pantêra
Band VI, Spalte 1291
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pantêra f. ō(n)-St., pantêr, pantel*, pan-
tier
m. a-St., in Ph (nur die fem. Form) und seit
dem 12. Jh. in Gl. (nur m.): ‚Panther; panthe-
ra, pardusVar.: -th-, -tt-; -ir. Bei der Tier-
bez. handelt es sich um eine gelehrte Ent-
lehnung aus lat. panthēra f. bzw. panthēr m.
‚Panther‘, das wiederum aus gr. πάνϑηρ m.
‚dss.‘ übernommen ist. Die Var. pantel ist wohl
in Analogie zu pardel ‚Panther‘ (s. pardo) ge-
bildet, pantier dürfte aus pantêrtior (s. d.) mit
verdeutlichendem -tior (s. d.) verkürzt sein. –
Mhd. pantêr, pantel, pantier st.n. ‚Panther‘ (der
Langvokal in pantêr zeigt sich im Reim mit
mêre), frühnhd. pantel, seltener panter meist n.,
auch m., pantier n., nhd. Panther m. ‚in Afri-
ka und Asien lebende, ausgezeichnet klettern-
de Großkatze mit glänzendem, schwarzgefleck-
tem Fell‘.

Ahd. Wb. 7, 203; Splett, Ahd. Wb. 1, 698; Schützeichel⁷
248; Starck-Wells 457; Schützeichel, Glossenwortschatz
7, 235; Lexer 2, 201 f.; 3, Nachtr. 337; Frühnhd. Wb. 2,
1921 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 410 (panther); Dt.
Wb. 13, 2424 (panther). 1425 (panthier); Kluge²¹ 529;
Kluge²⁵ s. v. Panther; Pfeifer, Et. Wb.² 966. – Heffner
1961: 117. – Palander 1899: 50.

Während das Ahd. das Schwanken des Genus
der lat. Vorlage bewahrt, bezeugen die anderen
west- und nordgerm. Sprachen ausschließlich
die m. Var.: mndd. pantēr m. ‚Panther‘; früh-
mndl., mndl. pantēre m. ‚Panther‘, nndl. panter
m. ‚dss.‘; nwestfries. panter m. ‚Panther‘; ae.
panther ‚Panther‘ (daneben mit Verschreibung
palther), me. pantre ‚Panther‘, ne. panther
‚dss.‘; nisl. panþer(dýr), panter(dýr) ‚Panther‘,
ndän. panter, nnorw. panter m. ‚Leopard, Pan-
ther‘, aschwed., nschwed. panter m. ‚Panther‘.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 1376; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 3, 299; VMNW s. v. pantere; Ver-
wijs-Verdam, Mndl. wb. 6, 105; Franck, Et. wb. d. ndl.
taal² 488; Vries, Ndls. et. wb. 505; Et. wb. Ndl. Ke-R 496;
Fryske wb. 16, 181; Holthausen, Ae. et. Wb. 245; Bos-
worth-Toller, AS Dict. Suppl. 679; eMED s. v. pantr(e)
n.; Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 1121;
eOED s. v. panther n.; Magnússon, Ísl. Orðsb. 700; NOB
s. v. panther; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 748; Svenska
akad. ordb. s. v. panter.

Das Subst. lat. panthēr m./(f.) ‚Panther‘ ist wie
die innerlat. Weiterbildung zum Fem. (panthē-
ra f. ‚Panther‘) aus gr. πάνθηρ m. ‚Panther‘ ent-
lehnt (vgl. z. B. κρατήρ m. ‚Mischkrug‘, lat. crā-
ter neben crātēra ‚dss.‘ [Feulner 2000: 284]).
Das lat. f. Subst. wird auch in den rom. Spra-
chen fortgeführt: italien. pantera ‚Panther‘,
afrz. panthere f. ‚Panther‘, frz. panthère ‚dss.‘.
Als frz. Lehnwort erscheint das lat. Subst.
indirekt in russ. pantéra ‚Panther‘, wohingegen
aruss. und ksl. panъθirъ f. ‚dss.‘ ohne Ver-
mittlung dem Gr. entstammen. Slowen. pánter
‚Leopard, Panther‘ ist jedoch ein Lehnwort aus
nhd. Panther. Auch die kelt. Sprachen weisen
bei diesem Wort unterschiedliche Entlehnungs-
grundlagen auf: Während nämlich kymr. pan-
ther ‚Leopard‘ und ir. panathir, panther f.
‚Panther‘ der lat. Vorlage entnommen sind, ba-
siert bret. panter f. ‚Panther‘ auf Entlehnung
aus dem Frz.
Das all diesen Subst. letztlich zugrunde lie-
gende gr. πάνθηρ geht möglicherweise mit Re-
sonantendissimilation auf ein Wort *πάρθηρ
zurück, das wie gr. πάρδaλις f. ‚Panther, Leo-
pard‘ auf einer Entlehnung aus der iran. Wort-
sippe für ‚Leopard, Tiger‘ (~ sogd. pwrδnk
‚Leopard‘, pashto pṛāng ‚dss.‘ [< *pardanka-],
pers. palang ‚dss.‘) beruht. Die lautlichen Ab-
weichungen zwischen gr. πάρδaλις und πάνθηρ
erklären sich dann aus unterschiedlichen Ent-
lehnungszeitpunkten und -quellen (πάρδaλις ist
bereits bei Homer bezeugt, πάνθηρ erst bei
Herodot). Zu den iran. Wörtern und ihrer Ent-
lehnung ins Ai. s. pardo.

Die Annahme, die lautliche Gestalt πάνθηρ sei das
Ergebnis einer volksetymologischen Umgestaltung aus
*πάρθηρ (so Feulner 2000: 284), ist unwahrscheinlich:
Zwar ist in der Antike πάνθηρ als Zusammensetzung aus
πάν- ‚all, ganz‘ und θηρ- ‚wildes Tier‘ gedeutet wor-
den, diese Volksetymologie hat ihren Ursprung aber
lediglich in der lautlichen Vergleichbarkeit und nicht in
einer sachlichen Erklärung. Für die volksetym. Umge-
staltung aus *πάρθηρ gibt es keinen sachgeschichtlichen
Grund.
Wegen der späten Bezeugung und starken lautlichen
Abweichung ist ai. skt. puṇḍarīka- m. ‚Tiger‘ nicht Ent-
lehnungsgrundlage für das gr. Wort. Vielmehr handelt es
sich hier um eine Übernahme aus dem Iran. (s. pardo).

Mayrhofer, KEWA 2, 301 f.; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 471;
Chantraine, Dict. ét. gr.² 824; Beekes, Et. dict. of Gr. 2,
1149 f.; Thes. ling. lat. 10, 1, 237 f.; Körting, Lat.-rom.
Wb.³ Nr. 6835; Wartburg, Frz. et. Wb. 7, 569 ff.; Snoj,
Slov. et. slov.² 490; Vasmer, Russ. et. Wb. 2, 310; ders.,
Ėt. slov. russ. jaz. 3, 199; Hessens Ir. Lex. 2, 179;
Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. P-3; Dict. of Irish P-175;
Dict. of Welsh 3, 2681; Deshayes, Dict. ét. du bret. 556.

S. pardo.

MK/LS

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