oug(a)fano
Band VI, Spalte 1258
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oug(a)fano m. an-St., seit dem 10./11. Jh.
in Gl.: ‚Gesichtstuch, Schweißtuch; linteum,
orarium, pallium, sudarium‘ (mhd. ougevane
sw.m. ‚Schleier‘, frühnhd. augfane m. ‚Schweiß-
tuch‘). Determinativkomp. mit subst. VG und
HG. S. ouga, fano. – oug(a)fel n. a-St., Gl. 1,
479,44 (Hs. 12. Jh., Zeit des Gl.eintrags unbe-
kannt, alem.); 3,52,18 (13./14. Jh.): ‚Augenlid,
cilium; Grauer Star, albugo‘ (vgl. mhd. ougen-
vël st.n. ‚glaucoma‘, frühnhd. augenfel n. ‚Star-
häutchen, Augentrübung, die sich fellartig über
das Auge zieht‘, nhd. mdartl. schweiz. au-
genfell n. ‚Augentrübung‘ [Schweiz. Id. 1, 771],
schwäb. augenfell n. ‚Augenkrankheit, bei der
sich ein Häutchen über das Auge legt‘ [Fischer,
Schwäb. Wb. 1, 443]; mndl. ogenvel n. ‚Binde-
haut‘). Determinativkomp. mit subst. VG und
HG (vgl. auch Riecke 2004: 2, 208 f. 399). S.
ouga, fel. – ougalôs adj., nur in NBo: ‚augen-
los‘, in ioman ougalôsan gisehan ‚den Verlust
von jmds. Augenlicht wahrnehmen; amissio-
nem oculorum alicuius vidēre‘ (mndl. oge-
loos adj. ‚ohne Augen, blind‘; vgl. mhd. ougen-
lôs adj. ‚ohne Augen‘, frühnhd. augenlos adj.
‚dss.‘, nhd. augenlos adj. ‚dss.‘). Desubst. Ab-
leitung mit dem privativen Komp.suffix -lôs
(s. lôs). S. ouga. – ougapful m. a/i-St., seit dem
12. Jh. in Gl.: ‚Augapfel, Pupille; luzpoinphia
[lingua ignota, Hildeg.], pupilla‘ (mhd. ougap-
fel st.m. ‚Augapfel‘, jmdn. behüeten als den
ougapfel der gesiht ‚jmdn. sehr sorgfältig be-
hüten‘, frühnhd. augapfel m. ‚dss.‘, meton. ‚Pu-
pille‘, nhd. Augapfel m. ‚teilweise sichtbarer, in
der Augenhöhle liegender Sehkörper des Au-
ges‘, etw. hüten wie seinen Augapfel ‚auf etw.
besonders Obacht geben‘; mndd. ōgeappel, ōch-
appel m., selten n. ‚Auge, Augapfel‘, bewāren
als sīnen ōgeappel ‚auf etw. besonders Obacht
geben‘; frühmndl. ogheappel m. ‚Augapfel, Pu-
pille‘ [a. 1240], mndl. ogeappel, oochappel m./
n. ‚Augapfel‘; afries. āchappel m. ‚Augapfel‘;
ae. ēagæppel m. ‚dss.‘; vgl. aisl. augasteinn m.
‚Augapfel‘). Im Determinativkomp. ist das HG
apful in übertragener Bed. verwendet, die durch
die Ähnlichkeit mit der runden Frucht motiviert
ist. S. ouga, apful. – oug(a)salba f. ō(n)-St., seit
dem 10. Jh. in Gl.: ‚Augensalbe, Augenschmin-
ke; collyrium, stibium‘ (mhd. ougensalbe f. ‚col-
lirium‘, frühnhd. augsalbe, augensalbe f. ‚Sal-
be für die Augen‘, nhd. Augensalbe f. ‚Heil-
salbe für ein erkranktes Auge‘; mndd. ōge[n]-
salve f. ‚Augensalbe‘; mndl. ogensalve f. ‚dss.‘;
ae. ēagsealf f. ‚dss.‘). Determinativkomp. mit
subst. VG und HG. S. ouga, salba. – ougato-
ra
f. ō(n)-St., nur Gl. 3,1,47 (Voc, 2. Hälfte des
8. Jh.s, alem.): ‚Fensteröffnung; fenestra‘ (ae.
ēagdūru st.f. ‚Fenster‘; got. augadauro n. n-St.
‚dss.‘: < urgerm. *aǥa-đuran/ō- ‚Augentor‘).
Das Determinativkomp. wird durch entlehntes
fenstar (s. d.) verdrängt. Seebold 1981: 143 f.
sieht in ahd. ougatora usw. ein verdeutlichen-
des Komp., da runde Öffnungen mitunter als
‚Auge‘ bezeichnet werden; vgl. z. B. aisl. vind-
auga ‚Fenster‘, urspr. ‚runde Öffnung für den
Wind‘. S. ouga, tor. – Ahd. Wb. 7, 158. 159 f.;
Splett, Ahd. Wb. 1, 25. 203. 220. 692. 693. 788.
1035; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 850. 851. 852;
Schützeichel⁷ 247; Starck-Wells 455. 456. XLV;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 224 ff. –
Röhrich 2003: 1, 112; Friedrich 2006: 317.

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