pfending, pfenning m. a-St., im Abr (1,
112,34 [Pa, Kb]), in Gl. 1,509,14 (Ende des 8./
Anfang des 9. Jh.s, alem.) und weiteren Gl.,
MF, LSF, T, OT, O, NBo, Nl, Prs B und WH:
‚Münze, Silbermünze, Denar, Pfennig; aes, ar-
genteus, as, denarius, dragma, mina, numisma,
nummus, obolus, sestertius, solidus, stater‘, im
Pl. ‚Zehrgeld, Geld‘, silabarîn pfending ‚Sil-
bermünze; argenteus‘ 〈Var.: ph-, p-, f-; -a-;
-nt-; -ig(-), -icg-, -ic(-), -inc, -inch(-)〉. Im Abr
hat der ahd. Glossator lat. pondus ‚Gewicht,
Pfund‘ als Münzbez. aufgefasst und fälschlich
mit dem im lat. Lemma überlieferten denarius
gleichgesetzt (vgl. Splett 1976: 178). Der velare
Nasal des Suffixes -ing ist in den Var. auf -ig
geschwunden, da die Silbe mit Nasal beginnt
(doch vgl. gen.pl. phendico in Kb [s. o.]). –
Mhd. pfenninc, pfennic, gen. -ges st.m. ‚Mün-
ze, Geld, Silberdenar, Pfennig‘, in zahlreichen
Wendungen wie niht eines pfenninges wert sîn
‚nichts wert sein‘, etw. ûf den understen pfen-
ninc bezaln ‚etw. bis auf den letzten Rest be-
zahlen‘, frühnhd. pfenning, pfennig m. ‚Münz-
stück, bares Geld, Vermögen, Teil eines Ver-
mögens‘, phras. blutige pfennige ‚Strafgeld bei
Vergehen, bei denen Blut fließt‘, böse pfennige
‚Abgaben‘, keinen pfennig ‚gar nichts‘, sprw.
wer den pfennig nicht achtet, wird keines
gulden herre ‚wer den Pfennig nicht ehrt, ist des
Talers nicht wert‘, nhd. Pfennig m. ‚frühere (bis
2002) kleinste Währungseinheit in Deutsch-
land‘.
Ahd. Wb. 7, 250 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 702; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 858; Schützeichel⁷ 249; Starck-Wells
461; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 265 f.; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 253. 296 (II). 747; See-
bold, ChWdW8 230. 427. 504; ders., ChWdW9 645 f.
1099; Graff 3, 342 f.; Heffner 1961: 118; Lexer 2, 238 f.;
Frühnhd. Wb. 4, 114 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 173
(denarius). 385 (nummus). 391 (obulus). 531 (sester-
nus); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 52 (argenteus). 182 (de-
narius). 608 (sestertius); Dt. Wb. 13, 1665 ff.; Klu-
ge²¹ 542 f.; Kluge²⁵ s. v. Pfennig; Pfeifer, Et. Wb.² 996.
– Braune-Reiffenstein 2004: § 128 Anm. 2. – Friedrich
2006: 321 f.; Röhrich 2003: 2, 1164. – LM 6, 2028 f.;
RGA² 23, 13–19.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen: as.
penning m. a-St. ‚Pfennig‘, mndd. penninc, pen-
nich ‚Feingewicht bes. für Silber, Währungs-
münze, 1/12 Schilling, 1/240 Pfund, Geldstück
(allgemein), Pfennig (meist aus Silber), Geld,
Geldpreis, Kosten, Erlös, Einnahme, Summe,
Teil einer Geldsumme, Anteil, Geldbesitz, Ver-
mögen, Guthaben‘; andfrk. pennink m. ‚Pfen-
nig, Münze, 1/12 Schilling‘, mndl. pen(n)i(n)c,
pen(n)i(n)g, pen(n)e(n)g(h), pen(n)e etc. ‚Pfen-
nig, Münzstück, Geld‘, nndl. penning ‚Münze,
Geldstück, Marke‘; afries. panni(n)g, pen-
ni(n)g, panneng, pannik, pennie, pinning, pin-
nich, pang, ping m. etc. ‚Münze, Rechnungs-
einheit im fries. Währungssystem, Teilsumme
(der in der Ordinalzahl erwähnte Teil der Sum-
me), Geld, Geldbetrag, Bezahlung, Abgabe?,
Halsschmuckstück‘, nwestfries. pinning, pen-
ning ‚kleine Münze‘, saterfries. pännich ‚Pfen-
nig‘; ae. pen(d)ing, penning, pæning, me. penī,
penie, pening etc. ‚Silbermünze, Münze (all-
gemein), Geld, Bargeld, Gewicht einer solchen
Münze‘, ne. penny ‚Münze (allgemein), Münze
im Wert von 1/12 Schilling bzw. 1/240 Pfund
(bis 14.2.1971) resp. 1/100 Pfund (seit 15.
2.1971), kleine Münze, (pl.) Geld‘ (aus ae. pl.
pæningas etc. entwickelt sich über me. penies,
panis etc. lautgesetzlich ne. pl. pence, das v. a.
als Kollektivum verwendet wird; daneben exis-
tiert ne. pl. pennies zur Bez. einzelner Münzen
und als Normalpl. im amerikan. Engl.): < west-
germ. *panninga-.
Das Wort ist urspr. ausschließlich westgerm.,
die nordgerm. Formen sind entweder aus dem
Ae., dem Afries. oder Mndd. entlehnt: aisl.
pen(n)ingr m., pengr m. ‚kleine Münze‘, nisl.
peningur, fär. peningur, adän. pænning, ndän.
penge ‚Geld‘ neben penning ‚Pfennig, Münz-
stück‘ (ält. ndän. penger, ndän. penge ist der
urspr. alte Pl. zu penning), nnorw. penning
‚Münzstück (im Mittelalter in Norwegen 1/240
Mark)‘, nnorw. (bm.) penge, (nn.) peng(e), meist
pl. pengar ‚Geld, Münzstück, Kapital, Besitz‘,
shetl. penga, pengo, aschwed. pänninger, pe-
ninher, penigher, pänigher, ält. nschwed. auch
pfennig (Lehnwort aus dem Frühnhd.), nschwed.
pänning, auch penning.
Neben der alten Entlehnung findet sich etwa
im Nisl. auch die Neuentlehnung penny (< ne.
penny) zur Bez. der kleineren engl. Münzein-
heit.
Aus dem Nordgerm., wohl dem Schwed., wur-
de das Wort auch ins Finn. als penninki ‚1/100
Finnmark‘ entlehnt. Eine Kurzform davon, finn.
penni, wird auch als schwed. dial. penni ver-
wendet.
Tiefenbach, As. Handwb. 304; Wadstein, Kl. as. Spr.-
denkm. 213; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1,
1147 ff.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 317; ONW s. v.
pennink; VMNW s. v. penninc; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 6, 246 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 496; Suppl.
126; Vries, Ndls. et. wb. 514; Et. wb. Ndl. Ke-R 524; Bout-
kan, OFris. et. dict. 302 f.; Hofmann-Popkema, Afries.
Wb. 381; Richthofen, Afries. Wb. 975 f. 977; Fryske wb.
16, 315 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 347; Fort, Saterfries.
Wb. 142; Kramer, Seelter Wb. 165; Holthausen, Ae. et.
Wb. 244; Bosworth-Toller, AS Dict. 772 f.; Suppl. 679;
Suppl. 2, 51; eMED s. v. penī n.; Klein, Compr. et. dict.
of the Engl. lang. 2, 1152; eOED s. vv. pence n., penny
n.; Vries, Anord. et. Wb.² 424; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
1113; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 933 ff.;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 219; Magnússon, Ísl.
Orðsb. 706; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 2, 821; Niel-
sen, Dansk et. ordb. 322; Ordb. o. d. danske sprog 16,
64 ff. 664; Torp, Nynorsk et. ordb. 486; NOB s. vv. (nn.)
peng, (bm./nn.) penge, (bm./nn.) penning; Jakobsen, Et.
dict. of the Norn lang. 2, 648; Hellquist, Svensk et. ordb.³
2, 804; Svenska akad. ordb. s. vv. pänning, penni, penny,
pfennig. – E. Schröder, ZDA 37 (1893), 124–127; ders.,
ZVSp 48 (1918), 247 ff.; B. Schier, PBB 72 (1950), 311–
314; J. Knobloch, BJ 165 (1965), 143 f.; ders., Lingua
26 (1970/71), 311; Engeler 1991: 146–157; Th. Venne-
mann, FS Bækken 2006: 269–290.
Die Etym. von westgerm. *panninga- ist nicht
eindeutig geklärt. Als wahrscheinlich darf aber
gelten, dass die Formen mit -nn- im Vergleich
zu denen mit -nd/t- die urspr. sind, da die alten,
auf jeden Fall vor dem 8. Jh. erfolgten Ent-
lehnungen ins Slaw. und Balt. (s. u.) keinen in-
lautenden Verschlusslaut zeigen. Der mittlere
Dental in ahd. pfending, pfanding, ae. pending
ist somit – obwohl es sich bei den ahd. Formen
gerade um die ältesten Belege für das Wort han-
delt – sekundär und vielleicht in Anlehnung an
die Sippe von Pfand (s. pfant) oder Pfund (s.
pfunt) entstanden.
Folglich sind Etym. für eine verschlusslaut-
haltige Grundform abzulehnen. Das Wort ist
vielmehr als westgerm. *pann-inga- zu seg-
mentieren, wobei *-inga- (s. -ing) ein auch sonst
im Germ. bei Münzbez. auftretendes Suff. ist;
vgl. etwa Schilling, ne. shilling (s. skilling), ne.
farthing etc. Für die Ableitungsgrundlage wur-
den v. a. lat. Lehnwörter vorgeschlagen: Mlat.
pannus ‚Kleidungsstück, Fetzen‘ scheidet auf-
grund seiner Bedeutung aus, gleiches gilt für
postuliertes vulg.lat. *pantum < klass. lat. pac-
tum ‚Übereinkunft‘ bzw. part.perf.pass. pāctum
‚festgemacht‘, das zudem einen ungewöhn-
lichen Lautwandel innerhalb des Lat. erfordern
würde. Plausibel erscheint die Annahme einer
Übernahme von mlat. *panna ‚Pfanne, Schüs-
sel‘ (s. pfanna), das vielleicht auch für pfan-
nenförmige Brakteaten verwendet worden sein
kann. Problematisch an diesem Vorschlag ist
aber, dass derartige Brakteaten erst ab dem
12. Jh. nachweisbar sind. Zudem waren Pfen-
nige eigentlich viel zu flach, um mit Braktea-
ten sinnvoll in Verbindung gebracht werden zu
können.
Aus dem Ahd. kam es um 800 vereinzelt zu
einer Entlehnung des Wortes ins Mlat. als pen-
dicum, pendica. Darüber hinaus ist das Wort in
rom. Sprachen gelegentlich als Bez. der kleins-
ten dt. Münzeinheit in Gebrauch; vgl. mfrz.
pfenning m., nfrz. pfenning, pfennig.
Das Wort ist auch ins Kelt. gelangt: Aus
ne. penny wurde gleichbed. kymr. peni ent-
lehnt, aus ne. pl. pence kymr. pensen (unter An-
tritt eines einheimischen Suffixes); air. pen-
ning m. ‚Münze von geringem Wert‘ (weiter
entlehnt als manx ping) ist aus dem Aisl. über-
nommen, ebenso stammt schott.-gäl. peighinn
aus dem Nordgerm.
Im 7., spätestens im 8. Jh., keinesfalls nach 800
wurde das westgerm. Wort auch ins Slaw. ent-
lehnt und ist dort allgemein in der Bed. ‚Geld,
Münze‘ verbreitet. Der Zeitraum für die Entleh-
nung ist knapp, einerseits zeigt das slaw. Lehn-
wort bereits durchgehend den Reflex des ahd.
Umlauts in der Wz.silbe, andererseits muss es
früh genug entlehnt worden sein, so dass im
Slaw. noch allgemein die progressive Palatali-
sierung der Velare und damit der Übergang
späturslaw. *-ing- > gemeinslaw. *-ęg- > *-ędz-
stattfinden konnte. Sollte zudem, wie meist in
Etymologika zu slaw. Sprachen angenommen,
die Entlehnung aus dem Ahd. erfolgt sein, ist
noch Ersatz der im Slaw. phonotaktisch un-
zulässigen Anlautgruppe pf- durch p- anzu-
nehmen: aksl. pěnędzь m. ‚Münze; δηνάριον‘,
russ.-ksl. pěnjazь m., russ. pénjaz’ m. ‚klei-
ne Münze‘, ukrain. pínjaz’ m. ‚halber Kreu-
zer‘, poln. pl. pieniądze, atschech. peniez m.,
tschech. peníz m. ‚Münze‘, pl. peníze ‚Geld‘,
ält. slowak. peniaz, peniez, penáz, peníz, slo-
wak. peniaz m., osorb., ndsorb. pjenjez, polab.
pąʒ <pangs>, slowen. pẹ̑nez ‚Geld, Münze‘,
serb. veraltet pȅnēz m., kroat. dial. pjȅnēz m.
‚Geld‘ (in beiden Sprachen von nòvac m.
‚Münze, Geld‘ seit dem 18. Jh. allmählich ver-
drängt), bulg. pénez m. ‚kleine alte Münze,
Geld zum Schmuck‘.
Unklar bleibt bei den slaw. Formen, woher
in der Wz. gemeinslaw. *-ě- stammt, da dieser
Laut normalerweise urslaw. *-ai̯- oder *-ē- fort-
setzt. Möglicherweise handelt es sich um eine
nicht konsequent durchgeführte lautgesetzli-
che Dehnung vor urspr. Doppelresonant, also
*-énn- > gemeinslaw. *-ēn-. Ein vergleichbarer
Fall liegt wohl in serb. zdȅla, kroat. zdjȅla,
slowen. zdȇla ‚Platte, Teller‘ < gemeinslaw.
*skъděla < rom. *skudella < lat. scutella ‚kleine
Schale, Teller‘ mit *-éll- > gemeinslaw. *-ēl-
vor (Meillet 1902–05: 184; Skok 1971–74: 3,
645 f.; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 3, 244 [s. v.
skodẹ̑la]; Snoj, Slov. et. slov.² 662 [s. v. sko-
dẹ̑la]; Pronk-Tiethoff 2013: 92; zur weiteren
Etym. s. skuzzila). Alternativ wurde mit einer
Dissimilation urslaw. *-ę-ę- > *-ě-ę- ausgehend
von einer postulierten ostgerm./got. Form ge-
rechnet: got. *pinnings > urslaw. *pęnęg- > ge-
meinslaw. *pěnędzь (Vaillant 1950–77: 1, 147;
Stender-Petersen [1927] 1974: 383 f. 501 f.). Für
beide angenommenen Lautwandel fehlen indes
genaue Parallelen.
Eine jüngere Entlehnung aus dem Mhd. bzw.
Nhd. ist serb., kroat. fének m., auch fénig, dial.
(Dubrovnik, Boka kotorska) auch féndig ‚klei-
ne Münze, Pfennig‘.
Aus dem Slaw. wurde das Wort als ung. pénz
‚Geld, Münze‘ entlehnt.
In jüngerer Zeit wurde das Wort (wohl über das
Rotwelsche) aus poln. pl. pieniądze ‚Geld‘ als
nhd. ugs. Penunze f. ‚Geld‘ wieder rückentlehnt
(Kluge²⁵ s. v. Penunze).
Die ält. Übernahmen in die balt. Sprachen zei-
gen eine wohl bereits ndd. dial. anzusetzen-
de Hebung *-en- > -in-; vgl. lit. pìni(n)gas m.
‚Münze, Geld‘. Das Slaw. scheidet aufgrund
des Vokalismus als Vermittler aus. Später wur-
de das Wort nochmals aus dem Frühnhd. bzw.
Nhd. als lit. fènigas, fèni(n)gis m. ‚Pfennig‘
entlehnt.
Wartburg, Frz. et. Wb. 16, 619 f.; Et. slov. jaz. staroslov.
638 f.; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 3, 24 f.; Snoj, Slov. et.
slov.² 505; Vasmer, Russ. et. Wb. 2, 336; ders., Ėt. slov.
russ. jaz. 3, 233 f.; Schuster-Šewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb.
1079; Olesch, Thes. ling. drav.-polab. 2, 713 f.; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 1, 126. 594; Smoczyński, Słow. et. jęz. lit.
461; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. P-7; Dict. of Irish P-
182; Dict. of Welsh 3, 2750. 2759. – Brückner [1927]
1993: 408 f.; Striedter-Temps 1958: 119. 173; Georgiev
1971 ff.: 5, 151 f.; Skok 1971–74: 2, 525 f. 670; Benkő
1992–97: 2, 1142; Machek 1997: 443; Bańkowski 2000:
2, 553 f.; Newerkla 2011: 133 f. 424; Pronk-Tiethoff
2013: 91 f.; Rejzek 2015: 506 f.
MK/HB