raja f. ō(n)-St., Gl. in Paris, lat. 11219
(11. Jh., mfrk.): ‚Osterluzei ?; aristolochia,
malum terrae‘ (Aristolochia clematitis L.)
〈Var.: -g-〉.
Ahd. Wb. 7, 657; Splett, Ahd. Wb. 1, 1230; Schützeichel⁷
252; Starck-Wells 470; Schützeichel, Glossenwortschatz
7, 312; Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 762; Graff 2,
352. – Marzell [1943–79] 2000: 1, 389–395.
Der PflN geht auf westgerm. *rai̯ō(n)- zurück,
sofern es sich überhaupt um ein ahd. Wort und
nicht um ein lat. handelt. Anschlüsse in anderen
germ. Sprachen fehlen, was auf ein Lehnwort
aus welcher Sprache auch immer deuten könnte.
Lat. raia f. ‚Rochen‘ bleibt freilich fern.
Sollte doch ein Erbwort vorliegen, kommen
möglicherweise folgende Herleitungen in Frage:
1. Eine Bildung vorurgerm. *h₁roi̯-eh₂- > ur-
germ. *rai̯ō- von der Wz. uridg. *h₁rei̯- ‚sich
erheben‘ (für weitere Anschlüsse zu dieser Wz.
s. rîsan), was zu der eher unspezifischen Bed.
‚die sich erhebende, aufragende (Pflanze)‘ o. ä.
führen würde. Angesichts einer Wuchshöhe bis
zu 1 m und den ebenfalls aufragenden trichter-
förmigen gelben Blüten kann dieses Benen-
nungsmotiv aber nicht ausgeschlossen werden.
2. Eine Bildung vorurgerm. *h₃roi̯H-eh₂- > ur-
germ. *rai̯ō- von der Wz. uridg. *h₃rei̯H- ‚wal-
len, wirbeln‘: Eine Bed. ‚das Wallen, Wirbeln‘
könnte den optischen Eindruck einer sich am
Boden entlang mit ihren Blättern ausbreitenden
Osterluzei bewachsenen Fläche wiedergeben.
Letztlich bleibt die Etym. unklar.
Walde-Pokorny 1, 136 ff. 140; Pokorny 330 f.; LIV² 252.
305 f.
HB