pfant
Band VI, Spalte 1366
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pfant f. ō(n)-St., in Gl. 1,765,22 (2.
Hälfte des 8. Jh.s, alem.) und zahlreichen wei-
teren Gl., in GA: ‚Pfand, Unterpfand, Vertrau-
ensbeweis; arra, arrabo, dos matrimonii, pi-
gnus, suppositorium, vadimonium‘, in pfant
sezzen ‚verpfänden; apponere [= opponere]‘, zi
pfante neman ‚als Pfand nehmen; pignerare
Var.: f-, ph-, p-; -d(-). Besonders für alem.
Belege ist die Wiedergabe von pf durch <f>
charakteristisch, im Rhein- und Mfrk. steht da-
für <p> (Braune-Reiffenstein 2004: §§ 131
Anm. 4. 184, 2). – Mhd. pfant, gen. -des, pl.
pfant, pfante und pfender st.n. ‚Pfand, Un-
terpfand, Bürgschaft‘, ezzendez pfant ‚zu Pfand
genommenes oder gegebenes Vieh, das ernährt
werden muss‘, ûf ein hôhez pfant borgen ‚al-
les daran setzen‘, frühnhd. pfand n. ‚Sicherheit,
Bürgschaft, Bürge, Geisel, Unterpfand‘, nhd.
Pfand n. ‚Gegenstand, der als Sicherheit, als
Bürgschaft für eine Forderung gilt, Geldbetrag,
der für Leergut erstattet wird, Unterpfand, Be-
weis, Zeichen für etw.‘.

Ahd. Wb. 7, 235 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 700; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 857; Schützeichel⁷ 249; Starck-Wells 459 f.
828; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 254 ff.; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 179; Seebold, ChWdW8 230.
427. 468; ders., ChWdW9 645. 1099; Graff 3, 341; Lexer
2, 226 f.; Frühnhd. Wb. 4, 29 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 50 (arra, arrabo). 434 (pignerare, pignus). 604
(vadimonium); Dt. Wb. 13, 1603 ff.; Kluge²¹ 541; Kluge²⁵
s. v. Pfand; Pfeifer, Et. Wb.² 994. – DRW 10, 668 ff.; LM
6, 2019; RGA² 23, 4–8.

Auch in den anderen kontinentalwestgerm.
Sprachen erscheint das Subst.: as. pand n.
‚Pfand, Sicherheit in Form von Geld oder Wert-
gegenständen‘, mndd. pant n. ‚Pfand, Sicher-
heit in Form von Geld oder Wertgegenständen,
Wetteinsatz, Gewinn, Pfändung‘; andfrk. pant
‚Pfand, Kaution‘ (und in dem ON Pantgate),
frühmndl. pant m. ‚Sicherheit, Pfand‘, mndl.
pant m./n. ‚dss.‘, nndl. pand m./n. ‚Pfand, auf-
geteiltes Stück Land‘; afries. pand m. ‚Pfand,
Gewährleistung, Belastung‘, nwestfries. pān n.
‚Pfand, Garantie, Sicherheit‘.
Die nordgerm. Subst. aisl. pantr m. ‚Pfand‘, nisl.
pantur m. ‚dss.‘, fär. pantur ‚dss.‘, ndän. pant
m. ‚Pfand‘, nnorw. (nn./bm.) pant m. ‚Pfand,
Flaschenpfand‘, aschwed. panter m. ‚Pfand, Si-
cherheit‘ und nschwed. pant m. ‚dss.‘ sind we-
gen des mask. Genus entweder dem Mndl. oder
Mndd. entlehnt. Ein Lehnwort aus mfrz. pan
‚Pfand, Verpfändung‘ ist ne. pawn ‚Pfand, Si-
cherheit‘.
Problematisch ist die Herkunft des westgerm.
Wortes: Eine Übernahme aus afrz., mfrz. pan
(ab dem 13. Jh. bezeugt; so zuletzt WNT s. v.
pand) ist wegen des hohen Alters der westgerm.
Wörter unwahrscheinlich. Ebenfalls fraglich ist
die Rückführung auf eine Entlehnung aus einer
mlat. Variante *pantus, die mit Schwund des
c aus dem klass. lat. Part.Perf. pānctus (zu
lat. pangō ‚setze fest, verspreche, akkordiere‘)
stamme (so Vries, Anord. et. Wb.² 423). Eine
solche Lautentwicklung findet sich weder im
Mlat. noch im klass. Lat., der angeführte Ver-
gleich mit lat. quīntus ‚fünfter‘ (< *quinctus <
*kink-to-) trifft nicht zu: Bei dem Schwund
des Gutturals handelt es sich vielmehr um ein
frühlat. Lautgesetz (vgl. Meiser [1998] 2010:
§ 58, 1). Zudem wurde bereits im klass. Lat. in
den Part.Perf. der Guttural restituiert (vgl. Mei-
ser, a. a. O.). J. Knobloch, Lingua 26 (1970/71),
311 führt die westgerm. Wörter dagegen auf
eine sehr alte Entlehnung aus lat. pondus m.
‚Gewicht, Pfund, Menge, Masse‘ zurück. Dann
müsste der Entlehnungsvorgang so früh statt-
gefunden haben, dass die urgerm. Entwicklung
von o zu a noch nicht stattgefunden hat. Die lat.
Lehnwörter zeigen jedoch durchgängig o. Auch
kelt. Vermittlung kommt nicht in Frage, da das
lat. Wort erst sehr spät in ir. poind ‚Wichtigkeit,
Bürde‘ und kymr. pwn ‚Gewicht, Masse‘ ent-
lehnt ist (vgl. Dict. of Irish P-193; Dict. of
Welsh 3, 2941 f.; Haarmann 1970: 37). Mögli-
cherweise handelt es sich bei westgerm. *pan-
da- um ein Substratwort.

Tiefenbach, As. Handwb. 303; Wadstein, Kl. as. Spr.-
denkm. 213; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1,
1373 ff.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 298; ONW s. v.
pant; VMNW s. v. pant; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 6,
93 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 487; Suppl. 124; Vries,
Ndls. et. wb. 509; Et. wb. Ndl. Ke-R 493; Hofmann-Pop-
kema, Afries. Wb. 378; Richthofen, Afries. Wb. 975; Fry-
ske wb. 16, 171 ff.; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 339; eOED
s. v. pawn n.³; Vries, Anord. et. Wb.² 423; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 1109; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2,
928 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 218; Magnús-
son, Ísl. Orðsb. 700; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 2,
813 f.; Ordb. o. d. danske sprog 16, 441 ff.; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 483; NOB s. v. (nn./bm.) pant; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 2, 747 f.; Svenska akad. ordb. s. v. pant.

Aus dem Westgerm. ist mlat. pandus, pannus
m. ‚Pfand‘ entlehnt. Mlat. Herkunft ist schließ-
lich afrz., mfrz. pan ‚Pfand‘. Direkt aus dem
Ndl. ist dagegen wallon. pandir ‚pfänden‘ über-
nommen. Daneben erscheinen mhd. pfant bzw.
nhd. Pfand in einigen slaw. Sprachen: russ.
fánt ‚Pfand‘, osorb. fant ‚dss.‘, ndsorb. fanto-
waś ‚pfänden‘, poln. fant ‚dss.‘, slowak. fant m.
‚Pfand‘, slowen. fánt ‚dss.‘, serb., kroat. fȁnt
‚Pfand‘ (vgl. Striedter-Temps 1958: 117; dies.
1963: 115; Rudolf 1991: 27).

Niermeyer, Med. Lat. lex.² 2, 986; Meyer-Lübke, Rom.
et. Wb.³ Nr. 6204; Wartburg, Frz. et. Wb. 7, 556; Bezlaj,
Et. slov. slov. jez. 1, 127; Snoj, Slov. et. slov.² 147; Vas-
mer, Russ. et. Wb. 3, 201; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 4, 185;
Schuster-Šewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 210. – N. Årham-
mer, FS de Smet 1986: 20 f.

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