pfarrih, pferrih m. a- oder i-St., seit dem
10./11. Jh. in Gl.: ‚Pferch, Stall, Gehege; aesti-
vum, bosta [= bostar], cantabulum [= catabu-
lum], carcer‘ 〈Var.: f-, p-; -ch(-)〉. Das Wort ist
schon früh aus mlat. parricus m. ‚Zaun, ein-
gezäunte Weide, Tiergehege, Einfriedung, um-
zäuntes Feld‘ entlehnt (s. u.). – Mhd. pferrich
st.m. ‚Einfriedung‘, frühnhd. pferch, pferrich m.
‚Umzäunung zur Aufnahme von Vieh im Frei-
en, enger Raum‘, übertr. ‚Einengung, Zwang‘,
nhd. Pferch m. ‚eingezäunte Fläche, auf der das
Vieh (für die Nacht) zusammengetrieben wird‘.
Eine jüngere Entlehnung aus afrz. parc ‚ein-
gehegter Raum, Tiergehege‘ (< mlat. parricus
s. o.) ist hingegen mhd. parc st.m. ‚eingehegter
Ort, Umzäunung‘. Im Frühnhd. begegnet park
m. in den Bed. ‚Raum zwischen der Haupt-
mauer einer Stadt und der niedrigeren Außen-
mauer, begrenzter Raum, Tiergarten‘. Erst im
18. Jh. setzt sich nhd. Park m. ‚großflächige, ei-
ner natürlichen Landschaft ähnliche Anlage mit
Bäumen, Sträuchern, Rasenflächen, Wegen und
mitunter auch Blumenrabatten‘ unter engl. Kul-
tureinfluss im Gegensatz zu den frz. Rokoko-
gärten (vgl. frz. parc ‚umschlossene großflä-
chige Grünanlage mit Spazierwegen, Blumen-
rabatten, Springbrunnen zum Schmuck von
Schlössern‘) durch. Als KHG begegnet das
Wort z. B. in nhd. Artilleriepark m. nach dem
Vorbild frz. parc d’artillerie ‚eingehegter Platz
für Munition, Geschütze und Wagen‘ (vgl. auch
Fahrzeugpark, Maschinenpark). Das sw.v. par-
ken ‚ein Fahrzeug vorübergehend an einer Stra-
ße oder auf einem Platz abstellen‘ ist nach
gleichbed. amerikan.-engl. to park (eigtl. ‚ein-
hegen, einschließen‘) gebildet.
Ahd. Wb. 7, 255 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 1228; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 857; Schützeichel⁷ 249; Starck-Wells 460;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 257; Graff 3, 346.
349. 863; Lexer 2, 241; Frühnhd. Wb. 2, 2037 f.; 4, 136 f.;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 79 (bostar). 211 (estivum); Dt.
Wb. 13, 1462. 1673 f.; Kluge²¹ 532. 543; Kluge²⁵ s. vv.
Park, Pferch; Pfeifer, Et. Wb.² 972. 996.
Das mlat. Lehnwort ist auch sonst im West-
germ. sehr früh bezeugt: mndd. perk m. ‚ab-
gegrenzter Platz, abgegrenztes Gebiet‘, perker
m. ‚dss.‘; andfrk. ON parik, perk, frühmndl.
parc n. ‚abgegrenztes Gebiet, Jagdgebiet, La-
ger‘, mndl. parc, perc, parric, perric n. ‚abge-
grenzter Raum, Umzäunung, Lager, Garten‘,
nndl. park, perk n. ‚abgegrenztes Stück Land,
Umzäunung, Weide, Lager‘; nwestfries. park n.
‚Weide, Gehege‘; ae. pearroc m. ‚Pferch, Hür-
de, Einschließung, eingezäuntes Land, Gehe-
ge‘, me. par(r)ok ‚Gehege, umzäunte Weide,
Hütte‘, ne. parrock ‚kleines Feld, Gehege, um-
zäunte Weide‘. Aus dem Me. sind aisl. parrak
n. ‚Not, Beklemmung‘ (> nisl. parrak ‚dss.‘)
und fär. parrak ‚Not‘ entlehnt. Dagegen gehen
ndän. park ‚Lustgarten, Tiergarten, eingezäun-
ter Teich‘, nnorw. (bm./nn.) park m. ‚Park, Gar-
ten‘ und aschwed. parker m. ‚Garten, Gehege,
Tiergarten‘, nschwed. park m. ‚dss.‘ auf eine
Übernahme aus dem Mndd. zurück. Aus frz.
parc stammt schließlich me. park ‚Garten,
Schlosspark‘ (> ne. park ‚dss.‘).
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 1479; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 3, 320; ONW s. vv. parik, perk;
VMNW s. v. parc; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 6, 436 ff.;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 490; Vries, Ndls. et. wb. 507;
Et. wb. Ndl. Ke-R 501; Fryske wb. 16, 195. 252; Dijkstra,
Friesch Wb. 2, 342; Holthausen, Ae. et. Wb. 245; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 772; Suppl. 679; Suppl. 2, 51;
eMED s. vv. par(r)ok n., park n.; Klein, Compr. et. dict.
of the Engl. lang. 2, 1133; eOED s. vv. parrock n., park
n.; Vries, Anord. et. Wb.² 423; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 218; Magnússon, Ísl. Orðsb. 702; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 2, 816; Ordb. o. d. danske sprog 16,
505 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 483; NOB s. v. (bm./nn.)
park; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 750; Svenska akad.
ordb. s. v. park. – Müller-Frings 1966–68: 2, 359.
Das schriftlich erst im 8. Jh. in der Lex Rip.
bezeugte mlat. parricus ist eine spätlat. Ab-
leitung mit dem Zugehörigkeitsadj. bildenden
Suffix lat. -ico- von dem vorrom. Subst. *parra
‚Stange‘ (zum Suff. vgl. Leumann [1926–28]
1977: § 303). Mlat. parricus ist in der Romania
gut bezeugt: frz. parc ‚Gehege‘, italien. parco
‚Park‘, span., port. parque ‚Park, umzäunter
Garten‘. Das zugrunde liegende vorrom. *parra
wird von katal., port., span. parra ‚Weinlaube‘
und aprov. parran f. ‚Garten vor einer Woh-
nung‘ fortgesetzt. Daneben steht eine stimm-
hafte Var. vorrom. *barra ‚Querstange‘ (~ afrz.
bare ‚Stange, Querstange‘, nfrz. barre ‚dss.‘,
span. barra ‚Sandbank an Flüssen‘, italien. bar-
ra ‚Stange‘). Unklar bleibt, wie sich der p/b-
Wechsel innerhalb der rom. Sprachen erklärt.
Doch wegen der lautlichen und semantischen
Nähe ist die Annahme zweier, etymologisch
geschiedener Wortsippen unwahrscheinlich.
Zuletzt geht RGA² 23, 19 aufgrund dieser Va-
rianz von einer vorkelt., nicht näher bestimmten
Herkunft aus. Als Alternative bietet sich die
Annahme einer Entlehnung von vorrom. *bar-
ra aus kelt. *barro- ‚Spitze, Gipfel‘ (~ air. barr
‚Spitze, Ende, Ast, Zweig‘; s. burst) an. Da
jedoch die Bedeutungen ‚Ast, Zweig‘, die für
‚Querstange‘ der semantische Ausgangspunkt
gewesen sein müssten, in den kelt. Sprachen
erst später bezeugt sind, bleibt die Bestimmung
als Lehnwort schwierig. Schließlich könnte das
rom. *barra auch die Variante nachklass. lat.
*varra ‚Querholz, gabelförmige Stange‘ fort-
setzen, die mit der Littera-Regel auf klass. lat.
vāra ‚Querholz, gabelförmige Stange‘ beruht
(vgl. Schmidt 2009: 216). Zur Etymologie von
klass. lat. vāra s. wado. Aus dem Me. ist kymr.
parrog ‚kleines Gehege‘ entlehnt. Dagegen
stammen ir. páirc m. ‚Feld, Park‘, bret. park m.
‚dss.‘ und korn. park m. ‚dss.‘ aus ne. park.
Über das Dt. gelangt das mlat. Lehnwort auch
in die slaw. Sprachen: russ. párk ‚Garten, Park‘,
tschech., slowak. park ‚Park‘, poln. park ‚dss.‘,
slowen. pȃrk ‚dss.‘, serb., kroat. pȁrk ‚dss.‘,
osorb. park m. ‚dss.‘.
Walde-Pokorny 1, 212; Pokorny 1108 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 2, 734 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
714; de Vaan, Et. dict. of Lat. 655; Niermeyer, Med. Lat.
lex.² 2, 998; Du Cange² 6, 181; Körting, Lat.-rom. Wb.³
Nr. 6877a; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 6252. 6253;
Wartburg, Frz. et. Wb. 1, 255 ff.; 7, 662. 663 ff.; Vasmer,
Russ. et. Wb. 2, 317; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 3, 207 f.;
Snoj, Slov. et. slov.² 493; Schuster-Šewc, Hist.-et. Wb. d.
Sorb. 1045; Hessens Ir. Lex. 2, 178; Dict. of Irish P-172;
Dict. of Welsh 3, 2693; Deshayes, Dict. ét. du bret. 559.
– Brückner [1927] 1993: 396; Rudolf 1991: 107; Machek
1997: 434; Bańkowski 2000: 2, 502; Johnston 2006: 42;
Newerkla 2011: 200. 520; Greule 2014: 403; Rejzek
2015: 495.
MK/LS