reino² adv., in B, GB, bei O: ‚rein, sau-
ber, richtig, tadellos, sorgfältig, uneigennützig,
vollkommen; caste, munde‘ (mhd. reine adv.
‚rein, lauter, vollkommen, schön, ganz und
gar‘, nhd. rein adv. ‚ausschließlich, völlig, ganz
und gar‘; mndd. rêin adv. ‚deutlich, unmissver-
ständlich, ganz, vollständig‘; frühmndl. reine
adv. ‚sauber, ordentlich, vollkommen‘ [a. 1285],
mndl. reine adv. ‚dss.‘). S. reini. – reinôn sw.v.
II, bei O und Gl. 2,700,37 (10./11. Jh., mfrk.):
‚reinigen, säubern; medicare, purgare‘ (zu den
Fortsetzern s. reinen; as. hrēnon sw.v. II ‚reini-
gen‘ im Hel, mndd. rēinen sw.v. ‚von Beimi-
schungen befreien, läutern, von Schmutz be-
freien, säubern, von Schuld, Sünden befreien‘:
< westgerm. *χrai̯n-ōi̯e/a-). Deadj. Bildung. S.
reini. – gireinôn bei O und Gl. 2,141,42 (wohl
10. Jh.): ‚reinigen, läutern, entsühnen; expiare‘
(mhd. gereinen ‚reinigen‘; vgl. andfrk. girēnen
sw.v. I ‚reinigen‘ [a. 901–1000], frühmndl.
ghereinen ‚reinigen‘ [a. 1240], mndl. gereinen
‚dss.‘; got. gahrainjan sw.v. I ‚reinigen;
καϑαρίζειν, καϑαίρειν‘). – irreinôn bei O: ‚rei-
nigen, ausfeilen‘ (mhd. erreinen ‚reinigen‘, nhd.
mdartl. ält. schweiz. erreinen ‚entjungfern‘
[vielleicht fälschlich für entreinen] [Schweiz. Id.
6, 991]; vgl. got. ushrainjan sw.v. I ‚ausfegen;
ἐκκαϑαίρειν‘). – reinunga f. ō-St., Gl. 2,488,42
(10. Jh., alem.): ‚Reinigung, Säuberung; pia-
men‘ (mhd. reinunge st.f. ‚Reinigung‘, nhd.
mdartl. schweiz. reining f. ‚Reinigung, Nach-
geburt der Kuh‘ [Schweiz. Id. 6, 992; Stalder,
Versuch eines schweiz. Id. 2, 268 s. v. reinen],
schwäb. †reinung f. ‚Reinigung‘ [Fischer,
Schwäb. Wb. 5, 272], hess.-nassau. reinung f.
‚Nachgeburt beim Vieh‘ [Berthold, Hessen-
nassau. Volkswb. 2, 827], thür. reinung f.
‚Windfege, Nachgeburt‘ [Spangenberg, Thür.
Wb. 5, 124], osächs. reinung f. ‚Nachgeburt
[bei Tieren]‘ [Frings-Große, Wb. d. obersächs.
Mdaa. 3, 460], schles. reinung, reinige f.
‚Nachgeburt‘ [Mitzka, Schles. Wb. 2, 1106]; as.
hrēnunga f. ō-St. ‚Reinigungsopfer; piaculum‘
in Gl. 2,583,1 = WaD 97, 15 [10. Jh.], mndd.
rēininge f. ‚Säuberung, rituelle Waschung,
Befreiung von Krankmachendem, Befreiung
von Sünde und Schuld‘; frühmndl. reininghe
f. ‚Reinigung, Säuberung‘ [a. 1240], mndl.
reininge f. ‚dss.‘). Verbalabstraktum mit dem
Fortsetzer des Suff. urgerm. *-unǥō- (s. -inga).
S. reinen, reinôn. – reisa f. ō-St., Gl. 2,255,29
(in 2 Hss., 9. Jh. und 3. Viertel des 11. Jh.s,
beide bair.) und bei O: ‚Zug, Einzug, das Auf-
sitzen; sessio‘ (mhd. reise, reis st.f. ‚Aufbruch,
Zug, Reise, Heereszug‘, eine reise samen ‚ein
Heer für einen Feldzug sammeln‘, die
strîchende reise ‚Streifzug‘, lobsame reise ‚Rö-
merzug‘, in reise wîse ‚im Krieg, durch Krieg‘,
nhd. Reise f. ‚Fortbewegung über eine größere
Entfernung‘, seine letzte Reise antreten verhül-
lend für ‚sterben‘, auf Reisen gehen ‚verreisen‘,
auf Reisen sein ‚unterwegs sein‘; mndd. rêise f.
‚Fahrt zu einem entfernten Ort, Pilgerreise,
Wallfahrt, Kriegszug, zurückzulegender Weg,
Wegstrecke, [in Verbindung mit einem Ordi-
nale] einer von mehreren Zeitpunkten, Mal,
Menge die auf einmal befördert werden kann,
Fuhre‘, rêise rîden ‚eine Handelsfahrt unterneh-
men‘, half rêise ‚Reise ohne Rückkehr‘, alle
rêise ‚jedesmal‘; frühmndl. reise f. ‚Reise, Zug,
Kriegszug‘ [a. 1240], mndl. reise, rese f. ‚dss.‘,
ene reise riden/varen ‚zu Pferd oder Fuß einen
Kriegszug unternehmen‘; afries. reise, reis f.
‚Reise, Fahrt, Kriegszug, Strafexpedition, Exe-
kutionszug‘, monich reisa ‚oft‘, rūmesk reise
‚Pilgerfahrt nach Rom‘: < westgerm. *rai̯sō-;
spätaisl. reisa f. ‚Reise, Fahrt, [in Verbindung
mit einem Ordinale] mal‘ ist aus dem Mndd.
entlehnt). Das o-stufige Verbalabstraktum ist
zum st.v. I rîsan (s. d.) gebildet. – Ahd. Wb.
7, 869 f. 871 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 740. 756;
eKöbler, Ahd. Wb. s. vv. gireinōn, irreinōn,
reino¹, reinōn, reinunga, reisa; Schützeichel⁷
258; Starck-Wells 479; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 7, 376.
MK