rellen sw.v. I, nur part.prät. karalit . ur-
guetur in der Hs. München, Clm. 6279 (Hs.
aus der 2. Hälfte des 8. Jh.s, Glossen wohl zeit-
nah eingetragen, obd.): ‚bedrängen, treiben ?;
urgere‘. – Frühnhd. rellen sw.v. ‚plagen, ve-
xieren‘.
Unklar bleibt, ob mhd. rellen sw.v. ‚schroten‘,
frühnhd. rellen sw.v. ‚dss.‘ und nhd. dial. bair.
rellen sw.v. ‚dss.‘ ebenfalls hierhergehören
(mit semantischer Entwicklung von ‚bedrän-
gen‘ → ‚Körner bedrängen‘ → ‚Körner schro-
ten‘) oder ob es lautliche Var. zu mhd. rendeln,
renlen sw.v. ‚rändeln, schroten‘ sind.
Ahd. Wb. 7, 906; Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 710ak
(https://glossen.germ-ling.uni-bamberg.de/bstk/710ak);
Lexer 2, 402. 403; Götze [1920] 1971: 176; Dt. Wb.
14, 804. – Schmeller, Bayer. Wb.² 2, 86. – A. Nievergelt,
Sprachw 37 (2012), 396; A. Nievergelt, E. Glaser, FS
Lühr 2016: 324.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
aisl. hrella sw.v. ‚beunruhigen, plagen‘, nisl.
hrella sw.v. ‚reizen, verärgern, deprimieren,
quälen‘. Die Folge -ll- ist mehrdeutig. Etym. ist
die Herleitung aus urgerm. *χrađlii̯e/a- nahelie-
gend, das dann zu der Gruppe um ahd. rad² adj.
‚schnell, rasch‘ und redan st.v. ‚schütteln‘
(s. dd.) gehört. Somit gehört das Verb zur Wz.
uridg. *kret- ‚schütteln, rütteln‘.
Alternativ findet sich in der Literatur auch das Rekon-
strukt urgerm. *χrazlii̯e/a-. Magnússon, Ísl. Orðsb. 370
schlägt dafür eine Verbindung mit der Gruppe um nisl.
hrasl m. ‚Abfall, Dreck, Imbiss, Happen‘ vor, für die er
eine Vorform urgerm. *χras-, *χres- ansetzt. Dessen wei-
tere Etym. ist aber unklar (vgl. die Angabe in Svenska
akad. ordb. s. v. räs); die von Magnússon, Ísl. Orðsb. 367
gegebene etym. Anbindung an die Gruppe um lat. carrō
‚krempele Wolle‘ ist jedenfalls kaum wahrscheinlich, da
dieses Wort auf die Wz. uridg. *(s)kers- ‚kratzen, Wolle
krempeln‘ zurückgeht (s. skerran), eine Erweiterung
der Wz. uridg. *(s)ker- ‚scheren, kratzen, abschneiden‘
(s. skeran).
Der von Vries, Anord. et. Wb.² 254 erwogene Anschluss
von urgerm. *χrazlii̯e/a- an die Gruppe um ahd. rîs ‚Reis,
Zweig‘ (s. d.), welche die Wz. uridg. *krei̯s- ‚in vibrie-
render Bewegung sein, (sich) schütteln‘ fortsetzt, ist laut-
lich nicht möglich.
Vries, Anord. et. Wb.² 254; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 267;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 53; ONP s. v.
hrella²; Jónsson, Lex. poet. 280; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 126; Magnússon, Ísl. Orðsb. 370.
RS