ôstana adv., im T, OT, bei O und Gl. 4,
262,47 (wohl 10. Jh.): ‚von Osten, im Osten; ab
oriente, ad orientalem partem‘, in der Ver-
bindung fona ôstana ‚aus dem Osten; ab
oriente‘ (mhd. ôstene adv. ‚nach Osten, im Os-
ten‘; as. ōstana adv. ‚von Osten her, im Osten;
oriente‘ im Hel und Gl. 4,302,35 = WaD 60, 5/
6 [10. Jh.], mndd. ōstene adv. ‚ostwärts, nach
Osten‘; mndl. oostene adv. ‚vom Osten, aus
dem Osten [kommend]‘; ae. ēastane, ēastene
adv. ‚aus dem Osten‘). Der Ausgang -ana setzt
urspr. einen Instr. vorurgerm. *-o-neh₁ fort, der
ablativische Bed. angenommen hat (vgl. G.
Schmidt 1962: 105. 183 ff.; Lühr 1982: 556 f.).
S. ôst. – ôstanân adv., nur in NBo: ‚aus dem
Osten; ab extremo ortu‘ (mhd. ôstenân adv.
‚von Osten‘). An den in ôstana (s. d.) vorlie-
genden Stamm ist das urspr. lokale Element
-n angetreten. – ôstannord n. a-St./m. a-St.?,
Gl. 3,608,28 (in 3 Hss., Ende des 10. Jh.s und
11. Jh.). 29 (11. Jh., mfrk.) und Gl. in London,
Harl. 2688 (Hs. letztes Viertel des 9. Jh.s, Zeit
des Gl.eintrags unbekannt): ‚östlicher Nord-
ost(wind); calcinas [= chalcias], vulturnus‘ (vgl.
mndd. ōstennōrden adv. ‚Ost zu Nord‘ [Punkt
der Kompassrose bei 78, 75°]; ae. ēastannor-
þan adv. ‚aus dem Nordosten‘). Zusammen-
rückung. S. ôstan, nord. – ôstannti ? n. ja-St.,
nur im Abr (1,217,33 [Kb]): ‚Osten; oriens‘.
Nach Splett 1976: 311 hat das Wort in der Wen-
dung in ostanond das ausl. -i verloren, vielleicht
in Anlehnung an konsonantisch flektierte Part.
Präs. (vgl. z. B. helfant). – ôstansundan, ôstan-
sûdan m. a-St., Gl. 3,608,2 (in 2 Hss., Ende
des 10. Jh.s, mfrk. und 2. Viertel oder Mitte des
11. Jh.s, bair.). 2/3 (11. Jh., bair.), Gl. im Clm.
396 (Hs. spätes 9. Jh., Zeit des Gl.eintrags un-
bekannt, bair.), Gl. in London, Harl. 2688 (Hs.
letztes Viertel des 9. Jh.s, Zeit des Gl.eintrags
unbekannt) und 3095 (10. Jh., mfrk.): ‚Süd-
ost(wind), östlicher Südostwind; austronotus,
eurus‘ (vgl. mndd. ōstensǖden adv. ‚Ost zu
Süd‘ [Punkt der Kompassrose bei 101, 25°]; ae.
ēastansūþan adv. ‚aus dem Südosten‘). Zusam-
menrückung. S. ôstan, sundan. – ôstansundwint
m. i-St., Gl. 2,701,12 (10./11. Jh. oder Mitte des
11. Jh.s, mfrk.): ‚(östlicher) Südostwind; eurus‘
(vgl. ae. ēastansūþanwind m. ‚Südostwind‘).
Determinativkomp. S. ôstan, sundwint. – ôstant
adv., Gl. 3,379,61 (12./13. Jh., mfrk.): ‚im Os-
ten; oriens‘ (mhd. ôstent adv. ‚im Osten‘). Zur
Bildung vgl. H. Wehrle, ZDW 7 (1905), 70. S.
ôst. – ôstanwint m. i-St., Gl. 2,704,28 (10./
11. Jh. oder Mitte des 11. Jh.s, mfrk.); 3,608,
1 (2. Viertel oder Mitte des 11. Jh.s, bair.). 16
(12. Jh.): ‚Ostwind; eurus, subsolanus‘ (mhd.
ôstenwint st.m. ‚subsolanus‘, nhd. mdartl. süd-
hess., mittelelb. ostenwind m. ‚aus Ostrichtung
wehender Wind‘ [Maurer-Mulch, Südhess.
Wb. 4, 1113; Kettmann, Mittelelb. Wb. 2, 1250],
westf. ōstenwind m. ‚dss.‘ [Woeste, Wb. d.
westf. Mda. 191], lüneb. oust’wind m. [Kück,
Lüneb. Wb. 2, 501], schlesw.-holst. ostenwind
m. ‚dss.‘ [Mensing, Schleswig-holst. Wb. 3,
909], meckl. oostenwind m. ‚dss.‘ [Wossidlo-
Teuchert, Meckl. Wb. 5, 203]; mndd. ōstenwint
m. ‚Ostwind‘; mndl. oostenwint m. ‚Ostwind‘; ae.
ēastenwind m. ‚dss.‘). Determinativkomp. mit
subst. VG und HG. S. ôstan, wind. – Ahd. Wb.
7, 130 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 675. 689. 690. 964.
1130; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 848; Schütz-
eichel⁷ 246; Starck-Wells 453; Schützeichel,
Glossenwortschatz 7, 214.
MK