Datei TEI Symbol PDF-Datei PDF Zitat-Symbol Zitieren

oh¹ konjunkt., in I, MF, T, OT: ‚son-
dern, aber; autem, sed‘, auch in der Korrela-
tion oh … nu ‚daher, demnach; itaque‘ und der
Verbindung oh giwisso ‚dennoch, trotzdem;
tamen‘. Der ahd. Vokal o-, für den die ande-
ren germ. Sprachen a- aufweisen (s.u.), beruht
auf Entwicklung im Schwachton aus urgerm.
*a- (vgl. Schatz 1927: § 2; Braune-Reiffenstein
2004: § 25 Anm. 1c; dazu auch R. Lühr, MSS
34 [1976], 83. 92 Anm. 37). Die Annahme einer
proklitischen Kürzung aus ouh, da in T „oh und
ouh, ûzoh und ûzouh ‚sed‘ wechseln“ (Grien-
berger 1900: 17), ist kaum haltbar. Gerade dann
wäre die Varianz in T nicht zu erwarten.

Ahd. Wb. 7, 70 (der Verweis auf eine Kontinuante mhd.
och führt ins Leere; och ist – neben ôch - eine verkürzte
Form von ouch ‚auch‘; vgl. Lexer 2, 181 f.); Splett, Ahd.
Wb. 1, 694; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 843; Schützeichel⁷
245; Seebold, ChWdW8 229; ders., ChWdW9 643; Graff
1, 118 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 66 (autem). 357 (ita-
que). 599 (sed). 653 (tamen).

In den anderen germ. Sprachen entsprechen: as.
ak konjunkt. ‚sondern, aber‘; ae. ac (neben ah,
oc) konjunkt. ‚aber, sondern, außerdem, jedoch,
nichtsdestoweniger‘, me. ac (neben ak[e], acke,
ah, auh, auȝ) konjunkt. ‚sondern, aber‘; got. ak
‚aber; ἀλλά, δέ, γάρ‘: < urgerm. *ake.

Fick 3 (Germ.)⁴ 10; Tiefenbach, As. Handwb. 4; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 6; Berr, Et. Gl. to Hel. 21 f.; Holthausen, Ae.
et. Wb. 1; Bosworth-Toller, AS Dict. 4; Suppl. 5; eMED
s. v. ac conj.; eOED s. v. †ac conj.; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 32; Lehmann, Gothic Et. Dict. A-104.

Für das Wort gibt es drei etym. Vorschläge, die
sämtlich nicht überzeugen.
1. Unwahrscheinlich ist die Rückführung von
urgerm. *ake < *akke < *aþke (vgl. Brugmann
1904: 616) auf uridg. *át ge, Verbindung aus
der Konjunkt. uridg. *át ‚aber, doch‘ (> av. a,
lat. at; zu Weiterem vgl. LIPP 2, 87–90) und
der verstärkenden Pkl. uridg. *ge ‚gerade, eben,
wenigstens‘ (> gr. [ion.-att., lesb.] γε ‚gerade,
jedenfalls, wenigstens‘; s. ouh mit weiterem
Vorkommen im Germ.). Die angenommene As-
similation ist sonst nicht belegt.
2. Aus semantischen Gründen abzulehnen (vgl.
Seebold, Germ. st. Verben 74) ist die Annah-
me, dass urgerm. *ake auf den uridg. Imper.
*h₂éĝe ‚geh!, wohlan!‘ (zu uridg. *h₂eĝ- ‚trei-
ben‘; s. ackar) zurückgeht (F. Holthausen, IF
17 [1905], 458 f.; so auch u. a. C. C. Uhlenbeck,
TsNTL 25 [1906], 249).
3. Semantisch nicht überzeugend ist auch der
Vorschlag von A. M. Sturtevant, GR 26 (1951),
57, dass urgerm. *ake über *akke aus *aχke
stammt und das Element *- zu urgerm.
*aχe/az- ‚Ähre‘ (s. ah¹) gehört.

Walde-Pokorny 1, 43; Pokorny 70; LIPP 2, 87 ff.; Bar-
tholomae, Airan. Wb.² 67 ff.; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. 1, 75; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 53; de Vaan, Et.
dict. of Lat. 59.

RS

Information

Band VI, Spalte 1145

Zur Druckfassung
Zitat-Symbol Zitieren
Symbol XML-Datei Download (TEI)
Symbol PDF-Datei Download (PDF)

Lemma: