pfrasamo
Band VI, Spalte 1479
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pfrasamo, pfrasama m. an-St., f. ō(n)-St.,
im T und Gl. 2,144,64. 148,43 (beide 2. Drittel
des 9. Jh.s); 3,381,42 (12./13. Jh., mfrk.) und Gl.
im Clm. 6293 (wohl 10. Jh., bair.; vgl. Schulte
1993: 165 Nr. 38): ‚Zins, Zinsen, Gewinn; exe-
nium, fenus, usuraVar.: pr-; -z-, -sm-, -sem-.

Ahd. Wb. 7, 288; Splett, Ahd. Wb. 1, 706; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 861; Schützeichel⁷ 250; Starck-Wells 463. 828.
853; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 288; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 157. 521. 726; Seebold, ChWdW9
647; Graff 3, 369.

Während ahd. pfrasama auf eine Vorform ur-
germ. *praχ-smōn- weist, setzen die ndl. No-
mina urgerm. *preχ-smōn- voraus: andfrk. pris-
ma f. ‚Wucher‘, frühmndl., mndl., nndl. persem
f. ‚Wucher, Zinsen‘. Daneben zeigt sich im Ndl.
das denominale Verb frühmndl., mndl. perse-
men ‚Zinsen einholen‘. Bei urgerm. *praχ-
sman-/*preχ-smōn- handelt es sich um ein No-
men actionis mit dem Suffix urgerm. *-sman-/
*-smōn- zu der Wz. urgerm. *preχ/ǥ-, die auch
in dem Nomen agentis ahd. pfragenri m.
‚Händler, Krämer‘ (s. d.) und in dem Subst.
mhd. pfragen m. ‚Markt, Handel, Wucher‘ (mit
Suffix *-ina-; vgl. Krahe-Meid 1969: 3, § 94)
bezeugt ist. Zum Suff. vgl. ahd. dîhsemo m.
‚Wachstum, Fortgang‘ (s. d.; vgl. Krahe-Meid
1969: 3, § 108). Sowohl das ahd. als auch das
ndl. Subst. zeigen den in beiden Sprachgrup-
pen auftretenden Schwund des h vor s und ei-
nem weiteren Konsonanten (vgl. Braune-Reif-
fenstein 2004: § 154 Anm. 5; Franck 1910:
§ 85). Die Wz. urgerm. *preχ/ǥ- liegt wahr-
scheinlich auch in den semantisch und lautlich
nahestehenden nordgerm. Wörtern nisl. pran-
ga ‚handeln, schachern‘, prangari m. ‚Händ-
ler‘, nnorw. (nn.) prange ‚einen kleinen Handel
betreiben‘, ndän. pranger ‚Händler‘, prange
‚mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen han-
deln‘ und nschwed. prång(l)a ‚Handel betrei-
ben‘ vor. Schwierig bleibt dabei das sekundäre
Nasalinfix, das aufgrund des Wurzelvokals a
nicht auf eine vorurgerm. oder uridg. Na-
salinfixpräsensbildung zurückgeht (vgl. Lühr
1988: 133). Das Wort reiht sich so in die
Gruppe der Wörter mit unetymologischem Na-
sal ein, wie z. B. auch as. gambra f. ‚Zins‘, ae.
gambe f. ‚Tribut‘ zu dem Verb urgerm. *ǥeƀ-
e/a- ‚geben‘ (s. geban; vgl. Lühr 1988: 108 f.).
Nicht hierher gehören die Fortsetzer der Wur-
zel urgerm. *pranǥ- ‚drängen, stoßen‘ (~ mhd.
pfrengen ‚drängen, pressen, drücken‘, mndd.,
mndl. prange m. ‚Pfahl, Stock‘): Eine Bedeu-
tungsentwicklung von ‚Pfahl, Stock‘ zu ‚Markt,
Laden‘ ist auch mit Verweis auf mhd. lade m.
‚Brett, Bohle‘ neben ‚Fensterladen, Kaufladen‘
kaum möglich, da die Bedeutungsentwicklung
zu ‚Kaufladen‘ über das Auslagenbrett vermit-
telt ist.
Innerhalb der idg. Sprachen steht die germ. Wz.
gänzlich isoliert.

Der Vorschlag von Heß 1940: 93, ahd. pfrasamo sei ein
Lehnwort aus gr. πορισμά n. ‚Ertrag, Gewinn‘, erscheint
zunächst ansprechend. Doch kann weder ein gr. πορισμά
nachgewiesen werden noch stimmt die Bedeutung von
gr. πορισμός ‚besorgend, bereitend, mit Geld versorgend‘
überein.

ONW s. v. persem; VMNW s. v. persem; Verwijs-Ver-
dam, Mndl. wb. 6, 291 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 593;
Magnússon, Ísl. Orðsb. 722; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 2, 847 f.; Nielsen, Dansk et. ordb. 330; Ordb. o. d. dan-
ske sprog 16, 1252 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 497; NOB
s. v. (nn.) prange; Svenska akad. ordb. s. v. prång(l)a.

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