rachat
Band VII, Spalte 149
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rachat m. a-St., nur Gl. 3,628,5 (1. Drit-
tel des 9. Jh.s, alem.): ‚Speicher, Gebäude;
granarium‘ 〈Var.: -hc-〉.

Ahd. Wb. 7, 650; Splett, Ahd. Wb. 1, 1230; eKöbler, Ahd.
Wb. s. v. rahhat; Schützeichel⁷ 253; Starck-Wells 471;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 314; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 319; Seebold, ChWdW9 659.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen
(mit abweichender Suff.gestalt): as. rakud m.
a-St. ‚Gebäude, Gerichtsgebäude, Tempel‘; ae.
ræced, reced m./n. ‚Gebäude, Haus, Palast‘: <
urgerm. *rak-a/i/uđa-.

Fick 3 (Germ.)⁴ 332; Tiefenbach, As. Handwb. 309;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 434; Berr, Et. Gl. to Hel. 315; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 256; Bosworth-Toller, AS Dict. 781;
Suppl. 683.

Urgerm. *rak-a/i/uđa- wird traditionell zu einer
Wz. uridg. „*areg-“ ‚schließen‘ gestellt (in mo-
derner Schreibung entspräche *Hreg- bzw.
*h₂reg-). Diese Wz. wird als Var. von uridg.
*Hrek- ‚schließen‘ (Pokorny 65: „*areq-“), teils
als Var. von *h₂elk- ‚abwehren‘ (Pokorny 32;
LIV² 264) betrachtet. Die angeführten Compa-
randa in anderen Sprachzweigen sind aber nicht
überzeugend: ai. argala- m. ‚Riegel, Hindernis‘
begegnet meist in der Gestalt argaḷa- bzw.
argaḍa- und gilt kaum als Erbwort (Mayrhofer,
KEWA 1, 50; ders., EWAia 1, 114), sondern als
Lehnwort aus einer Munda-Sprache. Ähnlich
zweifelhaft bleibt auch trotz vergleichsweise na-
hestehender Bed. ein Zusammenhang mit gr. (ma-
ked.) ἄργελλα f.? ‚eine Art Badehaus‘, ἄργιλλα,
ἄργῑλα ‚unterirdische Wohnung‘ (kimmerisch?),
da im Vergleich mit den germ. Formen zusätz-
lich zum klar abweichenden Suff. entweder
Schwebeablaut oder eine Anlautentwicklung
uridg. *H/h₂g- > *arg- angenommen werden
muss, die aufgrund des mutmaßlichen Lehn-
wortstatus der beiden gr. Wörter unsicher bleibt.
Zu erwägen ist, ob aufgrund der Bed. ‚Ge-
bäude‘ in den germ. Einzelsprachen eine Ablei-
tung von der Wz. uridg. *h₃reĝ- ‚gerade rich-
ten, ausstrecken‘ (Walde-Pokorny 2, 362 ff.;
Pokorny 854 ff.; LIV² 304 f.) vorliegt und das
‚Gebäude‘ so urspr. etwas aufrecht Stehendes
bezeichnet hat. Auch die weitere Wortbildung
ist nicht sicher zu bestimmen. Möglich wäre
eine erst innergerm. Bildung als to-Adj. zu ei-
nem urgerm. jan-Verb ahd. recken (s. d.). Dann
stünde neben urgerm. *rak-e/a- ‚recken, aus-
strecken‘ > westgerm. *rakke/a- ein to-Adj. ur-
germ. *rak-iđa- ‚ausgestreckt, gereckt‘ > west-
germ. *rakida-. Dieses müsste dann früh aus
dem Paradigma ausgegliedert und in der Bed.
‚Gestrecktes, Gerecktes‘ > ‚Gebäude‘ substan-
tiviert worden sein. War die Ausgliederung aus
dem Paradigma erfolgt, konnte auch jederzeit
der Suff.vokal *-i- mit *-a- oder *-u- wechseln,
wie dies auch sonst im Germ. vorkommt. Die
urspr. Form liegt dann möglicherweise in ae.
reced vor, die mit suffixalem *-a- in ahd.
rachat, die mit *-u- in as. rakud, ae. ræced hätte
*-a- oder *-u-.

Walde-Pokorny 1, 81; Pokorny 63; Frisk, Gr. et. Wb. 1,
131; Chantraine, Dict. ét. gr.² 99; Beekes, Et. dict. of Gr.
1, 125. – Krahe-Meid 1969: 3, § 118.

HB

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