pfelli m. ja-St., seit dem 12. Jh. in Gl.:
‚Seidenstoff, kostbarer Stoff, kostbares Tuch;
coccum, ostrum, palliolum, purpura, sericus‘,
gruonêr pfelli ‚blauvioletter feiner Stoff; hya-
cinthus‘, rôtêr pfelli ‚roter feiner Stoff; coc-
cum, rubrum‘ 〈Var.: ph-; -e〉. Das Wort ist aus
(m)lat. pallium n., -us m. ‚Seiden- oder Bro-
katstoff, Stoffstück, Altartuch, liturgisches Ge-
wand, um den Hals getragener weißer Tuch-
streifen für Papst und Erzbischöfe, Mönchs-
gewand, Nonnenschleier‘ entlehnt. – Mhd. pfel-
le st./sw.m., pfel st.m. ‚feines kostbares Sei-
dentuch, Gewand, Decke aus kostbarer Sei-
de‘, frühnhd. pfel m. ‚feiner Seidenstoff‘, meto-
nymisch ‚daraus gefertigte Gewänder‘, nhd.
mdartl. ält. bair. pfel m. ‚Art kostbarer Stoff‘.
Daneben existiert das gleichfalls aus lat. pal-
lium n. übernommene Fremdwort mhd. pal-
lium, frühnhd. pallium ‚schmaler Bandstreifen
von weißer Wolle mit eingesetzten schwarzen
Kreuzen, der vom Erzbischof oder Metropo-
liten beim feierlichen Gottesdienst der Messe
getragen wird, bischöflicher Mantel, Gebühr
für die Verleihung der Bischofswürde‘, nhd.
Pallium n. ‚mantelartiger Überwurf (im anti-
ken Rom), Krönungsmantel der mittelalterli-
chen Kaiser, weiße Schulterbinde mit 6 schwar-
zen Kreuzen als Amtszeichen der katholischen
Erzbischöfe, Großhirnrinde bei Wirbeltieren
und beim Menschen‘.
Ahd. Wb. 7, 248; Splett, Ahd. Wb. 1, 702; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 858; Schützeichel⁷ 249; Starck-Wells 460;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 263 f.; Lexer 2, 235 f.;
Findebuch 1992: 1, 269 (ohne Bed.angabe); Frühnhd. Wb.
4, 110 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 129 (coccus, -um).
403 (ostrum). 474 (purpura); Dt. Wb. 13, 1665. – Heyne
1899–1908: 3, 230. – Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 424.
Lat. pallium ist sonst nur vereinzelt in die
westgerm. Sprachen entlehnt: mndd. pelle m.
‚edler Stoff, roter Seidenstoff, Kleidungsstück
aus edlem Stoff‘; frühmndl. pelle m. ‚kostbarer
Seidenstoff, Leichentuch‘; nwestfries. pelle m./
f. ‚Leichentuch‘; ae. pæll m. ‚violetter Seiden-
stoff, Hülle, Tuch, Mantel‘, me. pal ,(kostba-
rer) Mantel, violetter Stoff, Leichentuch‘, ne.
pall ‚dss.‘. Im Ndl. fällt das Lehnwort lautlich
mit dem ebenfalls aus dem Lat. übernommenen
Subst. frühmndl., mndl. pelle f. ‚Vlies‘ (~ nndl.
pel f. ‚Vlies, Fell‘) zusammen. Die Wörter blei-
ben jedoch durch das fem. Genus gegenüber
dem mask. klar voneinander getrennt. Deutlich
häufiger ist dagegen das Diminutivum *pallio-
lum n. ‚griechischer Mantel, Kapuze, Kopfhül-
le‘ belegt (s. pfellôl).
Aus dem Ae. oder Mndd. stammen schließlich
die nordgerm. Entsprechungen: aisl., nisl. pell
n. ‚feiner Stoff, bes. Seidenstoff‘, adän. peld,
pell, pæll m. ‚edler Stoff, edles Kleidungs-
stück‘‚ dän. peld m. ‚dss.‘ (mit unetymologi-
schem d), aschwed., nschwed. päll m. ‚Stoff,
Seidenstoff‘ (vgl. Falk 1919: 67 f.).
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 1438 f.; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 3, 315; VMNW s. v. pelle; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 244; Bosworth-Toller, AS Dict. 771;
Suppl. 678; eMED s. v. pal n.; eOED s. v. pall n.¹; Vries,
Anord. et. Wb.² 424; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1113;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 932 f.; Holthau-
sen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 219; Magnússon, Ísl. Orðsb.
705; Ordb. o. d. danske sprog 16, 628; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 2, 803; Svenska akad. ordb. s. v. päll.
Lat. pallium ist, im Gegensatz zu dem etymo-
logisch zugehörigen Subst. lat. palla f. ‚Klei-
dungsstück aus rechteckigem Stück Stoff, Be-
deckung, Vorhang‘, ein Gewand, das v. a. von
Männern getragen wurde. Bei beiden lat. Wör-
tern handelt es sich sachgeschichtlich um eine
gr. Bekleidung, sodass eine Entlehnung aus
dem Gr. naheliegt (vgl. Potthoff 1992: 147).
Doch zeigt das Gr. kein *παλλα und das vor-
christlich nur bei Aisop. prov. 120, 1 bezeugte
παλλίον n. ‚Männergewand‘ legt aufgrund der
Überlieferungsgeschichte eine lat. Herkunft des
Wortes nahe, zumal diese Kleidungsbez. ganz
isoliert im Gr. steht. Lautlich und wegen des
Genus unmöglich ist dagegen eine Entlehnung
von lat. palla und pallium aus gr. φᾶρος m.
‚Stück Stoff, Gewebe, Leichentuch, Betttuch‘
(vgl. Potthoff, a. a. O.).
Wahrscheinlich schließen sich lat. palla und
pallium an lat. pellis f. ‚Haut‘ an. Lat. palla
erklärt sich so aus der sekundären schwund-
stufigen no-Bildung vorlat. *pǝl-nā. Zur idg.
Etymologie und weiteren Anschlüssen s. fel.
Lat. pallium erscheint innerhalb der rom. Spra-
chen nur noch im Gallorom.: afrz. paile ‚Tuch,
Leichentuch‘, mfrz. paille ‚dss.‘. Auch air. pail-
lium ‚Bischofsgewand‘ zeigt das lat. Wort.
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 555; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 476; de Vaan, Et. dict. of Lat. 440; Thes.
ling. lat. 10, 1, 133 ff.; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 6800a;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 6168; Wartburg, Frz. et.
Wb. 7, 506 f.; Hessens Ir. Lex. 2, 12; Vendryes, Lex. ét.
de l’irl. anc. P-1; Dict. of Irish P-172.
MK/LS