pfropfa
Band VI, Spalte 1488
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pfropfa, pfrofa, proba f. ōn-St., seit dem
9. Jh. in Gl.: ‚Schössling, Setzling, Pfropfreis;
gemma, gemmula, genimen, palmes, planta,
propagoVar.: br-, ph-; -bb-, -ph-. Das
Wort ist aus lat. prōpāgō f. ‚Setzling, Able-
ger, Senker‘ entlehnt (s. u.). – Mhd. pfropfe
sw.f.? ‚Pfropfreis‘ (nur im Findebuch 1992: 1,
274), sonst im Komp. pfropf-rîs st.n. ‚Pfropf-
reis‘, frühnhd. pfropf m./n. ‚Pfropfreis, Able-
ger, Setzling‘, nhd. in Pfropfreis n. ‚aufge-
pfropfter Spross‘. Nicht hierher gehört nhd.
Pfropf(en) m. ‚Korken, Stöpsel‘, die seit dem
18. Jh. bezeugte verhochdeutschte Form von
ndd. Propp(en) ‚Flaschenkorken‘, urspr. ‚Mas-
se, durch die eine Öffnung fest verstopft wird‘
(vgl. auch proppenvoll adj. ‚gedrängt voll‘,
eigtl. ‚bis zum Pfropfen gefüllt‘); vgl. Pfeifer,
Et. Wb.² 1000 (s. v. Pfropf[en]).

Ahd. Wb. 7, 289 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 707; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 861; Schützeichel⁷ 250; Starck-Wells
463; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 289; Seebold,
ChWdW9 647. 1099; Graff 3, 366; Lexer 2, 264; 3, Nach-
tr. 340; Frühnhd. Wb. 4, 260; Dt. Wb. 13, 1795 f.; Kluge²¹
547 (s. v. pfropfen); Kluge²⁵ s. v. pfropfen; Pfeifer, Et.
Wb.² 1000 (s. v. pfropfen²). – Georges 1913: 2, 2000 (pro-
pāgo²); Müller-Frings 1966–68: 2, 278. 283–285.

In den anderen germ. Sprachen gibt es keine
Entsprechungen zu dieser Entlehnung ins Ahd.
Unter Einfluss des Nhd. nahm nndl. proppen
auch die Bed. ‚Pfropfen‘ an.

Verbreitet ist nur das fern stehende germ., vielleicht
onomatopoetische Wort für ‚Pfropfen, Stöpsel‘; so etwa
mndd. proppe, prop m. ‚hölzerner Stöpsel, Pfropfen‘;
mndl. prop, proppe m. ‚Ball aus zusammendrückbarem
Material, Pfropfen, Stöpsel‘, nndl. prop ‚dss.‘ u. a. < ur-
germ. *prup(p)a(n)-. Dän. prop ‚dss.‘, norw., schwed.
propp ‚dss.‘ sind aus dem Mndd. oder Mndl. entlehnt.
Gleiches gilt auch für me. prop(pe) ‚Stütze‘, ne. prop
‚Stock, Pfosten, Balken, Stütze‘, ne. veraltet prop ‚Pfrop-
fen, Stöpsel‘.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 175 f.; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 3, 378; Verwijs-Verdam, Mndl. wb.
6, 737; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 524 f.; Suppl. 132 f.;
Vries, Ndls. et. wb. 549 f.; Et. wb. Ndl. Ke-R 600; eMED
s. v. prop(pe) n.; Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang.
2, 1253; eOED s. vv. prop n.¹, prop n.²; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 2, 850; Nielsen, Dansk et. ordb. 331;
Ordb. o. d. danske sprog 16, 1372 ff.; NOB s. v. propp;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 788; Svenska akad. ordb.
s. v. propp.

Lat. prōpāgō, -inis f. ‚Setzling, Ableger, Sen-
ker‘ ist in den rom. Sprachen in derselben Bed.
als italien. propaggine neben (a)italien. pro-
vana, sard. probaina, prov. probage, probaina
f., afrz. provain, nfrz. provin, span. provena,
port. propagem fortgesetzt.
Ableitungsbasis für das ahd. Wort ist eine be-
reits synkopierte Obliquusform rom. *propa-
nem < *propagnem < *propaginem, wie sie
auch den genannten gutturallosen (a)italien.,
sard., frz. und span. Formen zugrunde liegt.
Das lat. Wort ist eine n-stämmige Ableitung
neben dem Verb lat. prōpāgāre ‚verlängern,
reproduzieren, erweitern, fortpflanzen‘. Dieses
ist letztlich eine denominale Bildung zu urit.
*pāgo- > lat. pāgus ‚Dorf, Gau, Gebiet‘. Da-
neben steht ein ererbtes n-Infix-Präs. urit. *pa-
n-g-e/o-, das aus uridg. *ph₂--ĝ-/*ph₂-n-ĝ
(zur Wz. uridg. *peh₂ĝ- ‚fest werden‘) umge-
bildet ist (weitere Fortsetzer dieser Wz. im Ahd.
s. unter fah, fâhan, fuoga).

Walde-Pokorny 2, 2 f.; Pokorny 787 f.; LIV² 461; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 371; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 479 (s. v. pangō); de Vaan, Et. dict. of Lat. 442 f.
(s. v. pangō); Thes. ling. lat. 10, 2, 1941 ff.; Du Cange² 6,
531 (propaginare¹); Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 7471;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 6780; Wartburg, Frz. et.
Wb. 9, 446 ff.

MK/HB

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