quec
Band VII, Spalte 29
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quec adj. a-St., in MF, GP, WK, O, M,
N, WH und seit dem Anfang des 9. Jh.s in Gl.:
‚(körperlich) lebendig, (geistig) wirksam, prä-
sent, voller (Lebens-)Kraft, frisch, (von Was-
ser) kräftig fließend, frisch sprudelnd, (von
Feuer) kräftig brennend, munter, (von Fleisch)
frisch, roh, wiederbelebt, zu neuer Geltung ge-
bracht; calidus, fugax, vivax, vivus‘ 〈Var.: ch-,
qh-; -e-, -uue-, -i-; -c(h), -cc(h), -h; -kk-, -hh-,
-ch-, -cc-〉. – Mhd. quëc, këc (auch köc) adj.
‚lebendig, frisch, wohlgemut, munter, mutig‘,
frühnhd. kek adj. ‚mutig, kühn, unverschämt,
fest, hart, dick‘, nhd. keck adj. ‚in einer char-
manten, nicht unsympathischen Weise unbe-
kümmert, respektlos, ein bisschen frech oder
vorlaut (wirkend)‘. Die Form mit -u- ist im Nhd.
u. a. bewahrt in Quecksilber n. ‚silbrig glänzen-
des, bei Zimmertemperatur zähflüssiges Schwer-
metall‘; daneben findet sich eine Lautung -i-,
quick, u. a. im verdeutlichenden Komp. quick-
lebendig adj. ‚voll sprühender Lebendigkeit,
überaus munter‘. Die mhd. und nhd. Formen
ohne -u- beruhen auf ahd. obd. cheg; im Alem.
schwindet bereits im Spätahd. das u in der Ver-
bindung qu (vgl. Braune-Heidermanns 2018:
§ 107 Anm. 2).

Ahd. Wb. 7, 481 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 715; eKöbler,
Ahd. Wb. s. v. kwek; Schützeichel⁷ 188; Starck-Wells 467;
Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 413 f.; Seebold,
ChWdW8 232; ders., ChWdW9 651; Graff 4, 632 f.; Lexer
2, 318 f.; Frühnhd. Wb. 8, 771 ff.; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 280 (fugax). 716 (vivax). 717 (vivus); Dt. Wb. 11,
375 ff.; 13, 2334 (s. vv. queck, quick). 2336; Kluge²¹ 361.
574. 575; Kluge²⁵ s. vv. keck, Quecksilber, quicklebendig;
ePfeifer, Et. Wb. s. vv. keck, queck/quick. – Braune-
Heidermanns 2018: §§ 31 b.1. 143 Anm. 1. 2. 4. 144
Anm. 1, 4. 145 Anm. 6. 180.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen: as.
quik adj. ‚lebend, lebendig‘, mndd. quik- (ne-
ben quek-) in quikborne m. ‚Quelle, Quell-
brunnen, (ON) Quickborn‘; andfrk. quic adj.
‚lebendig, schnell (fließend)‘ (nur nom.pl.n.st.
quicca, gen.pl.n.sw. quekken), frühmndl. quic
(neben quicke) adj. ‚rasch, schnell, lebendig‘,
mndl. quic (neben quec) adj. ‚dss.‘, nndl. kwik,
(entweder mit onomatopoetischer Dehnung
oder dial. [Brabants]) kwiek adj. ‚schnell, leben-
dig, lebhaft, munter, aufgeweckt‘ (in der Form
kek ist das Wort aus dem Dt. entlehnt); afries.
quik adj. ‚lebend, lebendig‘, frühnwestfries.
quick adj. ‚lebendig‘, saterfries. kwiek adj.
‚flink, lebhaft‘ (dagegen entstammen die fest-
landnordfries. Adj. ält. karrh. queck ‚zerbrech-
lich, schwach‘, karrh. kwek ‚beweglich‘, wied.
kwäk ‚flink, schnell, zerbrechlich [weil zu
dünn]‘ sicher, das inselnordfries. Adj. sy. kwek
‚lebendig‘ möglicherweise dem Mndd.; die Bed.
‚schwach‘ der festlandnordfries. Wörter beruht
auf Einfluss durch festlandnordfries. kweek,
tweek ‚schwach‘); ae. cwic, cwyc, c(w)uc, cwicu,
cucu adj. ‚lebendig‘ (vgl. Brunner 1965:
§§ 114,b [und Anm. 6]. 148,a. 173. 205 Anm. 3.
208. 231 Anm. 3. 303 [und Anm. 1]), me. quk
(neben quic[e], quick[e], quik[k]e, qw[h]ike,
kuik, kwik, kuic, quek[e], frühme. cwike, cwic,
cuic, cwich, cwuce, cwicu) adj. ‚lebendig,
kraftvoll, schnell, rasch‘, ne. quick adj. ‚flott,
lebendig, rasch, zügig, schlagfertig‘; aisl. kvikr,
kykr adj. ‚lebendig‘, nisl. kvikur adj. ‚belebt,
schnell, zackig‘, fär. kvikur, kykur adj. ‚leben-
dig, schnell, rasch‘, adän. kuikær adj. ‚beweg-
lich‘, ält. ndän. qwik, qwig, qweg adj. ‚dss.‘,
ndän. kvik adj. ‚dss.‘, nnorw. kvik(k) adj. ‚leb-
haft, gescheit, zügig‘, norn kvikk adj. ‚leben-
dig‘, aschwed. kvik(k)er adj. ‚schnell, beweg-
lich, flink‘, nschwed. kvick adj. ‚dss.‘, älvdal.
kwikk adj. ‚lebendig, rasch‘: < urgerm. *kika-.
Die Labialität des zweiten Velars lässt sich aus
den Belegen nicht sicher erschließen; die
Annahme eines Labiovelars legt der Übergang
des Adj. in die u-St. im Ae. nahe.
Daneben steht got. qius* adj. ‚lebendig‘, das
auf urgerm. *kia- weist.

Abweichend sieht Müller 2007: 141 als Vorform für got.
qius* vorgot. *kīus < *kīa-. Dagegen spricht jedoch,
dass in der Position der Vokal nicht gekürzt wurde (vgl.
Neri 2011: 197).

Aus dem Dt. sind ndän. kæk adj. ‚großspurig,
keck‘, nnorw. kjekk adj. ‚attraktiv, mutig, frech,
nett, praktisch‘, nschwed. käck adj. ‚munter,
forsch, keck, schneidig‘ entlehnt.

Fick 3 (Germ.)⁴ 63; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 320;
Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 352 f.;
Tiefenbach, As. Handwb. 227; Sehrt, Wb. z. Hel.² 432;
Berr, Et. Gl. to Hel. 314; ONW s. v. kwik; VMNW s. v.
quic; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 6, 901 f.; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 364; Vries, Ndls. et. wb. 377; Et. wb. Ndl.
Ke-R 159 f.; WNT s. vv. kwiek, kwik¹; Boutkan, OFris. et.
dict. 223 f.; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 393;
Richthofen, Afries. Wb. 883; Fort, Saterfries. Wb.² 347;
Faltings, Et. Wb. d. fries. Adj. 333 f.; Holthausen, Ae. et.
Wb. 65; Bosworth-Toller, AS Dict. 179. 180; Suppl. 138;
Suppl. 2, 17; eMED s. v. quk adj.; Klein, Compr. et. dict.
of the Engl. lang. 2, 1288; eOED s. v. quick adj., n.¹, and
adv.; Vries, Anord. et. Wb.² 338; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
408 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 376. 378;
ONP s. v. kvikr; Jónsson, Lex. poet. 352; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 408 f.; Magnússon, Ísl. Orðsb. 528;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 606; Nielsen, Dansk et.
ordb. 245 f. 248; Ordb. o. d. danske sprog 11, 919 f.
1081 ff.; Bjorvand, Våre arveord² 617 ff.; Torp, Nynorsk
et. ordb. 349; NOB s. vv. kjekk, kvik, kvikk; Jakobsen, Et.
dict. of the Norn lang. 1, 483; Hellquist, Svensk et. ordb
1, 534 f.; Svenska akad. ordb. s. v. kvick. käck; Feist, Vgl.
Wb. d. got. Spr. 390 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. Q-11.

Unstrittig ist, dass die germ. Formen zu einer
weit verbreiteten Ableitung der Verbalwz.
*geh₃- ‚leben‘, nämlich uridg. *gih₃-o-, ge-
hören, die fortgesetzt ist in: ai. jīvá- adj. ‚leben-
dig, lebend‘ (auch Subst. m./n. ‚Lebender, le-
bendes Wesen‘), aav., jav. juua- adj. ‚lebendig,
lebend‘ (zur lautlichen Entwicklung von *-ī- >
*-ū- > -uu- vgl. Hoffmann-Forssman 2004:
73. 255; sekundäre Formen in jav. juiia-,
juu[a]iia- ‚lebendig‘, [einmal] ǰīuuiia- ‚lebens-
notwendig‘), apers. jīva- ‚lebend(ig), zu Lebzei-
ten‘; osk. nom.pl.m. (e. S.) bivus adj. ‚lebendig‘,
lat. vīvus adj. ‚lebendig, lebend, am Leben
befindlich‘; ven. dat.sg.m. vivoi adj. ‚lebend,
lebendig‘ (vgl. dazu Lejeune 1974: 224. 340);
aksl., aruss. živъ adj. ‚lebendig, lebhaft‘, nruss.
živój adj. ‚dss.‘, ukrain. žyvýj adj. ‚dss.‘,
tschech., slowak. živý adj. ‚dss.‘, serb., kroat.,
slowen. žȋv adj. ‚dss.‘, bulg. živ adj. ‚dss.‘, poln.
żywy adj. ‚dss.‘, osorb. žiwy adj. ‚dss.‘, ndsorb.
žywy adj. ‚dss.‘, polab. sseiwe adj. ‚dss.‘; lit.
gývas (3) adj. ‚lebend, lebendig‘, lett. dzīvs
[dzîvs] adj. ‚lebendig, frisch, wach, ganz, heil,
unverletzt, lauter, echt‘, apreuß. akk.pl.m.
gijwans, geiwans, geīwans, geywans adj.
‚lebendig‘; lepont. PIUO- (in PN), gall. biuo-,
bio- ‚lebend, lebendig (vornehmlich in PN;
vielleicht auch verbaut in trebio im Sinne von
*trē bivū ‚durch Lebendiges‘ bei Marcellus von
Bordeaux; vgl. dazu Meid 1996: 58), ogamir.
(e. S.) BIV- (in BIVAIDONAS, BIVITI,
BODDI{BA}BEVVE; vgl. dazu Ziegler 1994:
100. 137 f. 139), air. béu, béo adj. ‚lebend, leben-
dig‘ (auch Subst. n. ‚Leben, Wert eines lebenden
Tiers, Viehstand‘), mkymr. byw adj. ‚lebend,
lebendig‘, mbret. beu adj. ‚dss.‘, nbret. bew adj.
‚dss.‘, akorn. biu ‚Leben; vita‘, mkorn. byw,
bew adj. ‚lebend, lebendig‘.
Gr. ζωός (auch ζοός, ζώς) adj. ‚lebendig‘ geht
eher auf vorurgr. *geh₃-o-, eine analogische
Umbildung nach dem Verb ζώω ‚lebe‘ von
uridg. *gih₃-o-, als unmittelbar auf uridg.
*gih₃-o- (so J. S. Klein, in Bammesberger
1988: 260; B. A. Olsen, in Lühr-Ziegler 2009:
355 f.) zurück.
Der einzelsprachliche Unterschied zwischen
Lang- und Kurzvokal als Fortsetzung von uridg.
*-ih₃- beruht im Kelt. auf der Wirkung der Lex
Dybo. Der Kurzvokal hat dort seine Ursache im
Schwund eines Laryngals vor unsilbischem So-
norant bei folgender Betonung der Endsilbe ohne
Ersatzdehnung des vorangehenden Vokals (zur
Definition vgl. zuletzt Neri 2011: 177. 192 f.;
Literatur zur Lex Dybo ebd. 191 Fn. 66).

Das Nebeneinander der kurz- und langvokalischen For-
men ist nicht durch eine Laryngalmetathese *gih₃-ó- >
*g(h₃)i-o- bedingt (so etwa Delamarre, Dict. gaul.³ 77);
eine solche bliebe ohne Parallelen.
Unklar bleibt die Erklärung des -ī- in lat. vīvus. Falls die
Lex Dybo auch im It. wirkte, wofür lat. vir m. ‚Mann‘ <
uridg. *iH-- ‚junger, kräftiger Mann‘ (s. wer¹) zu
sprechen scheint, muss die Länge analogisch wieder
eingeführt worden sein. Quelle dafür kann lat. vīta f.
‚dss.‘ (< uridg. *gih₃-táh₂) gewesen sein, des-
sen -ī- lautgesetzlich ist (in Anbetracht der osk. Form
akk.sg. [e. S.] biítam f. ‚Leben‘ ist eine Herleitung von lat.
vīta aus *ita < uridg. *gih₃-o-tah₂ [so etwa Meiser
(1998) 2010: § 67, 3] wenig wahrscheinlich). Wenn aber
die Lex Dybo im It. nicht galt, wofür lat. fūmus m.
‚Rauch‘ < uridg. *dhuh₂-- sprechen würde, ist lat.
vīvus lautgesetzlich aus *gih₃-o- hervorgegangen; die
Versuche einer analogischen Erklärung von -ū- in fūmus
nach lat. fūlīgo f. ‚der Ruß‘ (so Schrijver 1991: 342) bzw.
unter Annahme eines Subst.akzents (so Weiss 2011: 99)
sind zwar denkbar, aber nicht gänzlich überzeugend.
Unklar ist die Quantität des Vokals in osk. (e. S.) bivus, da
die Inschrift in der älteren Form des osk. Nationalalphabets
geschrieben ist, in der 〈i〉 sowohl urit. *-ī-, *-ĭ- als auch
*-ē- wiedergeben kann (vgl. Zair 2012: 121 Fn. 96).
Die Akzentuierung des lit. Wortes und die lett. Intonation
zeigen nicht die erwartete Akzentrückziehung nach der
Lex Hirt, die eine Tonrückziehung auf eine durch La-
ryngaleinwirkung gedehnte Silbe erwarten lässt (vgl.
Collinge 1985: 81–83; vgl. parallel lit. výras : ai. vīrá- <
uridg. *iHrós ‚junger, kräftiger Mann‘; s. wer¹); es wäre
die Einordnung des lit. Wortes in das Akzentparadigma
1 und lett. **dzĩvs zu erwarten. Die balt. Formen sind
wohl sekundär „im Zuge der Verallgemeinerung von AP
(3) und (4) bei zweisilbigen Adjektiven“ (ALEW 1, 340)
aufgekommen.

Das Nebeneinander der beiden Formen urgerm.
*kika- und *kia- hat unterschiedliche Erklä-
rungen hervorgerufen, von denen lediglich die
folgenden in Betracht kommen:
1. Insofern man die Lex Cowgill akzeptiert, die
eine Lautentwicklung *V/Rh₂/ > urgerm.
*V/RkV annimmt (vgl. dazu zuletzt mit einer
Behandlung der relevanten Beispiele Neri
2011: 198–200), wäre uridg. *gih₃-ó- zu ur-
germ. *kika- geworden; daraus lässt sich die
Var. *kia- durch die Annahme einer Dissimi-
lation erklären (vgl. so zuletzt Neri, a. a. O. 198
mit älterer Lit.). Dies ist die einfachste Erklä-
rung der germ. Formen und daher zu präferie-
ren. Bei dieser Deutung wäre der Kurzvokal im
Germ. somit nicht das Resultat der Lex Dybo.
2. Wegen lett. dial. dzîga f. ‚Leben‘, das vorur-
balt. *gih₃-áh₂- ‚Lebendigkeit‘ > *gih₃gáh₂-
> urbalt. *gīgā- (nach Lex Winter über
*gigáh₂-) fortsetzt, könnte eine ähnliche Fern-
assimilation auch bei *kika- < *kia- ein-
getreten sein (vgl. dazu Neri, a. a. O. 198 mit äl-
terer Lit.). Dies ist zwar möglich, aber weniger
ökonomisch, da die Fernassimilation wegen
got. qius* nicht schon im Urgerm., sondern erst
in den Vorstufen jeweils zum West- und Nord-
germ. eingetreten sein müsste.
Eine andere Auffassung vertritt P. Gąsiorowski,
IF 112 (2007), 39–46, der eine urspr. Verbalwz.
uridg. *ge- ‚bewegen‘ annimmt (eine Wz.,
die bereits Scarlata 1999: 104 zur Erklärung des
Wortes uridg. *go- ‚Kuh‘ vorgeschlagen hat-
te). Zu dieser Wz. sei eine reduplizierte Form
uridg. *gi-g-ó- ‚lebendig‘ gebildet, die un-
mittelbar in urgerm. *kika- vorläge. Aus dem
dazugehörigen reduplizierenden Präs. *gí-g-
e/o- > *gí-γ-e/o- (= *gí-h₃-e/o-) sei dann
eine neue Wz. „*{gwih₃} or *{gwih₃}“ (S. 41)
abstrahiert worden, zu der schließlich ein Adj.
*gih₃ó- gebildet wurde, die Vorform von
urgerm. *kia-. Insgesamt ist diese Herleitung
wenig wahrscheinlich, zumal unerklärt bleibt,
warum ausgerechnet im Nord- und Westgerm.
die älteste Form vorhanden sein sollte. Auch
gehört lat. vigor m. ‚Lebenskraft, Lebens-
frische, Spannkraft, Rüstigkeit, Lebhaftigkeit,
Regsamkeit, Tatkraft‘, das Gąsiorowski, a. a. O.
42 als Zeuge für die reduplizierte Form uridg.
*gi-g- anführt, wohl zu der Wz. uridg.
*- ‚munter, lebhaft, kräftig werden‘ (vgl.
LIV² 660 f.; de Vaan, Et. dict. of Lat. 677 f.). In
abgewandelter Form greift Kroonen, Et. dict. of
Pgm. 320 diesen Vorschlag auf: Er geht von
einer Grundform uridg. *gi-gh₃-o- aus, die
wegen des „root constraint against two voiced
(glottalized?) stops“ zu uridg. *gih₃o- wurde;
dabei hätte die Form urgerm. *kika- entweder
„somehow … escaped this process“ oder die Re-
duplikation wäre „restored … at a later stage“.
Beide Vermutungen sind unwahrscheinlich.
Auch die Annahme eines vorurgerm. g-Suffixes
in urgerm. *kika- (bereits Walde-Pokorny 1,
669: „Mit idg. g-Suffix“, aber auch noch etwa
E. Seebold, IF 87 [1982], 177: „Tektalerweite-
rung“), ist nicht möglich, da dann der Kurz-
vokal nicht erklärbar ist (vgl. dazu Neri 2003:
323 Fn. 1149).
Im Urgerm. hat somit wohl lediglich eine Form
*kika- aus uridg. *gih₃ó- existiert, eine Ab-
leitung von der Verbalwz. uridg. *geh₃- ‚le-
ben‘, die u. a. vorliegt in: ai. jvati ‚lebt‘, jav.
juuaiti ‚dss.‘, gr. ζώω ‚lebe‘, lat. vīvere ‚leben‘,
aksl. žiti ‚dss.‘, lett. dzīvu ‚lebe‘, apreuß. giwa
‚lebt‘, toch. A śāweñc ‚sie leben‘, B śaweṃ
‚dss.‘ < uridg. u-Präs. *géh₃-/*gih₃-u-.
Zu weiteren Formen vgl. LIV² 215 f.; NIL 185 ff.

Walde-Pokorny 1, 668 ff.; Pokorny 467 ff.; LIV² 215 f.;
NIL 185 ff.; Mayrhofer, KEWA 1, 439. 440; ders., EWAia
1, 594 f.; Bartholomae, Airan. Wb.² 502. 609 f.; Cheung,
Et. dict. of Iran. verb 222 f.; Schmitt, Wb. d. apers. Königs-
inschr. 197; Frisk, Gr. et. Wb. 1, 618 f.; Chantraine, Dict.
ét. gr.² 385. 1303; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 505;
Untermann, Wb. d. Osk.-Umbr. 148 f.; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. 2, 808 ff.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 743;
de Vaan, Et. dict. of Lat. 685 f.; Trautmann, Balt.-Slav.
Wb. 76; Derksen, Et. dict. of Slav. 562. 564; Snoj, Slov.
et. slov.³ 893; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 422; ders., Ėt.
slov. russ. jaz. 2, 51 f.; Schuster-Šewc, Hist.-et. Wb. d.
Sorb. 1797; Olesch, Thes. ling. drav.-polab. 2, 1067 f.;
Derksen, Et. dict. of Balt. 179 f.; Fraenkel, Lit. et. Wb. 1,
154 f.; Smoczyński, Słow. et. jęz. lit.² s. v. gývas; ALEW
1, 338 ff.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 1, 560 f.;
5, 363; Karulis, Latv. et. vārd. 260; Trautmann, Apreuß.
Spr.denkm. 339; Mažiulis, Apreuß. et. Wb.² 238. 247 f.;
Toporov, Prusskij jazyk E-H 253. 254 f.; Smoczyński,
Lex. d. apreuß. Verb. 157; Fick 2 (Kelt.)⁴ 165; Matasović,
Et. dict. of Proto-Celt. 67; Delamarre, Dict. gaul.³ 77;
Hessens Ir. Lex. 1, 87; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. B-
37; Kavanagh-Wodtko, Lex. OIr. Gl. 141; eDIL s. v. béo;
Dict. of Welsh 1, 369; Deshayes, Dict. ét. du bret. 106;
Windekens, Lex. ét. tokh. 128; Adams, Dict. of Toch. B²
685. – Ringe 2006: 69. 91. 99; Malzahn 2010: 916–919;
Zair 2012: 121 f.; Peyrot 2013: 471.

RS

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