raffôn*
Band VII, Spalte 133
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raffôn* ? sw.v. II, nur 3.sg.prät. raffôta
raffota〉 in Griffelgl. im Clm. 6383 (Ende des
8. Jh.s, bair.): ‚ergreifen, umklammern; obun-
care‘. – Mhd. raffen sw.v. ‚zupfen, rupfen, rau-
fen, raffen, eilig an sich reißen‘, nhd. raffen
sw.v. ‚etw., besonders mehrere einzelne Teile
zugleich hastig ergreifen und festhalten, etw./
jmdn. an sich reißen, sich etw., besonders Geld,
Besitz, Gewinn, habgierig aneignen, (schrift-
lich Fixiertes) in knappere Form bringen, auf
das Wesentliche kürzen, Stoff in losen Falten
zusammennehmen, locker zusammenschieben
und so zur Zierde befestigen, und dabei hoch-
nehmen, schürzen, besonders von Kleidern, das
Segel einziehen und zusammenrollen‘.

Lexer 2, 334; 3, Nachtr. 343; Dt. Wb. 14, 57 ff.; Kluge²¹
578; Kluge²⁵ s. v. raffen; ePfeifer, Et. Wb. s. v. raffen. –
Ernst-Nievergelt-Schiegg 2019: 395. – Nicht in Berg-
mann-Stricker, Katalog; BStK.-Nr. 710an (https://glossen.
germ-ling.uni-bamberg.de/manuscripts/13430; 10.06.
2020).

Ahd. raffôn hat Verwandte in einigen germ.
Sprachen: mndd. rāpen sw.v. ‚an sich reißen,
raffen‘; mndl. rapen sw.v. ‚packen, wegneh-
men, versammeln, zusammenbringen‘, nndl.
rapen sw.v. ‚dss.‘; ae. hrepian sw.v. ‚anfas-
sen, angreifen‘; ndän. dial. rabe sw.v. ‚zusam-
menkratzen‘, nnorw. rapa sw.v. ‚in unordent-
liche Haufen sammeln‘: < urgerm. *χrap-
ōe/a-.
Auf urgerm. *χrap-e/a- weisen: mndd. rep-
pen sw.v. ‚leicht berühren, treffen‘; afries.
hreppa sw.v. ‚bewegen, rühren‘ (laut Et. wb.
Ndl. Ke-R 626; so weder bei Boutkan, OFris.
et. dict. noch bei Hofmann-Popkema, Afries.
Wb. und Richthofen, Afries. Wb. gebucht: dort
nur reppa, also in der Form wohl Ghostword);
ae. hreppan sw.v. ‚anfassen, greifen‘; aisl.
hreppa sw.v. ‚erhalten, fassen, angreifen‘, nisl.
hreppa ‚dss.‘.
Daneben finden sich mit unklarer Zugehörig-
keit nnorw. rappa sw.v. ‚haschen, schnappen‘,
ndän. dial. rappe sw.v. ‚rasch fortschnappen‘,
nschwed. rappa sw.v. ‚schlagen, an sich reißen‘.
Unsicher bleibt weiter, ob die in einigen Ety-
mologika dazugestellte Sippe von Wörtern mit
einer Grundbed. ‚(sich) schnell, rasch (bewe-
gen)‘ (z. B. mndd., mndl. rap adj. ‚schnell,
rasch‘, mndl., nndl. reppen sw.v. ‚sich beeilen,
in Bewegung bringen‘, me. repen sw.v. ‚hasten,
sich beeilen‘, aisl. hrapa sw.v. ‚stürzen, gleiten‘
u. a. tatsächlich mit den o. g. Sippen der Bed.
‚raffen, berühren, angreifen‘ zu verbinden ist.
Semantisch sind sie schwerlich miteinander zu
vereinen.

Fick 3 (Germ.)⁴ 102 f.; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 2, 1861; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 421. 465 f.;
VMNW s. v. rapen; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 6, 1038 ff.;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 535; Vries, Ndls. et. wb. 563;
Et. wb. Ndl. Ke-R 626; Hofmann-Popkema, Afries. Wb.
401; Richthofen, Afries. Wb. 992; Holthausen, Ae. et. Wb.
173; Bosworth-Toller, AS Dict. 559; Suppl. 565; eMED
s. v. repen v.²; Vries, Anord. et. Wb.² 254; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 126; Magnússon, Ísl. Orðsb. 370;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 845; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 2, 54; ONP s. v. hreppa; Jónsson, Lex. poet.
280; Nielsen, Dansk et. ordb. 340 (rappe⁵); Torp, Ny-
norsk et. ordb. 514 (rapa³); Ordb. o. d. danske sprog 17,
429 (rappa³); Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 817 (rappa⁴);
Svenska akad. ordb. s. v. rappa⁴.

Urgerm. *χrap- hat keine außergerm. An-
schlüsse. Die Grundlage wäre eine Wz. vorur-
germ./uridg. *kreb- ‚greifen, packen‘.

Walde-Pokorny 2, 589; Pokorny 949.

HB

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