ougilîn
Band VI, Spalte 1263
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ougilîn n. a-St., seit dem 11./12. Jh. in
Gl., vorwiegend im SH: ‚kleines Auge, Knospe;
cima [= cyma], gemma, ocellus, oculus‘ (mhd.
öugelîn st.n. ‚dss.‘, nhd. Äuglein n. ‚kleines
Auge‘; mndd. ȫgelīn n. ‚kleines Auge‘; mndl.
ogekijn n. ‚dss.‘). Diminutivbildung. S. ouga,
-ilîn. – ougilsalba f. ō-St., Gl. 1,799,54 (12. Jh.,
alem.): ‚Augensalbe; collyrium‘. Das VG des
Determinativkomp. ist entweder aus ougi ver-
schrieben oder eine Diminutivbildung (vgl.
Riecke 2004: 2, 576). S. ouga, ougilîn, salba. –
ougisal, houwisal n. a-St., seit dem ausgehen-
den 8. Jh. in Gl.: ‚weiße, fleckartige Augen-
trübung; albugo, macula in oculo‘. Die Klärung
der Wortbildung ist schwierig. Nach Splett,
Ahd. Wb. 1, 694 handelt es sich um eine deno-
minale Ableitung mit dem Suffix -isal (s.
-isal[a]), doch sind im Ahd. sonst nur Ver-
balabstrakta zu sw.v. I belegt (vgl. z. B. her-
misal
‚Leid, Drangsal‘ : hermen ‚zu Unrecht
anklagen, verleumden‘ [s. dd.]), erst im Mhd.
kommen auch Nominalabstrakta vor (vgl. z. B.
twancsal st.n./f. ‚Zwang, Gewalt, Einschrän-
kung‘ : twanc st.m. ‚dss.‘). Riecke 2004: 2, 401
hingegen fasst ougisal als Komp. auf, dessen
KHG -sal zu ahd. salo adj. ‚dunkel‘ (< ur-
germ. *sala-), salawen ‚schwärzen, färben,
beschmutzen‘ gehöre, doch ist die Bildung -sal
unklar (Spuren des wa-St. müssten erhalten
sein). Höfler 1899: 671 sieht in ougisal und
houwisal Varianten von ougstal ‚Augenhöhle,
Bez. für eine Augenerkrankung des Pferdes,
Grauer Star‘ (s. d.). Nur der Form nach steht
houwisal im Zusammenhang mit hewi, houwi
‚Heu, Gras‘ (vgl. Schatz 1927: § 290 [S. 193]).
ougiwis adv., nur im Abr (1,224,37 [Ra]):
‚öffentlich; publice‘. -wis setzt ein altes to-Part.
uridg. *-idto- > *-itto- > urgerm. *-issa-
‚was gesehen worden ist und deshalb gewusst
wird‘ zur Verbalwz. uridg. *ed- ‚erblicken,
sehen‘ fort. S. ouga, wizzan. – ouglit n. a-St.,
Gl. 3,391,29 (Anfang des 13. Jh.s, [rhein-]frk.):
‚Augenlid; cilium, luziliel [lingua ignota,
Hildeg.]‘, eigtl. ‚Augendeckel‘ (mhd. ougelit
st.n. ‚Augenlid‘, nhd. Augenlid n. ‚Haut, die
beim Schließen und Öffnen des Auges von
oben nach unten bewegt wird‘; as. ōghlid n. a-
St. ‚dss.; intercilium‘ in Gl. 3,722,11 [2. Hälfte
des 12. Jh.s], mndd. ōchlit, ōge[n]lit n. ‚Au-
genbraue, Augenlid‘; frühmndl. oghelet n. ‚Au-
genlid‘ [a. 1287], mndl. ogelit n. ‚dss.‘; afries.
āchhlid n. ‚dss.‘; ae. ēaghlid n. ‚dss.‘). Deter-
minativkomp. mit subst. VG und HG. S. ouga,
lit. – ouglubbi n. ja-St., Gl. 2,39,18 (3. Viertel
des 9. Jh.s). 225,26 (wohl 2. Hälfte des 9. Jh.s,
bair.); 3,231,28 (Ende des 12. Jh.s, frk.[-obd.]):
‚Augensalbe; collirium [= collyrium], collyri-
um‘. Determinativkomp. mit subst. VG und HG.
S. ouga, lubbi. – ougmâli n. ja-St., Gl. 1,450,6/7
(12. Jh., alem.); 2,202,11 (10. Jh., alem.). 210,5
(1. Viertel des 12. Jh.s, alem.): ‚Augenschmin-
ke, Augensalbe?; collyrium, stibium‘. Determi-
nativkomp. mit dem Fortsetzer des Suff. ur-
germ. *-a-. S. ouga, mâl¹. – Ahd. Wb. 7, 178 ff.;
Splett, Ahd. Wb. 1, 503. 557. 586. 693. 694;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 851; Schützeichel⁷ 247;
Starck-Wells 455. XLV; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 7, 229.

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