rerten
Band VII, Spalte 405
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rerten sw.v. I, NBo, NCat, NMC und
Nps: ‚(eine Melodie) harmonisch erklingen
lassen, etw. anpassen, (auf etw.) abstimmen,
etw. in Übereinstimmung oder in Einklang brin-
gen, jmdn./etw. nach etw./jmdm. (aus-)richten,
sich an jmdm. orientieren, nach etw. streben;
applicare, contemperare, instituere, niti, referre,
sequi, se subdere, (carmina) temperare‘, part.
perf.pass. girertit ‚zusammenklingend, harmo-
nisch; consonus‘ 〈Var.: rart-〉.

Ahd. Wb. 7, 916 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 725; eKöbler,
Ahd. Wb. s. v. rerten; Schützeichel⁷ 259; Graff 2, 534;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 47 (applicare). 140 (consonus).
144 (contemperare). 345 (instituere). 430 (niti). 561
(referre). 605 (sequi). 632 (s. v. subdere). 656 (tempe-
rare). – Riecke 1996: 349; R. Große, Sprachw 27 (2002),
283–294.

Ahd. rerten < westgerm. *rardie/a- hat kei-
ne Entsprechungen in den anderen germ.
Sprachen.
Anders gebildet sind ae. reordian sw.v. ‚spre-
chen, sagen, reden, lesen‘, me. rērden (früh-
me. reordien) sw.v. ‚sprechen‘, ne. (schott.,
selten) reird sw.v. ‚ein Geräusch machen, ru-
fen, brüllen, bellen, prahlen‘ < westgerm.
*rardiōe/a-.
Die Formen sind Ableitungen von der Wz. in
ahd. rarta (s. d.). Im Ahd. sind beim Verb ledig-
lich okkasionelle Gebrauchsweisen mit seman-
tischen Sonderbed. belegt.

Zur Problematik des St.vokals der ae. Subst. reorde und
reord, die ein j-haltiges Suff. verlangen, s. rarta (vgl.
auch Hogg 1992: 59). Eine andere Erklärungsmöglich-
keit für -eo- im Subst. ist vielleicht die Annahme einer
Beeinflussung des St.vokals durch das Verb, falls dieses
urspr. ein sw.v. III westgerm. *rarda-/-e/a- mit sekun-
därem Übertritt in die sw.v. II (vgl. dazu Brunner
1965: § 417, 2) war. In dem Fall ist die Entwicklung des
St.vokals im Verb lautgesetzlich in den Formen mit dem
Suff. *-e/a- eingetreten. Dies hätte den Vorteil, dass
sämtliche in den germ. Sprachen belegte Formen des
Subst. auf ein einheitliches urgerm. *razđō- rückführbar
sind. Im Engl. wäre die unbeeinflusste Lautung des
Subst. urgerm. *razđō- lediglich in me. rearde erhal-
ten. Man könnte in einem weiteren Schritt auch das
ahd. Verb auf dieses sw.v. III zurückführen; zum
Übertritt eines ehemaligen sw.v. III in die Klasse I im
Ahd. vgl. huggen (s. d., aber ohne Hinweis auf die äl-
tere St.klasse; vgl. aber Riecke 1996: 325; Braune-
Heidermanns 2018: § 368 Anm. 3). Die Ableitung von
urgerm. *razđō- als sw.v. III könnte dabei etwa durch
das Antonym urgerm. *þaǥa-/-e/a- ‚schweigen‘ (s.
dagên) oder durch bed.verwandtes *χaza-/-e/a- ‚rufen‘
(s. harên und St. Schaffner, FS Eichner 2009: 175–
181) bedingt sein.
Bosworth-Toller, AS Dict. 792; Suppl. 686; eMED s. v.
rērden v.; eOED s. v. reird v. – Brunner 1965: §§ 38
Anm. 2. 412 Anm. 9.

S. rarta.

RS


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