pfasôl, pfesôl f. i-St., nur Gl. 4,348,55
(11. Jh., alem.): ‚Bohne; phaselus‘ (Phaseolus
vulgaris L.) 〈Var.: phesol〉. Das Wort ist aus
lat. phaseolus m./f. ‚türkische Bohne, Schwert-
bohne, leichtes Fahrzeug in der Gestalt der
Schwertbohne‘ entlehnt (s. u.). Der f. i-St. im
Ahd. beruht wohl auf einer Fehlinterpretation
der lat. Pl.endung. Die Form pfesôl erklärt sich
durch i-Umlaut ausgehend von der mlat. Va-
riante phasiolus. Daneben zeigt sich die schon
im klass. Lat. bezeugte Var. faseolus im Mhd.
in den Schreibungen mit f-. – Mhd. fasôl, pfasôl
sw.f., visôl st.f. ‚Bohne‘, frühnhd. fasole f.
‚dss.‘, nhd. mdartl. schweiz. fasóle, fisole, fäs-
len pl. ‚Stangenbohne‘, bad. fasölen pl. ‚Boh-
nen‘, schwäb. fasole, fisole, fasele, fisele f. ‚Gar-
tenbohne‘, vorarlb. fisole f. ‚Garten-, Stangen-
bohne‘, bair. fisolen f. ‚Bohne‘, kärnt. fisoule f.
‚dss.‘, tirol. fisöl’ f. ‚Bohne‘, rhein. fisel f. ‚Erb-
sensorte von brauner Farbe‘, thür. fasole f.
‚Bohne‘, schles. fasólen, fisólen, fesólen u. a. f.
‚weiße Bohnen, große Bohnen, Feuerbohnen,
Buschbohnen‘.
Ahd. Wb. 7, 258; Splett, Ahd. Wb. 1, 1228; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 857; Schützeichel⁷ 249; Starck-Wells 460;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 257; Bergmann-Stri-
cker, Katalog Nr. 876; Lexer 3, 28. 375; 3, Nachtr. 389;
Dt. Wb. 3, 1340; 26, 383. – Marzell [1943–79] 2000: 3,
564 f. – Schweiz. Id. 1, 1063. 1065 (Fäslen²); Ochs, Bad.
Wb. 2, 17; Fischer, Schwäb. Wb. 2, 963; Jutz, Vorarlberg.
Wb. 1, 935; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 768; Lexer, Kärnt.
Wb. 96; Schöpf, Tirol. Id. 139; Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. 1, 174; Müller, Rhein. Wb. 2, 494 (Fisel⁴); Span-
genberg, Thür. Wb. 4, 1172 (s. v. Phaseole); Mitzka,
Schles. Wb. 1, 261.
Nur das Frühne. entlehnt lat. faseoli pl. in ne.
fasels, phasels pl. ‚Kidneybohnen‘. Aus dem
Mhd. ist dagegen nschwed. faseoler pl. ‚tür-
kische Bohne‘ übernommen.
eOED s. v. †fasels n.; Svenska akad. ordb. s. v. faseoler.
Lat. phaseolus, fasiolus, passiolus m. steht in
den lat. Hss. mit phasēlus m./f., -um n. ‚langge-
strecktes, schnelles Schiff, Bohne‘ im Wechsel.
Bei den Wörtern handelt es sich um eine Ent-
lehnung aus gr. φάσηλος m. ‚Bohne, Schwert-
bohne, langgestrecktes, schnelles Schiff‘ (vgl.
GP 19, 1884). Dabei zeigt sich in lat. phaseolus
der häufige Ersatz des gr. Suffix -ηλος durch
das diminutive lat. -eolus (vgl. pasceolus m.
‚Geldsäckchen‘, baceolus ‚dumm‘; vgl. Leu-
mann [1926–28] 1977: § 85 B 1). Im Mlat. be-
zeichnet phaseolus m. außerdem eine ‚kleine
Geschwulst in der Nase‘. Das im nachklass.
Lat. deutlich häufigere phaseolus tritt auch
in den rom. Sprachen in Erscheinung: italien.
fagiolo m. ‚Bohne‘, mfrz. fasol m. ‚Bohne,
Schwertbohne‘, afrz. fasole f. ‚dss.‘, katal. fesol
m. ‚dss.‘.
Die weitere Herkunft des seit dem 5. Jh. v. Chr.
belegten gr. Wortes ist unklar: Wahrscheinlich
handelt es sich um ein mediterranes oder um
ein illyr. Kulturwort (vgl. P. Kretschmer, Glot-
ta 21 [1933], 181 f.). Bei illyr. Herkunft könn-
ten sich mit anderem Suffix gebildetes gr.
φακός m. ‚Linse‘ und alb. bathë f. ‚Saubohne‘
anschließen und so uridg. *bhak̂-o-/-eh₂- vo-
raussetzen.
Die Annahme einer gr. Entlehnung aus dem Lat. (so zu-
letzt bei Beekes, Et. dict. of Gr. 2, 1556 als Möglichkeit)
entfällt, da bei dieser Entlehnungsrichtung die vielfäl-
tigen Schreib- und Stammvarianten des lat. Subst. ge-
genüber den einheitlichen gr. Belegen unerklärt blieben.
Walde-Pokorny 2, 131; Pokorny 106; Frisk, Gr. et. Wb.
2, 996; Chantraine, Dict. ét. gr.² 1138; Beekes, Et. dict.
of Gr. 2, 1556; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 299; Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 505; Thes. ling. lat. 10, 1,
2014 f. 2015 f.; Du Cange² 6, 303; Körting, Lat.-rom.
Wb.³ Nr. 7116; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 6464;
Wartburg, Frz. et. Wb. 8, 373 f.; Demiraj, Alb. Et. 94;
Orel, Alb. et. dict. 19 f. – Matzinger 2006: 48. 71.
MK/LS