om n. a-St., nur in Gl. 4,279,38 (14. Jh.
[um 1352], frk.-obd.) und 5,9,46 (14. Jh., alem.):
‚Spelzen, Spreu, Abfall; migma‘. – Mhd. om
(auch am, oum) st.n., ome sw.n. ‚Spreu, etwas
Unbedeutendes, ein Nichts‘, nhd. (obs.) Amm
n., Ohm n. ‚Spreu‘, dial. bair. am n. ‚Spreu‘.
Das Wort ist auch in FamN wie Ohmsieder
erhalten.
Ahd. Wb. 7, 89; Splett, Ahd. Wb. 1, 1227; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 845; Schützeichel⁷ 245; Starck-Wells 451;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 199; Bergmann-Stri-
cker, Katalog Nr. 266. 323; Lexer 2, 156; 3, Nachtr. 335;
Dt. Wb. 1, 278. – Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 72; Kranz-
mayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. 1, 170. – Grimm,
Dt. Gr. 3, 709; Weinelt 1938: 49. 119.
In den anderen germ. Sprachen entspricht le-
diglich mndd. am, ame ‚Hülle, Hülse, Spreu‘.
Die Formen beruhen auf einer Grundform
*am-, wobei das o- das Resultat einer Ver-
dumpfung ist (vgl. Weinhold [1883] 1967:
§§ 30 f.). Die Vorform ist daher westgerm.
*ama(n)-.
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 1, 66.
Westgerm. *ama(n)- hat keine unmittelbaren
Entsprechungen.
Die teilweise anzutreffende Anknüpfung an
ahd. agana ‚Spreu‘ (zuerst vorgeschlagen von
Diefenbach [1851] 1983: 1, 8; vgl. auch Schmel-
ler, Bayer. Wb.² 1, 72) ist aus lautlichen Grün-
den sicher abzulehnen.
Sofern eine sporadische Dissimilation *-u̯m-
> *-m- stattgefunden hat, könnte der Form
*ama(n)- ein urspr. *au̯ma(n)- zugrunde liegen
(vgl. ähnlich urgerm. *ƀau̯ǥma- ‚Baum‘ > aisl.
baðmr, got. bagms; vgl. Neri 2011: 151; s. [an-
ders] boum; zur Dissimilation von *u̯ vor la-
bialem Kons. bereits im Uridg. vgl. auch S.
Neri, in Neri-Sturm-Ziegler 2016: 137 f.). In
diesem Fall könnte urgerm. *au̯ma(n)- auf
*h₂au̯h₁-mó- ‚wegzupustend‘ zurückgehen (S.
Neri, mündlich; vielleicht als Vddhi-Ableitung
zum Lok. *h₂uh₁-men ‚das Pusten‘ im Sinne
von ‚zu pustend, was gepustet gehört‘; zur
Wurzel uridg. *h₂u̯eh₁- ‚wehen, blasen‘ [s.
wâen]). Eine andere Möglichkeit ist eine Vor-
form *(H)au̯-mó- ‚wegbleibend‘ (als Ableitung
mit dem Suff. uridg. *-mo- von uridg. *[H]au̯
‚weg, fort, ab‘ [s. ôdi¹]; gebildet wie uridg.
*pro-mo- ‚vorderer, erster‘ > urgerm. *frama-
[s. fram] [vgl. LIPP 2, 643], weniger wahr-
scheinlich als Komp. *[H]au̯-mn-ó- mit dem
KHG zu uridg. *men- ‚bleiben‘). Die Bedeu-
tung ,Abfall, Spreu‘ wäre dann aus der Vor-
stellung ,was zurückbleibt‘ entstanden.
Verwandte in den anderen idg. Sprachen feh-
len.
RS