ref² n. a-St., nur Gl. 3,308,4 (Ende des
12. Jh.s, alem.): ‚Tragekorb, Tragegestell; sar-
cina, sarcinula‘. – Mhd. rëf, -ffes st.n. ‚Stabge-
stell zum Tragen auf dem Rücken‘, frühnhd.
reff n. ‚Traggestell, Saumsattel, Gerippe‘, nhd.
Reff n. ‚Rückentragkorb, (Landwirtschaft) aus
parallelen Zinken bestehende Vorrichtung an
der Sense, mit der die Schwaden aufgefangen
und gleichmäßig abgelegt werden, (Landwirt-
schaft) mit einem Reff versehene Sense‘.
Ahd. Wb. 7, 760 f. ([h]ref²); Splett, Ahd. Wb. 1, 732;
eKöbler, Ahd. Wb. s. v. ref²; Schützeichel⁷ 255 (? das Wort
ist entweder nicht aufgenommen oder ist [wie in Schützei-
chel, Glossenwortschatz 7, 352] „(h)ref st. N., (Mutter-)
Schoß“ zugeordnet); Starck-Wells 476; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 7, 352 (zusammen mit ref¹ unter einem Lem-
ma <ref>); Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 151; Graff 4,
1154; Lexer 2, 370; Götze [1920] 1971: 175; Dt. Wb. 14,
489; Kluge²¹ 590 (Reff¹); Kluge²⁵ s. v. Reff¹; ePfeifer, Et.
Wb. s. v. Reff. – Hildebrandt 1974–95: 3, 141.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. ref, rif (pl. rēve, ref) m. ‚Transportge-
stell, Tragekorb, Gerippe, Skelett, rechenför-
mige Vorrichtung an der Sense zum Auffangen
der Getreidehalme‘; aisl., nisl. hrip n. ‚Rücken-
korb, Packkorb‘, nnorw. dial. rip ‚dss.‘, norn
rivi ‚dss.‘.
Die urgerm. Vorform ist umstritten. Einerseits
können sämtliche Formen aus urgerm. *χripa-
stammen, wobei im Nordgerm. der a-Umlaut
ausgeblieben wäre (vgl. dazu Noreen [1923]
1970: § 60). Andererseits ist eine Vorform ur-
germ. *χrepi(z)- möglich (so etwa H. Pipping,
SNF 12 [1921], 90); in dem Fall ist der i-Um-
laut im Ahd. nicht eingetreten (vgl. dazu
Braune-Heidermanns 2018: § 30 Anm. 1).
Unklar bleibt, ob die teilweise belegte Bed. ‚Gerippe,
Skelett‘ eine Übertragung der Bed. ‚Korb‘ im Sinne von
‚Geflecht‘ darstellt oder ob die Wörter in dieser Bed.
nicht vielmehr mit Bed.entwicklung ‚Gerippe‘ aus ‚toter
Körper‘ auf die Sippe ref¹ (s. d.) weisen.
Wieder anders setzt Fick 3 (Germ.)⁴ 103 die Vorform an,
nämlich als „hrepaz, hrepiz“; er geht offenbar von einer
Aufspaltung eines vormaligen s-St. aus.
Aus dem Dt. wurde das Wort in nndl. rif ‚Trage-
korb‘, aus dem Nordgerm. in me. rip(pe) ‚Fisch-
korb‘ (Björkman [1900–02] 1973: 2, 218), ne.
rip ‚Korb‘ (Thorson 1936: 73) entlehnt.
Fick 3 (Germ.)⁴ 103; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 2, 1976; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 469; eMED
s. v. rip(pe) n.; WNT s. v. rif⁴; eOED s. v. rip n.¹; Vries,
Anord. et. Wb.² 256 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 833;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 60; ONP s. v. hrip;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 128; Magnússon, Ísl.
Orðsb. 374; Torp, Nynorsk et. ordb. 533; NOBFM s. v.
rip³; Jakobsen, Et. dict. of the Norn lang. 2, 706. – Günther
1987: 112.
Die germ. Wörter gehen dann auf urgerm.
*χripa- zurück, wenn die übliche Verbindung
mit lett. (pl.) kribas f. ‚zusammengebundene
Stäbe, welche den Boden des Bauernschlittens
bilden‘ zutreffend ist. In dem Fall wäre die ge-
meinsame Vorform *krib-ó/éh₂-.
*krib- ist die Schwundstufe einer Wz. uridg.
*krei̯b-, die sonst keine Entsprechungen hat.
Wenig überzeugend ist die Analyse von *krei̯b- als
Wz.erweiterung mit *-b- zu *krei̯-, das selbst eine Bil-
dung zu *sker- ‚drehen, biegen‘ wäre (so Walde-Pokorny
2, 572; Pokorny 937).
Abzulehnen ist die von L. Sütterlin, IF 25 (1909), 65 f.
vorgeschlagene Verbindung mit ai. śrpa- n. ‚Getreide-
schwinge, Korb zum Worfeln des Getreides‘, da dieses
Wort seinerseits etym. unklar ist (vgl. Mayrhofer, KEWA
3 366; ders., EWAia 2, 651).
Da bei dem Ansatz urgerm. *χripa- der Vokalismus nicht
vereinbar ist, ist die in der Literatur verbreitete und eben-
falls auch unter korb ‚Korb, Korb(hütte), (Fisch-)Reuse‘
(s. d.) erwähnte Anbindung von ref (an der betreffenden
Stelle ist „ref“ in „ref²“ zu ändern) an lat. corbis f./m.
‚Korb‘ abzulehnen, ganz unabhängig von der Frage, ob die
Herleitung aus vorurit. *(s)korbhi-/*(s)kbhi- zutrifft oder
nicht. Eine Verbindung wäre nur unter dem Ansatz ur-
germ. *χrepi(z)- denkbar; in dem Fall müsste lat. corbis
auf vorurit. *(s)kbi- beruhen.
Walde-Pokorny 2, 572; Pokorny 937; Mühlenbach-
Endzelin, Lett.-dt. Wb. 2, 277. – Petersson 1916: 80;
O. Hujer, IJ 7 (1919 [1921]), 116; Trier 1952: 61. 69;
E. Polomé, JIES 2 (1974), 112; H. H. Bielfeldt, PF 32
(1985), 49–58.
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