ou f. i-St., seit der 2. Hälfte des 8. Jh.s
in Gl. und in Npg: ‚weibliches Schaflamm,
Mutterschaf; agna, fetans, ovicula‘ 〈Var.: ho-,
a-, e-; (in den flektierten Formen) -w-, -uu-〉; zu
den belegten Kasusformen vgl. Braune-Reif-
fenstein 2004: § 219 Anm. 3; dort auch zum
Ansatz des Nom.Sg. als ou (und nicht als awi,
ewi). Das Appellativ ist auch Bestandteil eini-
ger ON (vgl. Förstemann [1900–16] 1966–68:
2, 1, 302 f.). – Mhd. ouwe st.f. ‚Schaf‘, frühnhd.
aue f. ‚weibliches Schaf, Mutterschaf‘, nhd.
(veralt., dial. und fachspr.) Au f. ‚weibliches
Schaf‘ (auch im Komp. Aulamm ‚weibliches
Lamm, Mutterschaf‘).
Ahd. Wb. 7, 147 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 692; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 850; Schützeichel⁷ 247; Starck-Wells
455; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 223; Seebold,
ChWdW8 228; Graff 1, 505; Lexer 2, 193; Frühnhd. Wb.
2, 310; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 18 (agna); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 262 (fetare); Dt. Wb. 1, 602. 817; Kluge²¹
631 (s. v. Schaf); Pfeifer, Et. Wb.² 1175 (s. v. Schaf). –
Palander 1899: 124–126; Gröger 1911: 144; V. Krup-
pa-Kusch, F. Wortmann, NdW 4 (1964), 1–52.
Die genauen Herleitungen der einzelsprachli-
chen germ. Formen sind umstritten. Es ist un-
klar, ob – und wenn ja, in welchen Sprachen –
neben dem Stamm urgerm. *au̯i- Schaf, der si-
cherlich noch in Komposita vorliegt (nämlich
in ahd. ewist m. ‚Schafstall‘ und ewit m. ‚Schaf-
herde‘ [s. dd.], got. awistr* n. ‚Schafstall‘) zu-
sätzlich noch mit einer movierten Form ur-
germ. (nom.sg.) *au̯ī f., (gen.sg.) au̯i̯ōz gerech-
net werden muss (Schmidt [1889] 1980: 70 f.;
sicherlich unzutreffend ist die Annahme [so
etwa NIL 335], dass sämtliche Simplizia im
Germ. auf die movierte Form zurückgehen).
So wird für die ahd. Form au (> ou) teils eine
Vorform westgerm. *au̯u̯i- angesetzt (vgl. u. a.
Palander 1899: 124; Jordan 1903: 151; Kluge
1913: 75), dessen -u̯u̯- aus solchen obliquen
Kasus im Paradigma urgerm. (nom.sg.) *au̯ī f.,
(gen.sg.) au̯i̯ōz in den Nom. eingeführt wurde,
in denen sich urgerm. *-u̯i̯- durch die westgerm.
Konsonantengemination zu *-u̯u̯i̯- entwickelte.
Der Ansatz westgerm. *au̯u̯i- wird deswegen
als notwendig angesehen, weil teilweise ange-
nommen wird, dass eine Form urgerm. *au̯i-
nach dem analogischen Verlust des auslauten-
den -i bei den kurzsilbigen f. i-St. (vgl. dazu
Braune-Reiffenstein 2004: § 220) über frühahd.
**ao zu ahd. **ô geführt hat; dagegen west-
germ. *au̯u̯i- über *auw zu frühahd. au > ahd.
ou. Da aber urgerm. *au̯ in den Fällen, in de-
nen es sekundär im absoluten Auslaut stand,
nicht monophthongiert wurde (vgl. dazu Brau-
ne-Reiffenstein 2004: § 46), reicht auch eine
Vorform urgerm. *au̯i- zur Erklärung von ahd.
au (> ou) aus. Dazu ist lediglich anzunehmen,
dass der Abfall des auslautenden -i vor dem
i-Umlaut von *a eingetreten ist (zur Datierung
vgl. Braune-Reiffenstein 2004: § 27). Aus dem
Nom./Akk.Sg. dürfte dann der Diphthong ou
auch in die anderen Kasusformen eingedrungen
sein, während mhd. ouwe entweder eine aus den
obliquen Kasus oder aus dem Nom.Pl. rückge-
bildete Nom.Sg.-Form ist.
In gleicher Weise könnte urgerm. *au̯i- in as.
ewi f. i-St. ‚Mutterschaf‘ fortgesetzt sein (vgl.
Holthausen 1921: §§ 164. 292). Da aber der ein-
zige Beleg (nom.sg.) éuui (Gl. 2,588,63) gra-
phisch nicht eindeutig ist (<uu> kann sowohl
für w als auch für uw stehen), ist als Aus-
gangsform auch westgerm. *au̯u̯i- möglich (bei
Gallée 1993: §§ 100. 192 werden dann auch
beide Möglichkeiten genannt; [formal wäre
auch ein Neutr. möglich; vgl. ebd. § 318]). Bei
einem Ansatz westgerm. *au̯u̯i- muss der i-St.
jedoch sekundär sein. Schließlich kann auch
nicht ausgeschlossen werden, dass as. ewi un-
mittelbar auf urgerm. (nom.sg.) *au̯ī f. zu-
rückgeht, wobei auch hier das Wort nach der
Kürzung des Auslauts sekundär in die f. i-St.
eingeordnet wurde. Die mndd. Formen ewe,
ouwe (neben ogge) f. ‚weibliches Schaf, Mut-
terschaf‘ setzen das as. Wort unmittelbar fort,
unabhängig davon, ob dieses auf urgerm. *au̯i-
(Sarauw 1921: 252 f.: ewe teils mit Verschär-
fung zu *ewwe > euwe, ouwe) oder auf urgerm.
*au̯ī, *au̯i̯ōz (zur lautlichen Entwicklung Lasch
[1914] 1974: § 195; doch Bestimmung als i-St.
[§ 380 Anm.]).
Für die Erklärung der ndl. Formen, andfrk. ōi-
(in ON ōiseli ‚Schaf-saal‘, jetzt Lauzelle bei
Nivelles in der Provinz Waals-Brabant; ältes-
ter Beleg Ausele [1147; daneben verschrieben
Alausele (1147)]), frühmndl. oo (neben ou) f.
‚weibliches Schaf‘, mndl. oo, ooi (neben ooye,
oye, oeye, hoye), ouwe (auch verkürzt als ye
[neben ie]) ‚dss.‘, nndl. ooi, dial. ouwe ‚dss.‘
wird dagegen mehrheitlich ein Paradigma ur-
germ. *au̯ī, *au̯i̯ōz angenommen (zur Lautent-
wicklung von *au̯i̯ > ooi vgl. Franck 1910:
§ 27; Meer 1927: § 70). Doch genügt der Ansatz
eines Paradigmas urgerm. (nom.sg.) *au̯iz; die
Folge *au̯i̯ stammt entweder aus der laut-
gerechten Kontinuante des uridg. Nom.Pl. ur-
germ. *au̯i̯iz oder aus einer dem Ai. und Gr.
(s. u.) vergleichbaren Umbildung des Wortes
Gen.Sg. von *au̯iz zu *au̯i̯az.
Afries. ei f. ‚weibliches Schaf‘, nwestfries. oai
‚dss.‘ gehen entweder auf urgerm. *au̯i- (vgl.
Steller 1928: § 19, 2 Anm. 2; Bremmer 2009:
§ 76, 4) oder auf urgerm. *au̯ī- (mit sekundä-
rer Einordnung in die f. i-St. nach Kürzung von
-ī) zurück.
Ae. eowu (gen.sg. eowa, nom./akk.pl. eowa,
gen.pl. eowena) f. ‚weibliches Schaf‘ wird als
eine zu den jō-St. gehörige Form aufgefasst
(vgl. u. a. Brunner 1965: § 258 Anm. 4; Camp-
bell [1959] 1997: § 593). Zugrunde läge dann
ein Paradigma urgerm. (nom.sg.) *au̯ī, (gen.
sg.) *au̯i̯ōz. Wie jedoch bereits Jordan 1903:
148 gezeigt hat, flektiert das Wort nach den
ō-St. Ae. eowu weist so direkt auf urgerm.
*au̯i- (so auch Ringe-Taylor 2014: 148. 237.
260), und zwar mit i-Umlaut über *ewe (vgl.
Brunner 1965: §§ 87 Anm. 96, 1; Campbell
[1959] 1997: § 211) und nach Überführung in
die ō-St. mit Velarumlaut (vgl. Brunner 1965:
§ 110 Anm. 2) (der früher daneben angesetz-
te f. n-St. ewe ‚Schaflamm‘ [Bosworth-Toller,
AS Dict. 257; Campbell 1991: § 154, 1] existiert
nicht [vgl. Bosworth-Toller, AS Dict. Suppl.
194]). Das ae. Wort ist unmittelbar in me.
eue (neben ewe, hewe, awe, owe, yeue, yowe,
yoo; [pl.] euen, ouen, eues, youes) ‚weibliches
Schaf, Mutterschaf‘, ne. ewe ‚dss.‘ fortgesetzt.
Aisl. ýr f. ‚weibliches Schaf‘ (mit ý < á durch
R-Umlaut; vgl. Noreen [1923] 1970: § 71, 2)
setzt ebenfalls nach mehrheitlicher Auffassung
urgerm. (nom.sg.) *au̯ī fort. Die Flexion ist die
eines Wz.nomens (vgl. Noreen [1923] 1970:
§ 418). Jedoch ist als Vorform auch urgerm.
*au̯i- möglich und nach A. G. v. Hamel, APhS
2 (1927/1928), 31–42 sogar wahrscheinlicher,
da jō-St. nicht in andere Klassen übertreten.
Das Wort ist als nisl., fär. ær ‚dss.‘, ndän. dial.
å- (in ålam ‚Mutterlamm‘), nnorw. dial. ær- (in
ærsaud ‚Schaf mit Lämmern‘ [= aisl. ásauðr
‚weibliches Schaf‘]) vertreten.
Insgesamt betrachtet gibt es somit keine zwin-
genden Gründe ein neben urgerm. *au̯i- f. i-St.
stehendes Paradigma urgerm. (nom.sg.) *au̯ī,
(gen.sg.) *au̯i̯ōz anzunehmen (vgl. auch Bam-
mesberger 1990: 127 Anm. 209: „Die häufig
anzutreffende Ausgangsform urg. *awī- […]
scheint für die Erklärung der Formen in den
altgermanischen Sprachen nicht nötig“), da
keine der germ. Formen nur aus einem solchen
Paradigma erklärbar ist.
Für das Urgerm. genügt daher der Ansatz eines
Paradigmas urgerm. (nom.sg.) *au̯iz f.; es kann
aber lautlich nicht ganz ausgeschlossen werden,
dass daneben ein moviertes Fem. (nom.sg.)
*au̯ī f. stand.
Fick 3 (Germ.)⁴ 22; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 45; Tie-
fenbach, As. Handwb. 78; Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
181; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 2, 1213; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. 1, 755; 3, 247; ONW s. v. ōi¹;
VMNW s. v. oo; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 793; 5,
1596. 1598. 2057 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 474;
Vries, Ndls. et. wb. 488; Et. wb. Ndl. Ke-R 464; Hof-
mann-Popkema, Afries. Wb. 115; Richthofen, Afries. Wb.
700; Fryske wb. 14, 305; Holthausen, Ae. et. Wb. 93;
Bosworth-Toller, AS Dict. 257; Suppl. 194; eMED s. v.
eue n.¹; Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang. 1, 554;
eOED s. v. ewe n.¹; Vries, Anord. et. Wb.² 15. 681;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 82; Fritzner, Ordb. o. d. g. nor-
ske sprog 1, 75; 3, 1069; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 354; Magnússon, Ísl. Orðsb. 1216; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 1, 4; Nielsen, Dansk et. ordb. 520 f.;
Ordb. o. d. danske sprog 1, 29; Torp, Nynorsk et. ordb.
881; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 70 f.; Lehmann, Gothic
Et. Dict. A-241. – Jordan 1903: 148–152; Bammesberger
1990: 127; Ringe 2006: 71. 145.
Urgerm. *au̯i- setzt ein uridg. o/e-akrostati-
sches Paradigma (nom.sg.) *h₂óu̯is, (gen.sg.)
*h₂éu̯is fort (zu anderen Ansätzen s.u.).
Das Wort ist - teils mit Umbildungen - fortge-
setzt als: ai. (nom.sg.) ávi- f. (gen.sg. ávyaḥ;
zur sekundären Flexion vgl. Wackernagel
[1896–1964] 1954–87: 3, 138 f.; Euler 1979:
131) ‚Schaf‘ (die fehlende Dehnung von uridg.
*o > ai. ā in offener Tonsilbe im Nom.Sg. be-
ruht auf Ausgleich der zu erwartenden Form
*vi- nach den obliquen Kasus, in denen laut-
gesetzlich avy- entstand; vgl. dazu M. Mayr-
hofer, FS Neumann 1982: 184 Anm. 20); gr. ὄις
m./f. (gen.sg. οἰός/ὄιος, nom.pl. ὄιες) ‚Schaf‘
(argiv. [akk.pl.] οϝινς, kret. οιις, att. οἶς; zur [se-
kundären] Flexion vgl. Schwyzer, Gr. Gramm.²
1, 573); umbr. (akk.sg.) uvem, uve m. (abl.sg.
uvikum [mit der Postposition -kum], akk.pl.
uvef, oui), lat. ovis m./f. (gen.sg. ovis) ‚Schaf‘
(die it. Wörter setzen, sofern betontes urit.
*óu̯- in offener Silbe erhalten blieb [B. Vine, HS
116 (2006), 211–249] und nicht nach Thurn-
eysen-Havets Gesetz zu *au̯- wurde, unmittel-
bar urit. *óu̯is fort; die Annahme einer kom-
plizierten Entwicklung – nämlich die Übernah-
me von *h₂o- aus dem Nom.Sg. zunächst in die
obliquen Kasus und das Eindringen von o-, das
etwa in dem so entstandenen Dat.Sg. *h₂ou̯-i̯-ei̯
im It. erhalten blieb, wieder in die Nom.Sg.-
Form, wie noch NIL 337 Anm. 8 annimmt,
ist daher nicht notwendig; dagegen ist in der
lat. Gl. aububulcus pastor bovum [CGL 5,346,
39], falls sie in aubulcus mit der Bed. ‚Schaf-
hirt‘ emendiert werden darf, prätonige Ent-
wicklung eingetreten; vgl. B. Vine, ebd. 233;
dagegen Schrijver 1991: 439. Auch im Kom-
positum ōpiliō m. neben ūpiliō m. ‚Schafhirt,
eine Art von Vogel‘ erscheint der Fortsetzer
von *h₂ou̯i-, wobei ō- dialektaler Reflex von
au- [< unbetontem *ou̯-] sein kann, ū- dage-
gen durch sekundär eingetretenes *ou̯-; vgl. B.
Vine, ebd. 234); arm. hovi- (in hoviw m.
[gen.sg. hovowacˁ], wohl < uridg. *h₂ou̯i-péh₂-
‚Schafe schützend‘ [vgl. Schmitt 2007: 178;
Olsen 1999: 72. 789; B. Vine, HS 116 (2006),
234]; anders H. Eichner, Sprache 24 [1978],
152 Anm. 35: VG zu uridg. *opi- ‚darauf‘); lit.
avìs f. (gen.sg. aviẽs) ‚Schaf‘, lett. avs f. ‚dss.‘;
gall. in PN oui- (u. a. in Ouiorix, Oimenus
und Oios), mir. oí m.(?) ‚Schaf‘ (auch als KVG
in oegaire [auch ug-, aeg-] m. ‚Schäfer‘ [<
*ou̯i-garii̯o-]), abret. ou- (in ousor m. ‚Schä-
fer, Hirte‘), mkymr. (mit unetym. h-) heu- (in
heusawr ‚dss.‘, nkymr. heusor ‚dss.‘); kluw.
hāwī- c. ‚Schaf‘ (nom.sg. <ha-a-ú-i-is>; die Ple-
neschreibung <-i-is> zeigt, dass das Wort eine
movierte Form uridg. *h₂óu̯ih₂- fortsetzt; vgl. I.
Hajnal, GS Pedersen 1994: 150 f. Anm. 45; ob
uridg. *h₂óu̯i- in kluw. hawiyassa/ī- ‚eine Art
Brot‘ – aus einer Ausgangsbed. ‚schafförmig‘ –
erscheint, bleibt offen; vgl. Puhvel 1984 ff.: 3,
279 f.; Melchert 2003: 197), hluw. hawa/i- c.
‚dss.‘, lyk. χawa- c. ‚dss.‘ (der a-St. ist wohl
Rückbildung aus dem movierten ī-St., vielleicht
unter Einfluss von danebenstehendem wawa-
‚Rind‘; vgl. I. Hajnal, GS Pedersen 1994: 150 f.
Anm. 45; zum sekundär gekürzten -a- in der
ersten Silbe anstelle von zu erwartendem *-ā-
vgl. Hajnal 1995: 44 f. 79; Melchert 1994: 296 f.
328); toch. B āuw f. (pl. awi) ‚Schaf‘ (ein Gen.
Sg. *eyentse ‚des Schafes‘ < uridg. *h₂ou̯-ḗi̯-s,
der als Nachweis für ein hysterodynamisches
Paradigma angeführt wird, ist nicht belegt; vgl.
G.-J. Pinault, SEC 2 [1997], 194–197).
Weiter verbreitet in der Indogermania sind
noch (unverwandte) Ableitungen mit dem Suff.
uridg. *-ko/eh₂-; vgl. ai. avik- f. ‚Schäfchen‘,
āvika- ‚wollen, vom Schaf herrührend‘, mpers.
(inschriftlich) <’kblyt> ‚Lamm‘ (das wohl aus
*āvika-brīt- ‚[erst] einmal geschorenes Schaf‘
stammt), waxi yobč, yopč ‚Schafe‘ (das vermut-
lich airan. *āvi-čī- fortsetzt); aksl. ovьca f.
‚Schaf‘, russ. ovcá ‚dss.‘, ukrain. vivcjá ‚dss.‘,
tschech. ovce ‚dss.‘, slowak. ovca ‚dss.‘, poln.
owca ‚dss.‘, serb., kroat., slowen. óvca ‚dss.‘,
bulg. ovcá ‚dss.‘, osorb. wowca ‚dss.‘, ndsorb.
wejca ‚dss.‘; akymr. eguic ‚Reh, Hirschkuh‘,
mkymr. ewig f. ‚dss.‘, akorn. euhic ‚Hirschkuh‘.
Der genaue Ansatz des Wortes ist umstritten.
Neben anlautendem Laryngal *h₂- wird auch
*h₃- angesetzt; vgl. etwa stellvertretend Kroo-
nen, Et. dict. of Pgm. 45: „The original paradigm
[…] can safely be reconstructed as *h₃éu-i-s,
gen. *h₃(e)u-i-ós“. Als Argumente für diesen
Ansatz gelten erstens der arm. Anlaut ho- (vgl.
F. Kortlandt, SCauc 5 [1983], 12), zweitens die
lat. Form ovis und drittens (Beekes 1985: 82)
der sonst auftretende Gleichlaut mit uridg.
*h₂eu̯i- ‚Vogel‘ (vgl. NIL 336 Anm. 1). Je-
doch ist die Vorform des lat. Wortes uridg.
*h₂óu̯i- (s.u.), weil *h₂ ein folgendes *o nicht
verändert, und die Wörter für ‚Vogel‘ und
‚Schaf‘ unterscheiden sich in ihrer Flexion, sind
also keine Homonyme, und schließlich ist die
Annahme, dass arm. h- auf uridg. *h₃- zurück-
geht, nicht erweisbar (vgl. zur Problematik des
anlautenden h- im Arm. etwa Olsen 1999: 47
Anm. 95: „However, the distribution of initial
h- vs. zero appears to be quite inconsistent, not
only where IE laryngeals are concerned, but
also as continuations of *s- and *p-, so any
attempt to establish a phonetical conditioning
will most likely turn out to be futile“; ebd.
765 f.).
Für anlautenden *h₂- spricht nun aber eindeu-
tig, wie G.-J. Pinault, SEC 2 [1997], 190–197
gezeigt hat, die toch. Form mit ā-; vgl. ebd. 191:
„La reconstruction *H₃éwi- est contredite par
les deux formes tokhariennes, dont le vocalisme
ā- (= /a/ ouvert) suggère d’emblée une séquence
initiale *Ha- < *H₂e-“. Aus diesem Grund ist
auch F. O. Lindemans, HS 103 (1990), 20 f., An-
nahme einer Dissimilation von uridg. *h₃ou̯i-
im Anat. zu *h₂ou̯i- abzulehnen.
Andere Herleitungen sind ebenfalls nicht wei-
terführend, wie etwa K. T. Schmidts, in Meid
1987: 288 Ansatz *h₂ṓu̯i- – ein solches Ablaut-
muster ist nicht nachweisbar (so auch G.-J. Pi-
nault, SEC 2 [1997], 191) – oder die von Ras-
mussen 1999: 2, 525 Anm. 2 erwogene Vor-
form *h₂/₃óu̯h₁/₃-i-.
Walde-Pokorny 1, 167; Pokorny 784; NIL 335 ff.; Mayr-
hofer, KEWA 1, 59; ders., EWAia 1, 135; Frisk, Gr. et.
Wb. 2, 367 f.; Chantraine, Dict. ét. gr.² 758 f. 1334; Bee-
kes, Et. dict. of Gr. 2, 1060 f.; Untermann, Wb. d. Osk.-
Umbr. 818; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 211. 229; Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 462. 471f.; de Vaan, Et. dict.
of Lat. 429. 437 f.; Thes. ling. lat. 9, 2, 1192 ff.; Hübsch-
mann, Arm. Gr. 468; Martirosyan, Et. dict. of Arm. 419;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 20; Derksen, Et. dict. of Slav.
384; Et. slov. jaz. staroslov. 10, 613; Bezlaj, Et. slov.
slov. jez. 2, 263; Snoj, Slov. et. slov.² 483; Vasmer, Russ.
et. Wb. 2, 351; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 3, 116; Schuster-
Šewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 1682; Derksen, Et. dict. of
Balt. 74; Fraenkel, Lit. et. Wb. 1, 28; Smoczyński, Słow.
et. jęz. lit. 38 f.; ALEW 1, 78 f.; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. 1, 232; Karulis, Latv. et. vārd. 1, 89 f.; Fick
2 (Kelt.)⁴ 53; Matasović, Et. dict. of Proto-Celt. 301 f.;
Delamarre, Dict. gaul.³ 245; Vendryes, Lex. ét. de l’irl.
anc. O-14; Dict. of Irish O-99 f. 113 f.; Dict. of Welsh 2,
1864; Friedrich-Kammenhuber, Heth. Wb. 3, 538; Tisch-
ler, Heth. et. Gl. 1, 230 f.; Kloekhorst, Et. dict. of Hitt. 337 f.;
Neumann, Gloss. d. Lyk. 112; Melchert, Dict. Lyc. lang.
81; ders., Luv. lex. 66; Adams, Dict. of Toch. B² 1, 38. –
Schrijver 1991: 50. 439. 449–454; Sihler 1995: 178; Mal-
lory 1997: 510; Meiser [1998] 2010: § 45, 4L; de Bernar-
do Stempel 1999: 72; Olsen 1999: 744; Zair 2012: 21 f.
RS