ratto*
Band VII, Spalte 221
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ratto* m. an-St., Gl. 3,51,11 (wohl 2.
Hälfte des 13. Jh.s). 325,71 (14. Jh.). 590,37
(13. Jh.): ‚Unkraut, Kornrade; lolium, nigella
(mhd. ratte sw.m. ‚Raden [Unkraut im Korn]‘,
nhd. mdartl. schweiz. ratte[n] m. ‚Kornblume,
Taumel-Lolch, römischer Schwarzkümmel‘
[Schweiz. Id. 6, 1628 f.]). Die Doppeltenuis in
dem Wort, die erst im 13. Jh. begegnet, ist un-
klar. Ein Einfluss des Verbs ausrotten ist un-
wahrscheinlich, da sich Belege für das Verb
erst seit dem Frühnhd. finden. Ein anderes
Verb, auf das ratto* bezogen werden könnte,
existiert nicht (vgl Lühr 1988: 300). S. rado¹. –
râtunga f. ō-St., in Gl. aus der 2. Hälfte des 12.
und 1. Hälfte des 13. Jh.s (alle bair.): ‚gestellte
Aufgabe, Rätsel(frage), Geheimnis; aenigma,
problema, propositio‘ (mhd. râtunge st.f. ‚Rat,
Beratung, Ergebnis der Beratung, Plan‘,
frühnhd. ratung f. ‚gemeinschaftliche Beratung
einer Landsgemeinde‘ [DRW 11, 127]; vgl.
mndd. râdinge f. ‚Beschluss, Rechtsentscheid‘;
mndl. radinge f. ‚Beratung, Einflüsterung‘;
afries. redinge f. ‚letztwillige Verfügung‘; ae.
rǣding f. ‚Lesung, Absatz in einem Buch, Re-
gel, Vorschrift‘; aisl. ráðning f. ‚Deutung, Aus-
legung, Züchtigung, [in der Beichte] auferlegte
Strafe‘). Verbalabstraktum mit dem Fortsetzer
des Suff. urgerm. *-unǥō- (s. -inga). S. râtan. –
râtussa f. jō(n)-St., seit dem Ende des 8./Anfang
des 9. Jh.s in Gl.: ‚gestellte Aufgabe, Rät-
sel(frage), Geheimnis, Vermutung, Deutung;
aenigma, coniectura, parabula, paradigma,
problema, propositio, quaestio‘. Verbalabstrak-
tum mit dem Fortsetzer des Suff. urgerm.
*-usō-. S. râtan. – râtuss f. īn-St., Gl. 1,517,2
(12. Jh.). 519,37 (12. Jh.). 663,18 (in 2 Hss.,
10./11. Jh., bair. und 12. Jh.): ‚gestellte Auf-
gabe, Rätsel(frage); propositio‘. S. râtussa. –
râtussôn sw.v. II, Gl. 2,752,39 (um 1000,
bair.): ‚vermuten, ersinnen; fingere‘. Desubst.
Bildung. S. râtussa. – ratza f. ōn-St., ratzo* m.
an-St., seit dem 11. Jh. in Gl.: ‚Ratte,
(Spitz-)Maus, sorex; Siebenschläfer, Hasel-
maus, glis‘ (mhd. ratz, ratze sw.m. ‚Ratte‘, nhd.
Ratz m. ‚Ratte‘, auch ‚Siebenschläfer‘ [vgl. die
Wendung schlafen wie ein Ratz ‚lange und fest
schlafen‘]). Ahd. ratza, ratzo* setzen wohl ur-
germ. *rattōn-/-an- fort. Weniger wahrschein-
lich ist ein Einfluss von mhd. ratzen sw.v. ‚krat-
zen‘ (vgl. Lühr 1988: 284). S. ratta. – Ahd. Wb.
7, 635 (ratto s. v. rado²)
. 707 ff.; Splett, Ahd.
Wb. 1, 721. 727. 728; eKöbler, Ahd. Wb. s. vv.
rātunga, rātussa, rātussī, rātussōn; Schützeichel⁷
254; Starck-Wells 474. XLV; Schützeichel,
Glossenwortschatz 7, 337 ff. (1 Beleg ratto ist
s. v. rato² eingeordnet).

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