pfuzzi m. ja-St., im T, bei O und seit
dem 11. Jh. in Gl.: ‚Brunnen, Pfütze, Lache,
Kloake, Grube, Wassergrube; cisterna, fons, la-
cus, palus, puteus, sentina, volutabrum‘ 〈Var.:
ph-, p-; -z-, -tz-〉. Das Wort ist früh aus lat.
puteus m. ‚Grube, Graben, Brunnen‘ übernom-
men (s. u.). Das Lehnwort zeigt Kons.gemina-
tion vor j, das sich aus lat. e entwickelt hat (vgl.
Stotz 1996–2004: 7, 3 § 17, 1). Im Mittel- und
Rheinfrk. (vgl. puzzi bei O) bleibt anl. p- un-
verschoben (Braune-Reiffenstein 2004: § 131
und Anm. 4). – Mhd. pfütze st./sw.f., md. puzze,
putz st.m. ‚Brunnen, Lache, Pfütze‘, frühnhd.
pfütze f. ‚gegrabener Brunnen, Zisterne, See,
Gewässer, Lache, Pfuhl, Sumpf‘, nhd. Pfütze
f. ‚kleinere Ansammlung von Wasser‘. Nhd.
mdartl. ist das m. Genus mitunter noch bewahrt:
schweiz. butz m. ‚Ziehbrunnen, Zisterne, Teich,
Tümpel‘ (daneben bütz f. ‚Pfütze‘), bair. pfütze,
pfütsche m. (auch f.) ‚nasse Vertiefung oder
feuchte Stelle im Gelände‘, pütze f. ‚Grube,
Brunnen‘, lothr. entrundetes petz m. ‚Ziehbrun-
nen, Pfütze‘, luxem. pötz m. ‚Brunnen‘, rhein.
pütz m. ‚Ziehbrunnen, Wasserlache, kleiner Ei-
mer‘, pfälz. pitz m. ‚Ziehbrunnen‘ (aus frz.
puits ‚Schacht, Brunnen, Ziehbrunnen‘), nas-
sau. pütz, pötz m./f. ‚Zieh- oder Schöpfbrun-
nen‘, hess.-nassau. pfütz m. ‚Ziehbrunnen, an
einer Seite gemauertes Sammelbecken für Re-
genwasser‘ (daneben pfütze f. ‚kleines stehen-
des Gewässer, Blutlache, Jauche‘), thür. pfutsch
m. ‚große Nässe, Schlamm auf der Straße‘
(daneben pfütsche f. ‚Pfütze‘ als Nebenform
zu pfütze), daneben neutr. westf. pütt ‚Zieh-
brunnen‘.
Ahd. Wb. 7, 298 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 708; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 862; Schützeichel⁷ 251; Starck-Wells
464; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 294; Seebold,
ChWdW9 648; Graff 3, 355 f.; Lexer 2, 269; 3, Nachtr.
340; Frühnhd. Wb. 4, 291 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
124 (cisterna). 316 (lacus). 408 (palus). 474 (puteus).
527 (sentina). 628 (volutabrum); Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 272 (fons). 542 (puteus); Dt. Wb. 13, 1817 ff.; Klu-
ge²¹ 548; Kluge²⁵ s. v. Pfütze; Pfeifer, Et. Wb.² 1001. –
Schweiz. Id. 4, 2027 (Butz³). 2028; Stalder, Versuch eines
schweiz. Id. 1, 252; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 418; BWB
2, 718 f.; Follmann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 1, 40 (Petz¹);
WLM 1, 343; Müller, Rhein. Wb. 6, 1247 ff.; Christmann,
Pfälz. Wb. 1, 951; Kehrein, Volksspr. u. Wb. von Nassau
314 f.; Berthold, Hessen-nassau. Volkswb. 2, 627; Span-
genberg, Thür. Wb. 4, 1167; Woeste, Wb. d. westf. Mda.
207 f.
Auch in den anderen westgerm. Sprachen
tritt das mlat. Lehnwort in Erscheinung: mndd.
put(te), pütte m. ‚feuchte Grube, Wassergrube,
Zieh- und Schöpfbrunnen, Zisterne, Pfütze‘;
mndl., nndl. put(te) m. ‚Pfütze, Grube, Graben‘,
mndl. pitte m. ‚dss.‘; afries. pet m. ‚Pfütze,
Wasserloch‘, nwestfries. put m./f. ‚Pfütze‘; ae.
pytt m. ‚Pfütze, Wassergrube, Grube, Grab‘,
me., ne. pit ‚Höhle, Vertiefung im Boden, Gru-
be, Pfütze‘. Aus dem Ae. bzw. Ne. sind aisl.
pyttr m. ‚Pfütze, Lache‘ (> nisl. pyttur m. ‚dss.‘)
einerseits und ndän. pyt ‚Grube, Pfütze, Gra-
ben‘ andererseits entlehnt. Mndd. Herkunft
sind dagegen nnorw. (nn.) putt m. ‚Pfütze, Gru-
be‘, (bm.) pytt m. ‚dss.‘ und aschwed. putt m.
‚Grube, Brunnen, Abgrund‘ (> nschwed. putt
m. ‚dss.‘). Die Bedeutungen ‚Zisterne, Grube,
Brunnen‘ sprechen dabei zusammen mit der
Bezeugung der frühen Belege im frk. Gebiet für
eine Übernahme aus dem Lat. (vgl. RGA² 4, 2).
Der Anschluss der Wörter an die beiden Ap-
pellativa westf. pōt ‚Pfütze, Pfuhl‘ und norw.
dial. pøyta ‚Schlamm‘ (< urgerm. *pau̯ta-; vgl.
auch agerm. PN Cela-pautha-rabus [vgl. KS
Neumann 2008: 249], ON Hugenpoet, Pottha-
gen, StrN Potstiege) bereitet dagegen insbeson-
dere in Hinblick auf die Wortbildung Schwie-
rigkeiten: Ahd. pfuzzi und seine westgerm.
Entsprechungen würden einen m. i-St. urgerm.
*put-i̯a- zu der in urgerm. *pau̯ta- bezeugten
Wz. voraussetzen. Da es sich bei westgerm.
*putti̯a- m. aber nicht um eine Zugehörig-
keitsbildung handelt und sonst bei den se-
kundären ja-Ableitungen nur Abstraktbildun-
gen neutr. Genus produktiv sind (vgl. Krahe-
Meid 1969: 3, § 74), ist die Annahme eines ur-
germ. bzw. westgerm. sekundären ja-St. un-
wahrscheinlich. So bleiben die Fortsetzer von
urgerm. *pau̯ta- fern und die Annahme einer
Entlehnung von westgerm. *putti̯a- weiterhin
wahrscheinlich.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 1772; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 3, 392 f.; Verwijs-Verdam, Mndl. wb.
6, 776 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 528; Vries, Ndls.
et. wb. 554; Et. wb. Ndl. Ke-R 610; Hofmann-Popkema,
Afries. Wb. 383; Richthofen, Afries. Wb. 978; Fryske wb.
17, 246 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 398; Holthausen, Ae.
et. Wb. 251; Bosworth-Toller, AS Dict. 780; Suppl. 682;
eMED s. v. pit n.; Klein, Compr. et. dict. of the Engl.
lang. 2, 1191; eOED s. v. pit n.¹; Vries, Anord. et. Wb.²
430; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 588 f.; Fritzner, Ordb. o. d.
g. norske sprog 2, 966; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 221; Magnússon, Ísl. Orðsb. 734; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 2, 861; Nielsen, Dansk et. ordb. 335; Ordb.
o. d. danske sprog 17, 193; Torp, Nynorsk et. ordb. 505;
NOB s. vv. (nn.) putt, (bm.) pytt; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 2, 799 f.; Svenska akad. ordb. s. v. putt. – H. Kuhn,
ZMF 28 (1961), 9 f.; Müller-Frings 1966–68: 2, 431 ff.;
A. Dalen, N. Århammar, FS Alinei 1986: 1, 291 ff.
Lat. puteus m. ‚Grube, Graben, Brunnen, Zis-
terne‘ ist eine vorlat. Bildung mit dem Suffix
-eo- zu dem in dem Verb lat. putāre ‚schneiden‘
bezeugten Nominalstamm vorlat. *pu-to- ‚ge-
schlagen, geschnitten‘; zu den isolierten eo-
Bildungen vgl. lat. cāseus m. ‚Käse‘ (vgl. Leu-
mann [1926–28] 1977: § 271, 4). Die diesen Ab-
leitungen zugrunde liegende Wz. erscheint au-
ßerdem in dem Verb lat. paviō ‚schlage, stamp-
fe‘. Die lat. Wörter gehen auf das u-Präs. der
Wz. uridg. *pi̯eh₂- ‚schlagen‘ zurück. Für wei-
tere Fortsetzer s. fûren.
Wegen der stark abweichenden Semantik ist fraglich, ob
auch das Adj. lat. putus ‚gereinigt, geputzt, rein, blank‘
hierher gehört: Bei Anschluss wäre von einer vorlat. Be-
deutungsentwicklung von ‚geschlagen‘ > ‚durch Schlag
gereinigt‘ > ‚sauber‘ und anschließendem Verlust der
Ausgangsbedeutung auszugehen.
Die rom. Sprachen setzen lat. puteus zahl-
reich fort: italien. pozzo m. ‚Brunnen‘, rum. puţ
‚Brunnen, Zisterne‘, span. pozo m. ‚dss.‘, port.
poço m. ‚dss.‘, afrz. puz m. ‚Sodbrunnen‘.
LIV² 481 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 627; Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 548; de Vaan, Et. dict. of Lat. 502;
Thes. ling. lat. 10, 2, 2753 ff.; Du Cange² 6, 578; Körting,
Lat.-rom. Wb.³ Nr. 7577; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³
Nr. 6877; Wartburg, Frz. et. Wb. 9, 626 ff.
MK/LS