orrahuon n. a-St., seit dem 11./12. Jh. in
zahlreichen Gl.: ‚Auerhuhn; or(n)ix, ortigome-
tra [= ortygometra]‘ (Tetrao urogallus; vgl. Suo-
lahti [1909] 2000: 248–251) und ‚Wachtel; co-
turnix, ortigometra [= ortygometra]‘ (Coturnix
coturnix; vgl. Suolahti, a. a. O. 259), ‚Wachtel-
könig; ortigometra [= ortygometra]‘ (Crex crex;
vgl. Suolahti, a. a. O. 294 f.) (mhd. orrehuon st.n.
‚Auerhuhn‘). Vgl. Neuß 1973: 162 f. Weiteres s.
orrahano*. – ôrring m. a-St., seit dem 9. Jh. in
zahlreichen Gl.: ‚Ohrring, Ohrgehänge; inauris,
srofium [= strophium] (wohl Fehlübersetzung)‘
(mhd. ôrrinc st.m. ‚Ohrring‘, nhd. Ohrring m.
‚Schmuckstück, das am Ohr getragen wird‘; as.
ōrhring m. a-St. ‚Ohrring; inauris‘ in Gl. 1,
384,2 = WaD 75, 25 [11. Jh.], mndd. ōrrinc
m. ‚Ohrschmuck, Ohrring‘; frühmndl. orerinc
m. ‚Ohrring‘ [a. 1285], mndl. oorrinc m. ‚dss.‘;
ae. ēarhring m. ‚dss.‘). Determinativkomp. mit
subst. VG und HG. S. ôra, ring. – ôrrûno m.
an-St., Gl. 1,422,13 (in 2 Hss., 2. Hälfte des
10. und 3. Viertel des 11. Jh.s, beide bair.). 14
(10. Jh., bair.): ‚geheimer Ratgeber; auricula-
rius‘, eigtl. ‚der ins Ohr flüstert‘ (mhd. ôrrûne
sw.m. ‚dss.‘; vgl. mndd. ōrrūner m. ‚Verleum-
der‘; aisl. eyrarúna f. ‚Vertraute‘). Ableitungs-
komp. aus einer Fügung ôra rûnên. – ôrslag m.
i-St., Gl. 2,330,13 (9. Jh., bair.) und weitere Gl.:
‚Ohrfeige; alapa‘ (mhd. ôrslac st.m. ‚Schlag
ans Ohr, Ohrfeige‘; mndd. ōrslach m. ‚Ohrfei-
ge‘; mndl. oorslach m. ‚dss.‘; vgl. as. ōrslēk m.
a-St. ‚Ohrfeige; alapa‘ in Gl. 2,577,41 = WaD
92, 10 [10. Jh.]; ae. ēarslege m. ‚Schlag, der das
Ohr abschlägt‘ [vgl. Carr 1939: 130]). Deter-
minativkomp. mit subst. VG und HG. Die Basis
für das ae. Subst., ein Ableitungskomp., ist die
Fügung ēare slēan. S. ôra, slag. – ôrsleggen*
sw.v. I, Gl. 3,418,80 (um 1175, alem.): ‚ohr-
feigen; alapizare‘. Desubst. Bildung (vgl. Rie-
cke 1996: 336). S. ôrslag. – ôrsmero n. wa-St.,
seit dem 12. Jh. in Gl., vorwiegend im SH: ‚Oh-
renschmalz; austiria, oirunguizol [lingua ig-
nota, Hildeg.]‘ (mhd. ôrsmër st.n. ‚Ohren-
schmalz‘; mndl. oorsmeer n. ‚dss.‘; vgl. ält.
schweiz. ōre[n]schmërw m. ‚dss.‘ [Schweiz. Id.
9, 982]). Determinativkomp. mit subst. VG und
HG. S. ôra, smero. – ôrspinta, ôrspinna ? f.
ō(n)-St., Gl. 3,431,13 (2. Hälfte des 12. Jh.s).
13/14 (13. Jh.): ‚Ohrenschmalz oder Ohrknor-
pel; pulpa‘. Belegt ist nur die Form orspinna,
bei der vielleicht -nt- zu -nn- assimiliert ist
(ähnlich annuzzi aus antluzzi ‚Antlitz‘; Braune-
Reiffenstein 2004: § 99). In diesem Fall gehört
das KHG zu ahd. spint ‚Fett, Speck, Mark‘
(s. d.), als Bedeutung des Komp. ergäbe sich
ohne weiteres ‚Ohrenschmalz‘ (so auch bei
Höfler 1899: 663). Diese Deutung passt aber
schlecht zu lat. pulpa f. ‚das Fleischige, Mus-
kelfleisch‘, übertr. ‚das Fleischige am Obst‘
(Georges 1913: 2, 2078), das durch et est illud
durum in aure ‚das ist jenes Harte im Ohr‘
näher erklärt wird. Deshalb zieht Riecke 2004:
2, 206 den Bed.ansatz ‚Ohrknorpel‘ vor, auch
weil eine Bez. ‚Ohrenschmalz‘ nicht in einem
Körperteilglossar zu erwarten sei. Ist das KHG
-spinna ‚Spinne‘ sprachwirklich, ist eine Deu-
tung des Komp. noch schwieriger. – Ahd. Wb.
7, 119 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 351. 687. 688.
751. 771. 870. 884. 906; Köbler, Wb. d. ahd.
Spr. 847; Schützeichel⁷ 246; Starck-Wells 453.
XLV. 827; Schützeichel, Glossenwortschatz 7,
207 ff.
MK