rento m. n-St., nur in Gl. 3,458,32 (um
1000 oder Mitte des 11. Jh.s, mfrk.): ‚Zaunkö-
nig; bitriscus‘ 〈Var.: uurendo (zum Erhalt von
anlautendem w- vor r im Mfrk. vgl. Braune-
Heidermanns 2018: § 106 Anm. 1; zur Schrei-
bung d für ahd. t im Mfrk. vgl. ebd., § 163)〉.
Etwas häufiger belegt ist die Ableitung rentilo
‚dss.‘ (s. d.).
Neuß 1973: 136 und Kroonen, Et. dict. of Pgm. 594 ord-
nen das Wort fehlerhaft dem As. zu.
Ahd. Wb. 7, 907; Splett, Ahd. Wb. 1, 743; eKöbler, Ahd.
Wb. s. v. rento; Schützeichel⁷ 259; Starck-Wells 481;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 390; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 752. – Suolahti [1909] 2000: 80;
Neuß 1973: 134–136.
Ahd. rento kann unmittelbar mit ae. wrenna,
werna, wrænna, wærna m. ‚Zaunkönig‘, auch
wrenne f. ‚dss.‘ (zur Metathese von -r- vgl.
Brunner 1965: § 179, 1; Hogg 1992: 297;
zu -æ- neben -e- ebd., 124; zur Kürzung der Ge-
minate -nn- ebd., 288 f.), me. wren(ne) (neben
wrene, wranne, frühme. wrænna) ‚dss.‘, ne.
wren ‚dss.‘ verbunden werden, wenn im Ae.
Schwund von urgerm. *-đ- in der Gruppe
*-nđ(i)i̯- mit anschließender westgerm. Gemi-
nation von vorwestgerm. *-ni̯- > westgerm.
*-nni̯- eingetreten ist; sämtliche Formen wür-
den in dem Fall auf urgerm. *u̯ranđii̯an- zu-
rückgehen (vgl. u. a. Suolahti [1909] 2000: 80;
Kroonen, Et. dict. of Pgm. 594).
Zuletzt hat aber M. Snædal, SLingC 133 (2016),
104–106 diese bisher weit akzeptierte An-
nahme des Schwunds von urgerm. *đ zwischen
*n und *i̯ (vgl. etwa Brunner 1965: § 198 Anm.
1; E. Seebold, Sprache 15 [1969], 20; ders.
1972: 96 f.; ders., in Mayrhofer 1980: 452;
Lühr 1988: 343 f.; Schaffner 2001: 555; Casa-
retto 2004: 440), die auf F. Kluge, Anglia 4
(1881), 105 f. zurückgeht (vgl. auch – etwas ab-
weichend – ders., PBB 10 [1885], 444; ders.
1913: 73), abgelehnt; sie hat bereits W. van
Helten, PBB 30 (1905), 248–251 bestritten (kri-
tisch auch Kieckers 1928: 80 f.). Falls kein all-
gemeiner Schwund von *-đ- in dieser Position
anzunehmen ist, müsste bei diesem Wort mit ei-
nem nicht lautgesetzlichen Schwund des Den-
tals gerechnet werden, da die ahd. kaum von der
ae. Form zu trennen ist.
Eine abweichende Ablautstufe zeigen aisl., nisl.
rindill m. ‚Zaunkönig‘ (im Nisl. auch ‚dünne,
schlanke Person‘), nnorw. dial. rennill ‚dss.‘,
(mit Umbildung) dial. ringille, (nn.) ringerle
‚dss.‘ < nordgerm. *u̯rendila-.
In der Literatur findet sich zur Übersetzung von aisl. rindill
häufig ‚Bachstelze‘ (vgl. etwa Vries, Anord. et. Wb.² 446).
Die nordgerm. Formen trennt F. Holthausen, IF 35
(1915), 133 ohne Not von den westgerm. Wörtern und
stellt sie als nasalierte Bildung zu aisl. ríða ‚sich drehen‘
(s. rîdan ‚gewunden, gedreht, halsstarrig‘).
Kroonen, Et. dict. of Pgm. 594; Holthausen, Ae. et. Wb.
408; Bosworth-Toller, AS Dict. 1274; eMED s. v. wren(ne)
n.; Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 1754; eOED
s. v. wren n.¹; Vries, Anord. et. Wb.² 446 f.; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 65 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 3, 114;
ONP s. v. rindill; Jónsson, Lex. poet. 466 (rindilþvari);
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 229; Magnússon, Ísl.
Orðsb. 763. – W. B. Lockwood, GS Kerns 1981: 197–200;
Lockwood 1984: 171; ders. 1993: 171 f.; Strathmann
2008: 2, 353 f.; Ringe-Taylor 2014: 211.
Die germ. Wörter stehen in der Indogermania
allein und sind daher in ihrer Etym. schwierig.
Falls sie überhaupt etymologisiert werden, wird
eine Ableitung zu einer zu uridg. *u̯er- ‚sich dre-
hen, wenden‘ erweiterten Wz. uridg. *u̯ren-dh-
‚drehen‘ angenommen (vgl. u. a. Magnússon, Ísl.
Orðsb. 763), die aber ohne Parallelen bleibt und
auch nicht bei Pokorny 1152 ff. erscheint.
Nimmt man an, dass der Schwanz des Vogels
für die Namengebung entscheidend war, kann
man mit S. Neri (mündlich) den Vogelnamen
unmittelbar an die Wz. uridg. *u̯er- ‚sich dre-
hen‘ anschließen und dabei folgende Ablei-
tungskette annehmen: *u̯r-ent- ‚sich drehend,
wedelnd‘ wurde zu *u̯r-ont- ‚der sich Dre-
hende, der Wedelnde‘ substantiviert, das zu
‚Schwanz, Schweif‘ lexikalisiert wurde; hier-
von ist einerseits *u̯rontii̯ó- ‚durch einen
Schwanz charakterisiert‘ (mit *-n- erweitert als
‚der durch den Schwanz charakterisierte [Vo-
gel]‘) und andererseits auch *u̯rontelo- ‚dss.‘
abgeleitet; bei *u̯rontelo- wäre auch eine erst
innergerm. Ableitung möglich. Alternativ ist
die Substantivierung eines Adj. *u̯rent-o- ‚sich
drehend, wedelnd‘ zu *u̯ront-i- ‚Schwanz,
Schweif‘ denkbar (zu diesem Muster vgl. H. C.
Melchert, in Tichy u. a. 2003: 129–139), das zu
*u̯ront-i-(h₁)on- ‚mit einem Schwanz versehen‘
weitergebildet wäre.
Die Bewegung des Schwanzes kann bei einem
kleinen Vogel durchaus ein Benennungsmotiv
sein. Beim Balzen ist diese Bewegung für das
Vogelweibchen charakteristisch: Anders als bei
anderen Vögeln bewegt er sich sowohl auf und
ab als auch seitlich hin und her.
Eine semantische Parallele ist mhd. sweif st.m.
‚schwingende Bewegung‘ neben ‚Schwanz‘ (s.
sweif).
V. Blažek, RSl 55 (2005), 66.
RS