quaderna
Volume VII, Column 1
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quaderna f. ō-St., nur Gl. 4,208,17 (1.
Drittel des 11. Jh.s, mfrk.): ‚Quaternio; quaterna
〈Var.: dherna (zur Schreibung -dh- vgl. Katara
1912: 59)〉. Das Wort ist aus vulg.lat. quaderna
f., mlat. quaterna f. ‚Quaternio‘ entlehnt. In den
ahd. Wörterbüchern wird es zumeist (nach
Katara 1912: 27: „in qedherna … hat das lat. a
eine andere färbung angenommen“ und ebd. 279:
qedherna“) unter einem Ansatz quederna an-
geführt, während die Editionen StSGl 4,208,17
und Katara, a. a. O. 169 als Form lediglich
dherna bieten. Da aber einerseits die Abkür-
zung nicht nur als que aufgelöst werden kann,
sondern auch (wenngleich seltener) als qua (u. a.
in der Abkürzung für lat. quam), qui (u. a. in der
Abkürzung für lat. qui) und quo (u. a. in der Ab-
kürzung für lat. quod) und andererseits eine Form
quederna kaum auf mlat. quaterna zurückgeht,
liegt die Auflösung als qua näher; eine vulg.lat.
Form *quederna ist wohl auch nicht belegt.
quaderna setzen auch Tiefenbach, As. Handwb.
226, der die Hs. für as. hält, und ihm folgend
das Ahd. Wb. 7, 349 an; die Bestimmung von
quaderna als as. überzeugt ohne weitere Be-
gründung nicht. – Mhd. quatërn st.m. ‚Lage von
vier Bögen oder acht Blättern‘ ist aus mlat. qua-
ternus m. ‚dss.‘ übernommen. Dagegen ist nhd.
Quaterne f. ‚Gewinn von vier Nummern in der
Zahlenlotterie oder im Lotto‘ eine Neuentlehnung
aus italien. quaterna ‚Quaterne, Vierergewinn‘.

Ahd. Wb. 7, 349; Splett, Ahd. Wb. 1, 1229; eKöbler, Ahd.
Wb. s. v. kwederna; Schützeichel⁷ 188; Starck-Wells 467;
Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 413; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 877; Lexer 2, 317; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 478 (quaterna); Dt. Wb. 13, 2332.

In den anderen germ. Sprachen stammen fol-
gende Formen auch aus dem Lat. oder aber aus
dessen rom. Fortsetzern (wobei quaterna bzw.
quaternus kaum auseinanderzuhalten sind):
mndd. quaterne, quarterne (neben quatern, quar-
teren) f./m. ‚eine Lage von vier Bögen Papier
oder Pergament‘; frühmndl. quaterne (neben
katherne) ‚eine Lage von vier Bögen Papier oder
Pergament‘, mndl. quaterne (neben quateerne,
quataerne, quatern, quateern) ‚dss.‘, nndl.
quatern, katern ‚dss.‘; ae. cwatern, das zweimal
lat. quaternio ‚die Vier, Vierzahl, Abteilung von
vier Mann, Quartbogen‘ glossiert (die Bed. des
ae. Wortes bleibt aber unklar; vgl. eOED s. v.
quaternion n. and adj.), ne. quatern ‚Quaternio,
Gewinn von vier Nummern in der Zahlenlotterie
oder im Lotto‘ (in letzter Bed. eine Neuent-
lehnung aus dem Frz.). Demgegenüber ist aisl.
kvaterni n. ‚Heft mit gewisser Einteilung, eine Art
Protokoll‘ aus mlat. quaternum n. ‚eine Lage von
vier Bögen Papier oder Pergament‘ entlehnt.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 2, 1796; VMNW s. v.
quaterne; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 6, 861 f.; Franck,
Et. wb. d. ndl. taal² 296; Vries, Ndls. et. wb. 308; Et. wb.
Ndl. F-Ka 653; Holthausen, Ae. et. Wb. 64; Bosworth-
Toller, AS Dict. Suppl. 137; Suppl. 2, 17; eOED s. v.
quatern n.; Vries, Anord. et. Wb.² 336; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 1065; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 364;
ONP s. v. kvaterni; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
167; Magnússon, Ísl. Orðsb. 523.

Mlat. quaternus m. und quaterna f. sind Sub-
stantivierungen des distributiven Zahlworts lat.
quaternus, -a, -um zu lat. quaternī ‚je vier, jedes
Mal vier, vier auf einmal, vier zusammen‘. Der
Sg. wurde im Lat. bei kollektivischer Verwen-
dung gebraucht. Die Subst. übernahmen im Mlat.
ganz überwiegend die Bed. von lat. quaternio f.
‚die Vier, Vierzahl, Abteilung von vier Mann,
Quartbogen‘ (vgl. dazu Stotz 1996–2004: 1, 3,
§ 40, 1). Lat. quaternī ist das distributive Num.
zu lat. quattuor ‚vier‘ (s. fior).
Mlat. quaterna ist in der Bed. ‚Unterkunft für
eine Abteilung von vier Mann‘, die auf ‚Abtei-
lung von vier Mann‘ zurückgeht, in frz. caserne
(daraus das in den Sprachen Europas weit ver-
breitete Wort Kaserne), prov. cazerna, span.,
port. caserna ‚Kaserne‘ fortgesetzt. Dagegen
gehen italien. quaderno ‚Heft‘, afrz. quaer
‚eine Lage von vier Bögen Papier oder Perga-
ment‘, mfrz. coyer, cayer ‚dss.‘, nfrz. cahier ‚No-
tizbuch‘, span. cuaderno ‚dss.‘, katal. codern
‚dss.‘, port. caderno ‚dss.‘ sämtlich auf mlat.
quaternum ‚eine Lage von vier Bögen Papier
oder Pergament‘ zurück.

Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 400 f.; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 553 f.; de Vaan, Et. dict. of Lat. 505 f.; Du
Cange² 6, 604 f.; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 7647. 7649;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 6944; Wartburg, Frz. et.
Wb. 2, 1437 ff.

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