rentôn sw.v. II, nur bei O (nur im Inf.
belegt): ‚darlegen, verantworten, Rechenschaft
geben‘. Das Wort ist unmittelbar aus mlat. ren-
dere, das u. a. die Bed. ‚Rechenschaft geben,
Bericht erstatten‘ hat, entlehnt (zur Einordnung
in die sw.v. II vgl. H. Sommer, PBB 94 [1972],
57 Fn. 14). – Das Verb ist später nicht mehr
fortgesetzt. Aus derselben rom. Wortgruppe,
nämlich aus afrz. rente ‚Rückgabe, regelmäßige
Lieferung, Tribut, regelmäßige Einkünfte‘ sind
in späterer Zeit mhd. rënte, rënt st.f. ‚Einkünfte,
Ertrag‘ (mit der Ableitung mhd. rënten sw.v.
‚an Renten eintragen‘), nhd. Rente f. ‚regelmä-
ßiger, monatlich zu zahlender Geldbetrag, der
jmdm. als Einkommen aufgrund einer [gesetz-
lichen] Versicherung bei Erreichen einer be-
stimmten Altersgrenze, bei Erwerbsunfähigkeit
o. Ä. zusteht, regelmäßige Zahlungen, die jmd.
aus einem angelegten Kapital, aus Rechten ge-
gen andere, als Zuwendung von anderen o. Ä.
erhält, (Wirtschaft) festverzinsliches Wertpa-
pier, Anleihe‘ (u. a. mit der Ableitung berenten
sw.v. ‚jmdm. in den Ruhestand versetzen‘)
übernommen.
Wegen der deutlich späteren Entlehnungszeit dieser
Wörter, die auch durch die Entsprechungen in den ande-
ren germ. Sprachen bestätigt wird (s. u.), ist die Annahme
von Bailey 1997: 2, 400, dass auch rentôn eine denom.
Ableitung von einem bereits frühzeitig entlehnten ahd.
*renta ist, wenig wahrscheinlich; es wäre dann vermut-
lich auch ein sw.v. I zu erwarten.
Ahd. Wb. 7, 912; Splett, Ahd. Wb. 1, 743; eKöbler, Ahd.
Wb. s. v. rentōn; Schützeichel⁷ 259; Seebold, ChWdW9
674; Graff 2, 531; Lexer 2, 406 f.; 3, Nachtr. 347; Dt. Wb.
14, 816. 817; Kluge²¹ 596 f.; Kluge²⁵ s. v. Rente; ePfeifer,
Et. Wb. s. v. Rente. – Kelle [1856–81] 1967: 3, 482; Franz
1884: 11. 38; Pollard 1935: 46; Raven 1963–67: 2, 120;
Siebert 1971: 139; H. Sommer, PBB 94 (1972), 78; DRW
11, 890 f.
Eine von ahd. rentôn unabhängige Entlehnung,
nämlich aus anglonorm. rendre, render, rendir
‚(zurück-)geben, übergeben, machen, wieder-
geben, bezahlen, wiederholen, erfüllen, ausfüh-
ren, berichten, tragen‘ (vgl. eAnglo-Norm. dict.
s. v. rendre), ist me. rendren (neben rendre,
-der[en], -dir) sw.v. ‚räumen, vortragen, wie-
derholen, übersetzen‘, ne. render sw.v. ‚erbrin-
gen, machen, erweisen, leisten, wiedergeben,
verkünden, übergeben, übersetzen, vortragen‘.
Eine Entsprechung zu mhd. rënte, rënt ist in den
germ. Sprachen weiter verbreitet: mndd. rente
(neben reynte, rinte) f. ‚regelmäßiges Einkom-
men aus Vermögen oder Rechten gegen andere,
Rente‘ (dazu renten sw.v. ‚Ertrag, Zinsen ein-
bringen‘); frühmndl. rente f. ‚Rente, Geldsum-
me, die man periodisch schuldet oder empfängt‘,
mndl. rente (neben rinte, reinte) f. ‚Rente, Ab-
gabe, Einkünfte‘, nndl. rente, rent f. ‚Zins‘;
afries. rent(e), rant(e), rinte, rēnte f. (meist Pl.)
‚Rente, Ertrag (aus einem Kapital oder Grund-
stück), Einkünfte, Abgabe‘, nwestfries. rinte
f./m. ‚Rente, Zins‘, saterfries. raante f. ‚Zinsen,
Rente, Anteil am Gewinn, Miete‘ (dazu raantje
sw.v. ‚handeln, feilschen, verzinsen‘); me.
rent(e) (neben rentte, renth[e]) ‚Zins, Einkom-
men, Miete, Abgabe, Steuer, Gebühr‘, ne. rent
‚Miete, Pacht, Mietpreis, Wohnungsmiete,
(Pacht-)Zins, Abgabe, Leihgebühr‘; (aus dem
Mndd.) aisl., nisl., fär. renta f. ‚Rente, Einkom-
men, Lohn‘, adän., ndän., nnorw. rente ‚Zins‘,
aschwed., nschwed. ränta ‚dss.‘.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 2, 2043 f. 2046;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 463; VMNW s. v. rente;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 6, 1281 ff.; Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 545; Vries, Ndls. et. wb. 572; Et. wb. Ndl.
Ke-R 653 f.; WNT s. vv. rent, rente; Hofmann-Popkema,
Afries. Wb. 401; Richthofen, Afries. Wb. 992; Fryske wb.
18, 60 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 3, 28; Fort, Saterfries.
Wb.² 484; eMED s. vv. rendren v., rent(e) n.; Klein,
Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 1327; eOED s. vv.
render v., rent n.¹; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1134; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 3, 84; ONP s. v. renta;
Jónsson, Lex. poet. 464; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 227; Magnússon, Ísl. Orðsb. 755; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 2, 891; Nielsen, Dansk et. ordb. 134.
344; Ordb. o. d. danske sprog 17, 786 ff.; NOB s. v. rente;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 869; Svenska akad. ordb.
s. v. ränta subst.¹.
Mlat. rendere, das neben ‚Rechenschaft geben,
Bericht erstatten‘ auch ‚vergelten, heimzahlen,
entschädigen, in die Tat umsetzen, ausführen,
durchführen, bezahlen, begleichen, einen Ar-
beitsdienst leisten, (refl.) sich niederlassen‘ be-
deutet, setzt mit sekundärem Nasal lat. reddere
‚zurückgeben, von sich geben‘ fort. Die Nasa-
lierung ist hier kein seltener Fall von Nasal-
epenthese vor Dental, sondern eine analogische
Umbildung nach Verben wie lat. praehendere
‚fassen, ergreifen, nehmen‘ und vendere ‚ver-
kaufen‘ (vgl. Stotz 1996–2004: 3, 7 § 255). Da-
zu ist mlat. rendita (auch renda, renta) ‚Pacht-
zins, Einkommen ohne Arbeitsleistung‘ das als
Fem. aufgefasste substantivierte Part.Perf. im
Nom.Pl.n., eigtl. ‚zurückerstatte (Sachen)‘.
Im Rom. ist das Verb fortgesetzt als italien. ren-
dere ‚zurückbringen, zurückerstatten, erweisen,
einbringen, abwerfen, machen, wiedergeben,
übertragen‘, nfrz., prov. rendre ‚zurückgeben,
erwidern, (ab-)geben, fällen, erlassen, erbre-
chen, erzeugen, übergeben‘, span. rendir ‚ein-
bringen, abwerfen, leisten, erweisen, abgeben,
besiegen, bezwingen, ermüden, erschöpfen, ab-
lösen, beenden‘, port. render ‚(ein-)bringen, ab-
werfen, leisten, ablösen, ehren‘, das Subst. als
italien. rendita f. ‚Ertrag, Rendite, Rente‘, frz.
rente f. ‚Rente, Staatsanleihe‘, prov., katal.
renda f. ‚Einkommen, Rente, Steuererklärung‘.
Lat. reddere ist ein Komp. aus re- ‚zurück, wie-
der‘ und -ddere ‚geben‘ (mit -dd- aus dem re-
duplizierten Präs. uridg. *dé-doh₃-/*-dh₃-) zur
Verbalwz. uridg. *deh₃- ‚geben‘.
Walde-Pokorny 1, 814 ff.; Pokorny 223 ff.; LIV² 105 f.;
LIPP 2, 664 ff.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 360 ff.;
2, 422. 424; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 178 ff. 565 f.;
de Vaan, Et. dict. of Lat. 174 f. 516; Niermeyer, Med. Lat.
lex.² 2, 1167. 1185; Du Cange² 7, 66. 123; Körting, Lat.-
rom. Wb.³ Nr. 7859; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr.
7141; Wartburg, Frz. et. Wb. 10, 171 ff.
RS