pressila* f. ō-St., Gl. 3,398,57 (in 2 Hss.,
zwischen 1180/1190 und Anfang des 13. Jh.s,
[rhein-]frk.): ‚Siegel, Petschaft; gruschiaz [lin-
gua ignota, Hildeg.]‘ (mhd. pressel st.f./n. ‚Sie-
gelpresse, Pergamentstreifen mit angehängtem
Siegel‘, frühnhd. pressel n./f. ‚Pergamentstrei-
fen, an dem das Siegel einer Urkunde hängt‘,
schwäb. †pressel f. ‚Siegelkapsel einer Urkun-
de‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 1, 1405], bair. †pres-
sel n. ‚Pergamentstreifen, an dem das Siegel ei-
ner Urkunde hängt‘ [Schmeller, Bayer. Wb.² 1,
471; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr.
3, 905], ält. steir. pressel n. ‚Pergamentstreifen,
der durch eine Urkunde gezogen wird‘ [Un-
ger-Khull, Steir. Wortschatz 116]; vgl. schweiz.
prassen f. ‚Pergamentstreifen, an dem das Sie-
gel hängt‘ [Schweiz. Id. 5, 779]; daneben md.-
artl. schweiz. pressel m. ‚das mit Steinen belas-
tete Brett, womit die Nachmolke aus dem Kä-
se gepresst wird‘ [Schweiz. Id. 5, 786; Stalder,
Versuch eines schweiz. Id. 1, 224], rhein. pres-
sel f. ‚Brett, das die Hinterachse des Wagens
bedeckt‘ [Müller, Rhein. Wb. 6, 1099], pfälz.
†pressel m. ‚Presse‘ [Christmann, Pfälz. Wb.
1, 1209]; mndd. pressele, pressule f. ‚Gewebe-
oder Pergamentstreifen zur Befestigung von Sie-
geln an Schriftstücken, Siegelband‘). In der
Bed. ‚Siegel, Pergamentstreifen‘ ist das Wort
aus mlat. pressula (i. instrumentum quo libri
imprimuntur; vgl. Diefenbach, Gl. lat.-germ.
457) entlehnt. Das n. Genus der frühnhd. und
dial. Belege ist dabei wohl auf den Einfluss der
n. Diminutivbildungen auf -el zurückzuführen.
Die dial. Wörter in der Bed. ‚Presse‘ sind Ge-
rätebez. mit Suffix -el, die vom sw.v. pressôn
(s. d.) abgeleitet sind. – Splett, Ahd. Wb. 1, 707;
Schützeichel⁷ 251; Starck-Wells 465; Schützei-
chel, Glossenwortschatz 7, 301.
MK