-ntîg suff. 〈Var.: -entig, -antig〉. Mit
dem seltenen, nur hd. Suff.konglomerat -nt-îg
werden einige Adj. zu Ortsadv. gebildet (vgl.
aftanntîg ‚hinter, nach hinten gerichtet‘ [s. d.]
: aftan adv. ‚von hinten‘ [s. d.], fornntîg adj.
‚vorn befindlich‘ [s. d.] : forna adv. ‚vorn‘ [s.
forn, forna¹]). obanentîg, -ntîg (s. d.) ist die
Ableitungsbasis für die Adj.abstrakta obanen-
tga ‚Oberfläche, oberster Teil, Gipfel‘, oban-
entgi ? ‚Berggipfel‘, obanentgî, obanntgî
‚Gipfel, das obere Ende, Höhe‘ (s. dd.), forn-
entîg, fornntîg ‚vorn befindlich‘ (s. dd.) für
fornentgî ‚Vorderseite, Spitze‘, fornntgî ‚vorn
Befindliches, Heeresspitze‘ (s. dd.).
Splett, Ahd. Wb. 2, 342. – Grimm, Dt. Gr. 2, 730 (Zu-
sammenstellung der Bildungen); Wilmanns [1906–30]
1967: 2, § 383, 1. 2; Schatz 1927: § 105; W. Wissmann,
FS Frings 1956: 111 f. (zur Semantik der Adj., die sämt-
lich ‚oben befindlich‘ bedeuten).
Während der zweite Bestandteil des Suff.-
konglomerats -îg < urgerm. *-ǥa- klar ist, be-
reitet der erste Teil -nt-/-ent- Schwierigkeiten.
Um ein partizipiales Suff. kann es sich nicht
handeln, da die Ableitungsbasis nicht verbal
ist. Vielleicht ist das Suff. ein Fortsetzer des
Komp.suffixes urgerm. *-u̯anđii̯a- ‚-gewendet‘
(vgl. ae. lāđwende adj. ‚feindlich‘, ahd. leid-
wentîg adj. ‚unheilvoll‘ [s. d.], nhd. notwen-
dig adj. ‚unbedingt erforderlich, zwangsläufig‘,
eigtl. ‚die Not wendend‘), das in der Kompo-
sition seinen labialen Bestandteil verlieren
konnte (ähnlich auch -olf < wolf durch den
Verlust der appellativischen Bed. [s. nahtolf]
oder -ort : -wert [s. nidarort]). Für diese Annah-
me spricht auch die Bed. des Suff.konglo-
merats, das in sämtlichen Belegen ein ‚Ge-
richtetsein, in eine bestimmte Richtung ge-
wendet‘ zum Ausdruck bringt.
Krahe-Meid 1969: 3, § 173 (-wandja-).
S. wenten.
MK