orfal*
Band VI, Spalte 1193
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orfal*AWB Genus und Stammklasse unklar,
nur Gl. 3,558,35 (2 Hss., Zeit der Eintragung
unbekannt, obd.): ‚Ruprechtskraut; herba Ru-
pertiVar.: -ru-. Ob Gl. 3,565,52 (strincus .
riual) dasselbe Wort überliefert (so [mit Fra-
gezeichen] Schützeichel, Glossenwortschatz 7,
203), muss offen bleiben, schon weil die Pa-
rallelhs. an der Stelle strincus mit rainuan
glossiert. Das Wort ist aus afrz. orvale ‚Salbei‘
entlehnt (s.u.). Daneben erscheint im Mhd. für
die Pflanze das Komp. ertval st.m., eine volks-
etymologische Umbildung zu ‚Erd-fall‘ (vgl.
StSGl 3,558 Anm. 12). Handelt es sich aber um
eine Bez. für den Rotlauf, könnte das Be-
nennungsmotiv die blutstillende Wirkung der
Pflanze gewesen sein, „wenn ein Verwundeter
oder ein abgehauenes Glied niederfiel“ (Dt.
Wb. 3, 767). Eine Deutung als ôrfal* im Sin-
ne von ‚Ohren-Fall‘ ist unwahrscheinlich (Dt.
Wb., a. a. O.).

Ahd. Wb. 7, 113; Splett, Ahd. Wb. 1, 1227; Schützeichel⁷
246; Starck-Wells 452; Schützeichel, Glossenwortschatz
7, 203; Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 285 (II). 455;
Lexer 1, 686; 2, 174; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 275 (her-
ba rubea). – Marzell [1943–79] 2000: 2, 668.

Afrz. orvale ist auch die Entlehnungsgrundla-
ge für einmal bezeugtes, verderbtes mndd.
<ornal> ‚Ruprechtskraut‘ (für +ōrval).

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 1172.

Afrz. orvale, nfrz. orval ‚Salbei‘ stammt nach
V. Bertoldi, ZRPh 54 (1934), 227 f. aus lat. au-
rum valet ‚ist Goldes wert‘, einer Umbildung
von auris galli ‚Hahnenkamm‘, das seinerseits
eine Lehnübersetzung von gr. ἀλεκτορόλοφος
m. ‚dss.‘ ist (ins Lat. entlehnt [seit Plin., nat.
hist. 27, 40] als alectorolophus m. ‚dss.‘).

Wartburg, Frz. et. Wb. 21, 179 f.

RS

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