ren*
Band VII, Spalte 376
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ren* m. a/i-St., nur in Gl. 3,328,39 (14.
Jh., bair.-frk.): ‚Strieme, Wundmal; vibex‘. Das
auf ren folgende 〈dotblute〉 ist in seiner Deu-
tung umstritten. In der Regel wird es in der
Nachfolge von StSGl 3,328,39 Anm. zur Stelle
als nähere Bestimmung zu ren aufgefasst: „ren
(strieme) der hiute“, also als ‚Strieme der Haut‘.
Dagegen geht Riecke 2004: 2, 476 f. von einem
Subst. mit der Bed. ‚krustiges, geronnenes Blut,
Wundmal‘ aus, also einem Komp. aus tôt adj.
‚tot‘ und bluot n. ‚Blut‘. In diesem Fall wäre die
bei Riecke a. a. O. nicht erklärte Endung der sw.
Deklination (-e) eine durch die Komposition
bedingte Suff.erweiterung mit urgerm. *-an-. –
Das Wort hat später keine Fortsetzer. Ver-
gleichbar sind jedoch mhd. rennelîn st.n.
‚Wundmal‘, frühnhd. renne f. ‚Strieme‘ und das
bei Höfler 1899: 505 gebuchte Wort Renle n.
‚die farbige Stelle, wo auf einer Wunde geron-
nenes Blut krustig aufliegt‘.

Ahd. Wb. 7, 907; Splett, Ahd. Wb. 1, 742; eKöbler,
Ahd. Wb. s. v. ren ?; Bergmann-Stricker, Katalog Nr.
556; Lexer 2, 404; Dt. Wb. 14, 807. – Riecke 2004: 2,
405 f.

In den anderen germ. Sprachen scheint es keine
Entsprechungen zu geben.
Etymologisch ist ahd. ren eine vermutlich erst
innerahd. Ableitung von ahd. rennen sw.v. I
‚rinnen machen‘ (s. d. [vgl. weiter rinnan; dort
auch zur weiteren Etym.]; vgl. ahd. girennit
‚geronnen‘, rennisal n. ‚Gerinnsel‘ [s. d.]).
Das in der medizinischen Fachsprache verwen-
dete Wort ist für Ableitungsbasis und Semantik
mit mhd. renne sw.f. ‚was die Milch gerinnen
macht, Lab‘ (Lexer 2, 403), frühnhd. renne f.
‚Lab‘ (Götze [1920] 1971: 176) vergleichbar,
einem Fachwort aus der Käseherstellung.

Die Annahme, dass ahd. renula m. ‚Muskel‘ (s. d.) eine
Ableitung von ahd. ren sei, findet sich verbreitet in der
Literatur, vgl. Splett, Ahd. Wb. 1, 742; Riecke 2004: 2,
214: „es handelt sich um eine Suffixerweiterung zu ahd.
ren ‚Strieme‘“. Da aber renula wegen der Bed. sicher zu
as. (?) wreno m. ‚Muskel‘ (nur Gl. 2,583,70: uurénon .
toros) gehört, ist ren etymologisch nicht verwandt: Die
as. (?) Form weist sicher auf eine Vorform mit *r-.
Riecke 2004: 2, 214 gibt für as. wreno einen Ansatz
„*reno“, der aber wohl aus Starck-Wells 481 übernom-
men ist; der Grund für ein hinzugefügtes w- bliebe un-
klar. Auch müssten die Bed. ‚Strieme‘ und ‚Muskel‘ über
,Strang, Streifen‘ vermittelt werden.

S. rennen, rennisal, rinnan.

RS

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