pferintag m. a-St., Gl. 1,225,5 (820/830,
bair.). 815,37 (in 3 Hss., 10. Jh. bis 3. Viertel
des 11. Jh.s, alle bair.). 38 (2. Hälfte des 10. Jh.s,
bair.): ‚Rüsttag, Freitag; parasceue, praepara-
tio‘ 〈Var.: pheritac, -tach〉. Zum Lehnwortsta-
tus s. u. – Mhd. pferintac st.m. ‚Rüsttag‘.
Ahd. Wb. 7, 255; Splett, Ahd. Wb. 1, 703; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 858; Schützeichel⁷ 249; Starck-Wells 461;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 268; Bergmann-Stri-
cker, Katalog Nr. 637. 665. 895. 949. 950; Seebold,
ChWdW9 646; Graff 5, 360; Lexer 2, 241; 3, Nachtr.
338.
Das Wort ist außerhalb des Ahd. und Mhd.
nicht belegt und hier auch nur in den obd.
Dial. Es gilt als eines der letztlich über das
Got. vermittelten gr. Wörter, die sich im Bair.
erhalten haben wie etwa auch bair. ertag
‚Dienstag‘, pfinztag ‚Donnerstag‘. Für die Ety-
mologie des ahd. Wortes existieren bisher zwei
Vorschläge: Aus gr. παρασκευή f. ‚Rüsttag,
Karfreitag‘ wurde in Verbindung mit urgerm.
*đaǥa- ‚Tag‘ (s. tag) ein nicht belegtes und
auch nicht lautgesetzlich entstandenes got. *pa-
reinsdags ‚Rüsttag, Karfreitag‘ (neben dem be-
zeugten Fremdwort got. paraskaiwe f. ‚Rüst-
tag; παρασκευή‘) gebildet, das dann über die
Alpen ins Ahd. vermittelt wurde. Diese erste
Deutung bereitet aber lautliche Probleme (umso
mehr, als das gr. Wort auch ‚unverstümmelt‘
ins Got. übernommen worden ist). Nach dem
zweiten Vorschlag handelt es sich um eine Zu-
sammenrückung aus mlat. *perindie, einer Um-
formung aus klass. lat. perendiē ‚übermorgen‘
und ahd. tag. Klass. lat. perendiē erfuhr im Mit-
telalter regional eine Bedeutungsverschiebung
zu ‚vorgestern‘, dann auch ‚Vortag‘; in Rätien,
Noricum und Dalmatien wurde daraus ent-
wickeltes e prênde ‚Vortag‘ auch zur Überset-
zung von lat. parasceuē verwendet und bedeu-
tete dann auch ‚Freitag‘.
Die zweite Erklärung ist zwar lautlich unpro-
blematisch, sie setzt aber die regional im Alpen-
raum anzutreffende semantische Entwicklung
‚übermorgiger Tag‘ > ‚zweiter Tag von heute an
gerechnet‘ > ‚vorgestriger Tag, der Tag zwei Ta-
ge vor einem Fest (z. B. Ostern)‘, auch ‚Vortag‘
> ‚Karfreitag‘ > ‚Freitag (allgemein)‘ voraus.
In beiden Fällen muss die Entlehnung vor der 2.
Lautverschiebung, also spätestens im 7. Jh. er-
folgt sein.
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 382; Lehmann, Gothic Et.
Dict. P-5. – Müller-Frings 1966–68: 2, 358 f.; P. Wie-
singer, in Beumann-Schröder 1985: 160.
Lat. parasceuē f., mlat. parasceve f. ‚Karfrei-
tag, Freitag allgemein‘ ist aus gr. παρασκευή f.
‚Rüsttag, Karfreitag‘ entlehnt. Das gr. Wort ist
aus dem Verb gr. παρασκευάζω ‚bereite vor,
rüste aus‘, einer denominalen Bildung zu gr.
σκεῦος n. ‚Gerät, Gefäß‘, rückgebildet.
Lat. perendiē adv. geht über *per-diē auf urit.
*perno-dii̯ē o. ä. wörtl. ‚an einem entfernten
Tag‘ zurück; das VG gehört etym. letztlich zu
ahd. fer ‚fern, entfernt, weit‘ (s. d.).
Frisk, Gr. et. Wb. 2, 727; Chantraine, Dict. ét. gr.² 980;
Beekes, Et. dict. of Gr. 2, 1348 f.; Walde-Hofmann, Lat.
et. Wb. 2, 287 (perendiē); Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
498 (perendiē); de Vaan, Et. dict. of Lat. 460 (peren-
diē); Thes. ling. lat. 10, 1, 314 f. (parasceuē). 1318 (pe-
rendiē); Niermeyer, Med. Lat. lex.² 2, 991 (parasceve);
Du Cange² 6, 162 (parasceve).
S. frîjatag.
MK/HB