pfarifrid n. a-St., seit dem 9. Jh. in Gl.:
‚Kurierpferd, Postpferd, Pferd; caballus, con-
dulus, equus, paredrus [= paraveredus], vere-
darius, veredus, vilis equus‘ 〈Var.: p-, b-, f-;
-ref-, -rf-; -t; pereth〉. Das Wort ist bereits vor
der zweiten Lautverschiebung aus nachklass.
lat., mlat. paraveredus m. ‚Postpferd für klei-
nere Straßen und Engpässe, Postpferd, das für
die Reisen von Staatsbeamten beschlagnahmt
wurde‘ entlehnt. Für spätes pereth in Gl. 3,367,
25. 26. 27 (12./13. Jh., mfrk.) und mhd. pfert
kommt eher eine Übernahme aus der mlat. Ne-
benform paredrus in Frage (s. u.). Das neutr.
Genus ist nach ros n. a-St. ‚Ross, Pferd, Reit-
tier‘ (s. d.) gebildet. – Mhd. pfert, gen. -des st.n.
‚Pferd, Reitpferd‘ (mit Sekundärumlaut vor r;
vgl. Paul 2007: § L 30), daneben zahlreiche
Var. wie pferfrit, pferft, pferit, ohne Umlaut
pfard u. a., er rîtet der zwelf boten pfert ‚er geht
zu Fuß‘, frühnhd. pferd, pferit n. ‚Pferd‘, nhd.
Pferd n. ‚als Reit- und Zugtier gehaltenes hoch-
beiniges Säugetier mit Hufen, meist glattem,
kurzem Fell, länglichem, großem Kopf, einer
Mähne und langhaarigem Schwanz, Turngerät,
das aus einem dem Pferderumpf ähnlichen Kör-
per auf vier in der Höhe verstellbaren, schräg
nach außen gerichteten Beinen besteht, Schach-
figur mit Pferdekopf‘, in vielen phras. Wen-
dungen wie das Pferd beim Schwanze aufzäu-
men ‚eine Sache verkehrt anfangen‘, von hier
bringen mich keine zehn Pferde fort ‚hier bleibe
ich unter allen Umständen‘.
Ahd. Wb. 7, 239; Splett, Ahd. Wb. 1, 701; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 857; Schützeichel⁷ 248; Starck-Wells 460. 828;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 239 f.; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 726; Graff 3, 347; Lexer 2, 241 f.;
Frühnhd. Wb. 4, 138 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 413
(paredrus). 612 (veredus); Dt. Wb. 13, 1675 ff.; Kluge²¹
543; Kluge²⁵ s. v. Pferd; Pfeifer, Et. Wb.² 996 f. – Pa-
lander 1899: 934; Heyne 1899–1908: 2, 174 f. – LM 6,
2029 f.; RGA² 23, 26; Röhrich 2003: 2, 1164–1169.
Auch die anderen westgerm. Sprachen entleh-
nen das mlat. Subst.: as. perifrid n. ‚(Kurier-)
Pferd‘, mndd. pērt n. ‚Pferd, Großwild, Benen-
nung der Deichselsterne des Sternbilds Gro-
ßer Wagen‘; frühmndl., mndl. pert, part, paert
n. ‚Pferd, Kurierpferd, domestiziertes Pferd‘,
nndl. paard n. ‚dss.‘; afries. pērd n. ‚Pferd‘,
nwestfries. peard n. ‚Pferd‘. Aus dem Mndl.
sind nisl. pert m. ‚Pferd, Ross‘, nnorw. (bm./
nn.) pert m. ‚Pferd, Ross, Hengst‘, norn. pertek
‚Stute‘ (in der Seemannssprache), ndän. pert
m. ‚Pferd, Ross, Reitpferd‘ und nschwed. pärt
m. ‚dss.‘ übernommen. Daneben erscheint das
mlat. Subst. auch über frz. Vermittlung in me.
palefrei ‚Reitpferd‘ (~ ne. palfrey), aisl., nisl.
palafrey m. ‚Reitpferd‘ (aus frz. palefroi m.
‚Reit- oder Dressurpferd‘) und mndl. palefroot
n. (aus afrz. palefroid m. ‚dss.‘).
Tiefenbach, As. Handwb. 304; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 1491 ff.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3,
322; VMNW s. v. pert; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 6,
303 f.; Vries, Ndls. et. wb. 500; Et. wb. Ndl. Ke-R 486 f.;
Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 382; Fryske wb. 16, 232;
eMED s. v. palefrei n.; Klein, Compr. et. dict. of the Engl.
lang. 2, 1114; eOED s. v. palfrey n.; Vries, Anord. et.
Wb.² 422; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1107; Fritzner, Ordb.
o. d. g. norske sprog 2, 924; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 218; Magnússon, Ísl. Orðsb. 699. 707; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 2, 822; Ordb. o. d. danske sprog
16, 731; NOB s. v. pert; Jakobsen, Et. dict. of the Norn
lang. 2, 648; Svenska akad. ordb. s. v. pärt.
Mlat. paraveredus setzt nachklass. lat. parave-
rēdus (neben paraveridus, paravaredus, para-
v[e]rendus, parave[re]ndus) m. ‚Schlachtross,
königliches Postpferd auf Nebenwegen‘ fort.
Bei dem nachklass. lat. Subst. handelt es sich
um ein Komp., bestehend aus der aus dem Gr.
entlehnten Präp. nachklass. lat. para ‚bei, ne-
ben‘ und dem gall. Lehnwort verēdus m.
‚Post- und Kurierpferd‘; zu Komp. aus einer gr.
Präp. und einem gall. Lehnwort vgl. epi-rae-
dium n. ‚Seil oder Strick, mit welchem die
Pferde mit dem Reisewagen verbunden wer-
den‘ (vgl. Thes. ling. lat. 5, 674). Während ve-
rēdus ein Pferd bezeichnet, das nur auf Haupt-
wegen unterwegs ist, wird paraverēdus für
Pferde gebraucht, die die königliche Post auf
Nebenwegen transportieren (vgl. GP 5, 1852).
Gemäß frk. Recht waren die Straßenanwohner
verpflichtet, ein paraverēdus für königliche
Zwecke zur Verfügung zu stellen. Das erklärt
auch die starke Ausbreitung des Wortes im
Westgerm. (vgl. H. Dannenbauer, ZSavStR 71
[1954], 58; St. Zimmer, RGA² 23, 26). Das lat.
Komp. ist dann auch ins Gr. als παραβέρεδος
m. ‚Postpferd‘ eingedrungen. Neben dem lat.
Lehnwort stand im 4. Jh. n. Chr. die gr. Lehn-
übersetzung πάριππος m. ‚Postpferd‘. Nach-
klass. lat. verēdus setzt das nur im ON Uoreda
bezeugte gall. Komp. *u̯o-rēdo- (< vorurkelt.
*upo-rei̯dho-) fort, das eine exakte Entspre-
chung in kymr. gorwydd ‚Pferd, Ross‘ hat.
Auch das im Gall. nur in PN bezeugte Simplex
*rēdo- (u. a. in Ande-redus, Epo-redo-rix) ist
ins Lat. als raeda f. ‚Reisewagen‘ übernom-
men. Zur Etym. des KVG vo- s. ûf und zum
KHG rēdo- s. rîtan.
Nachklass. lat. paraverēdus ist, mit Dissimila-
tion r - r zu l - r, auch in den rom. Sprachen
fortgesetzt: afrz. palefreid, palefroid m. ‚Reise-
pferd‘, nfrz. palefroi m. ‚dss.‘, katal. palafré m.
‚dss.‘, span. palafren m. ‚dss.‘, italien. palafreno
m. ‚dss.‘ (< nachklass. lat. paravrendus, s. o.).
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 251; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 723; Thes. ling. lat. 10, 1, 323 f.; Niermeyer,
Med. Lat. lex.² 2, 994; Du Cange² 6, 165; Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 6231; Wartburg, Frz. et. Wb. 7, 640 f.;
Delamarre, Dict. gaul.³ 264; Dict. of Welsh 2, 1506 f. – J.
Maringer, JIES 9 (1981), 177 ff.; N. Oettinger, FS Schle-
rath 1994: 67 ff.; Rasmussen 1999: 1, 154 f.
MK/LS