pfrillo m. an-St., seit Ende des 12. Jh.s
in Gl.: ‚Pfrille, Elritze, Stichling; afforus [=
aphros], aspratilis‘ (Phoxinus laevis L.) 〈Var.:
ph-, phf-; -e〉 (zu den lat. Lemmata vgl. Mlat.
Wb. 1, 743). – Mhd. pfrille sw.m. ‚ein Fisch‘,
frühnhd. pfrille f. ‚kleiner Süßwasserfisch, be-
sonders die Elritze‘, nhd. Pfrille f. ‚Elritze, klei-
ner, in Schwärmen lebender Karpfenfisch, des-
sen Seiten silbrig glänzen‘.
Ahd. Wb. 7, 289; Splett, Ahd. Wb. 1, 1229; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 861; Schützeichel⁷ 250; Starck-Wells 463;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 289; Graff 3, 366;
Lexer 2, 264; Frühnhd. Wb. 4, 260; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 16 (afforus); Dt. Wb. 13, 1795.
In den anderen germ. Sprachen hat der FischN
keine Entsprechung: me. brell, prylle, ne. brill
‚Glattbutt, Kleist, Rhombus vulgaris‘ ist laut-
lich nur schwer mit dem ahd. Wort zu vereinen
und bezeichnet einen gänzlich anderen Fisch,
eben einen Butt, also einen Meerfisch.
Ebenso unsicher erscheint, ob die me., ne.
Fischbez. tatsächlich aus korn. brilli, einer
kontrahierten Form von korn. brillethi ‚Glatt-
butt‘ entlehnt ist. Sollte dies der Fall sein, ent-
fällt ohnehin jede Verbindung mit ahd. pfrillo.
Ebenfalls entfallen muss der von M. Höfer, in
Delling 1820: 1, 74 vorgebrachte Vorschlag,
die Fischbez. mit der Sippe um italien. brillar,
nfrz. briller etc. ‚glänzen, funkeln‘ zu verbin-
den: Diese Sippe beruht auf nicht belegtem
(m)lat. *berillāre, einer denominalen Ableitung
von lat. beryllus, berillus ‚Beryll‘. Hinge der
FischN damit zusammen, müsste das (m)lat.
Verb spätestens im 6. Jh. in bereits in vorvor-
toniger Silbe synkopierter Form ins (Vor-)Ahd.
übernommen (aber nicht weiter tradiert) und
dazu dann ein n-St. als FischN gebildet wor-
den sein.
Auszugehen ist am ehesten von einer Form
westgerm./vorahd. *prillan-, der urgerm. *prel-
i̯a-, *pril-i̯a-, *pril-na- (ggf. aus einem n-St.
urgerm. *pril-an-, gen. *pril-na-z abstrahiert),
u. U. auch *pril-u̯a- vorausgegangen sein kann.
Diese urgerm. Formen würden dann auf eine
Wz. uridg. *brei̯l- oder *brel- weisen. Außer-
germ. Anschlüsse fehlen.
Die im Ahd. Wb. 7, 289 erwogene Erklärung als
Entlehnung aus lat. asprātilis ‚rau, mit rauen
Schuppen‘, mlat. aspratilis ‚dss.‘ stößt ebenso
auf sachliche (die Elritze kann nicht als bes. rau
gelten) wie auf lautliche Schwierigkeiten: Aus-
gehend von lat. asprātilis wäre mit frührom.
*(a)sprātile (mit Langvokal in offener Silbe,
wenn suffixales -i- nicht geschwunden ist) bzw.
*(a)spratle (mit Kurzvokal in geschlossener
Silbe bei Synkope des suffixalen -i-) zu rechnen
(das in keiner rom. Sprache fortgesetzt zu sein
scheint). Aus dieser Form könnte ahd. pfrillo
allenfalls entstanden sein, wenn zusätzlich zur
Apokope des Anlauts (vielleicht auch durch
Reanalyse des a- als rom. Artikel) Schwund des
(-)s-, eine Art Umlaut des mittleren (beton-
ten!) -a- zumindest zu *e (in rom. Sprachen frei-
lich kaum zu belegen) und Assimilation tl > *ll
stattgefunden hätte und so letztlich noch vor der
2. Lautverschiebung eine Form rom. *prell- ins
Vorahd. entlehnt worden wäre. Ein höchst un-
wahrscheinliches Szenario, das jeglicher Paral-
lelen entbehrt.
Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang. 1, 200; eOED
s. v. brill n.¹. – Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 69 (s. v.
bēryllus); Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 1344; Wartburg,
Frz. et. Wb. 1, 339 (s. v. beryllus).
MK/HB