pîmenta
Band VI, Spalte 1518
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pîmenta, pîminza f. ō(n)-St., im Abr (1,
210,25 [Kb]), Gl. 1,318,32. 553,9. 654,5 (alle
Ende des 8./Anfang des 9. Jh.s, alem.) und wei-
teren Gl., Ph und WH: ‚Gewürz, Spezerei, Bal-
sam, Räucherwerk; aroma, odoramentum, pig-
mentum, stibinus, thymiama, thymiamatus in-
censum‘, pîmentôm soffôn ‚einbalsamieren‘
Var.: b-; -minta. Das Wort ist aus (m)lat.
pimenta n.pl. ‚Farbe, Schminke‘, übertr. ‚Bal-
sam, Spezerei, Kräutersaft‘ entlehnt (s. u.). Der
f. ōn-St. pîminza ‚Gewürz, Spezerei; aroma‘ im
T, OT ist lediglich eine verhochdeutschte Form.
Allgemein üblich sind sonst Bildungen mit -t-
(vgl. pforta neben porze). – Mhd. pîmente, bî-
ment(e) st./sw.f./st.n. ‚Gewürz, Spezerei‘, früh-
nhd. piment f./n. ‚Gewürz, Spezerei, Duftstoff‘.
Dagegen ist nhd. Piment m./n. ‚dem Pfeffer
ähnlicher Samen eines mittelamerikanischen
Baums, der als Gewürz verwendet wird, Nel-
kenpfeffer‘ (Pimenta officinalis Lindl.) erst aus
gleichbedeutendem (m)frz. piment entlehnt, das
die (m)lat. Form pimentum n.sg., -a pl. fort-
setzt.

Ahd. Wb. 7, 305 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 709; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 862; Schützeichel⁷ 251; Starck-Wells 464;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 295; Bergmann-Stri-
cker, Katalog Nr. 253. 296 (II); Seebold, ChWdW8 231.
427. 504; Graff 3, 337; Lexer 2, 269; Frühnhd. Wb. 4,
369; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 434 (pigmentum); Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 491 (pigmentum); Dt. Wb. 13, 1858;
Pfeifer, Et. Wb.² 1009 (s. v. Pigment). – Marzell [1943–
79] 2000: 3, 751.

Ebenfalls aus mlat. pimenta stammt im West-
germ. sonst nur andfrk. pimenta f. ‚Gewürz,
Kraut‘. Dagegen gehen me. pment ‚gesüßter
Gewürzwein‘ (~ ne. piment ‚Gewürzwein, Fär-
bemittel, Balsam, Cayennepfeffer‘) und aisl.,
nisl. piment n. ‚Gewürzwein, Honigwein‘ auf-
grund der abweichenden Stammbildung und
der Bedeutungen ‚Pfeffer‚ Gewürzwein‘ auf
eine Entlehnung aus frz. piment m. ‚Balsam,
wohlriechendes Gewürz, Gewürzwein‘ bzw.
nfrz. piment ‚Frucht des spanischen Pfeffers‘
zurück. Im Ndl. wird das andfrk. Wort unter frz.
Einfluss um die Bedeutungen ‚Pfeffer, Kräu-
terwein‘ erweitert: mndl. piment n. ‚Kräuter,
Kräuterwein, Balsam‘, nndl. piment f./m./n. ‚Be-
zeichnung verschiedener Sorten Pfeffer, Ge-
würz im Allgemeinen, westindischer Gewürz-
baum‘. Aus dem Span. sind dagegen ne. pi-
mento ‚Piment, span. Paprika‘, nnorw. (bm./
nn.) pimiento m. ‚span. Paprika‘ und nschwed.
piment, pimiento m. ‚Kräuterpfeffer, spanische
Gewürzpaprika‘ übernommen. Zu den Var. mit
inlautendem -g- s. pigment.

ONW s. v. pimenta; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 6, 325;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 502; Vries, Ndls. et. wb. 521;
Et. wb. Ndl. Ke-R 542; eMED s. v. pment n.; Klein,
Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 1184; eOED s. vv.
piment n., pimento n. and adj.; Vries, Anord. et. Wb.² 425;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 937 f.; Holthau-
sen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 219; Magnússon, Ísl. Orðsb.
710; NOB s. v. (bm./nn.) pimiento; Svenska akad. ordb.
s. vv. piment, pimiento.

Mlat. pimenta setzt mit lautgesetzlichem
Schwund des g vor m klass. lat. pīgmentum n.
‚Farbstoff, Farbe, Schminke, Spezerei, Kräuter-
saft‘ fort, eine deverbale Ableitung mit dem
produktiven, Nomina rei actae bildenden Suffix
lat. -mentum zu dem Verb lat. pingō ‚male‘
(vgl. Leumann [1926–28] 1977: § 326, 2; zum
g-Schwund vgl. Stotz 1996–2004: 3, 7 § 173, 9).
Die Bedeutungsentwicklung von ‚Farbe, Färb-
mittel‘ zu ‚Spezerei, Kräutersaft‘ erklärt sich
dabei aus dem Gebrauch von Kräutern zum
Färben in der Antike (vgl. GP 10, 1, 1233). Das
lat. Subst. ist auch in den rom. Sprachen gut
bezeugt: afrz., mfrz., nfrz. piment m. ‚Balsam,
wohlriechendes Gewürz, Gewürzwein‘, nfrz.
piment ‚Frucht des span. Pfeffers‘, span. pi-
miento, pimienta ‚Pfeffer, span. Paprika‘, port.
pimenta ‚Pfeffer‘, aitalien. piumento ‚Gewürz‘.
Nfrz. pigment ‚Färbemittel‘ ist dagegen eine
Neuentlehnung des klass. lat. Wortes in die
chemische Fachterminologie. Auch in den kelt.
Sprachen hat lat. pigmentum durch unter-
schiedliche Vermittlungen Eingang gefunden:
korn. pyment ‚Gewürzwein‘ (aus dem Frz.), nir.
piment m. ‚Gewürzwein, Gewürz‘ (aus dem
Me.), kymr. pigment m. ‚Farbe, Färbung‘ (aus
dem Ne.). Auf Entlehnung aus dem Dt. geht
schließlich slowen. pīment m. ‚Pfeffer‘ zurück.
Zur Etym. von lat. pingō s. fêh.

Walde-Pokorny 2, 9 f.; Pokorny 794 f.; LIV² 464; Thes.
ling. lat. 10, 1, 2115 ff.; Niermeyer, Med. Lat. lex.² 2,
1038; Du Cange² 6, 316; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr.
7141; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 6488; Wartburg,
Frz. et. Wb. 8, 445 f.; Snoj, Slov. et. slov.² 514; Hessens
Ir. Lex. 2, 182; Dict. of Irish P-187; Dict. of Welsh 3,
2800 f.

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